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Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert hat den am Donnerstag, 20. August 2015, im Alter von 93 Jahren verstorbenen früheren Bundestagsabgeordneten Egon Bahr (SPD) als „weitsichtigen Architekten der neuen Ostpolitik“ gewürdigt. In einem Beileidschreiben an die Ehefrau Bahrs erinnert Lammert daran, dass Bahr einst den Ausdruck „Wandel durch Annäherung“ geprägt habe - als ein „epochemachendes Motto und die treffgenaue Beschreibung eines Politikverständnisses, das stets mit dem Namen Bahrs verbunden bleiben“ werde.
Gemeinsam mit Willy Brandt habe Egon Bahr seinerzeit gegen manche Skepsis und Widerstände eine neue Ära der bundesdeutschen Außenpolitik eingeleitet. „Die Wahrung des Friedens war sein politisches Leitmotiv, nach dem er als Abgeordneter und Minister gehandelt hat“, schreibt Lammert. Bahr sei damit zu einem Vorbild für viele geworden.
Der Bundestagspräsident erinnert daran, dass Bahr sich bis zuletzt rege an der politischen Debatte beteiligte, die er mit seinen Erfahrungen immer wieder bereichert habe. Dabei sei er nicht müde geworden, daran zu erinnern, dass der Frieden keine Selbstverständlichkeit sei, man ihn wahren und sichern müsse. Dieses Vermächtnis einer großen Persönlichkeit der deutschen Nachkriegspolitik werde nachwirken: „Dem fühlen wir uns verpflichtet.“ Egon Bahr habe sich „um das friedliche Zusammenwachsen Deutschlands und Europas, um die Demokratie und um unser Land verdient gemacht“, schreibt der Bundestagspräsident. Der Deutsche Bundestag werde ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Egon Bahr wurde am 18. März 1922 im thüringischen Treffurt geboren und arbeitete nach dem Krieg als Journalist in Berlin, Hamburg und Bonn. Seit 1956 Mitglied der SPD, wurde er 1960 von Willy Brandt, damals Regierender Bürgermeister von Berlin, an die Spitze des Presse- und Informationsamtes berufen. Mit der Ernennung Brandts zum Bundesaußenminister am 1. Dezember 1966 kam Bahr als Sonderbotschafter in das Auswärtige Amt in Bonn.
Bei der Bundestagswahl am 19. November 1972 zog Egon Bahr über die Landesliste Schleswig-Holstein erstmals in den Bundestag ein. Im Dezember 1972 wurde er Bundesminister für besondere Aufgaben und ständiger Berater von Bundeskanzler Willy Brandt in allen Fragen der Ost- und Deutschlandpolitik. Nach Brandts Rücktritt 1974 übernahm er bis 1976 das Amt des Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Nach der Bundestagswahl 1980 leitete er den Unterausschuss „Abrüstung und Rüstungskontrolle“ des Auswärtigen Ausschusses. Bei der ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl am 2. Dezember 1990 bewarb sich Egon Bahr nicht mehr für um Mandat. (vom/20.08.2015)