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Er ist Vorsitzender des Deutschen Volkshochschul-Verbandes und Sprecher der Arbeitsgruppe „Bildung und Forschung“ der SPD-Bundestagsfraktion. Auf seiner Internetseite bekennt der Bundestagsabgeordnete Dr. Ernst Dieter Rossmann: „Gute Bildung für alle Menschen ist mein politisches Lebensthema.“ Der Politiker aus Elmshorn in Schleswig-Holstein ist seit fast 45 Jahren Sozialdemokrat und gehört dem Deutschen Bundestag bereits in der fünften Legislaturperiode an. Für den Sozialdemokraten sollte Bildung ein Menschenrecht sein. Er sagt: „Bildung bringt Chancengleichheit, wenn sie kein Privileg für wenige Kinder und Jugendliche und nicht abhängig vom Einkommen und Vermögen beziehungsweise vom Bildungsstand der Eltern ist.“
Herzensangelegenheit sind Ernst Dieter Rossmann die frühkindliche Bildung sowie die Betreuung der Kinder in Ganztagsschulen. Als Mitglied im Bildungsausschuss des Bundestages setzt sich Ernst Dieter Rossmann außerdem für eine solide Berufsausbildung, gute Hochschulen und einen Ausbau der Weiterbildung ein.
Bereits als Schüler interessierte sich Ernst Dieter Rossmann für Politik. Am Bismarck-Gymnasium in Elmshorn war er Mitbegründer politischer Arbeitskreise und engagierte sich in unterschiedlichen sozialen Initiativen. Als Jugendlicher verfolgte er am Radio und in der Zeitung den ersten Frankfurter Ausschwitz-Prozess, und er erinnert sich noch heute gut an dieses historische Ereignis: „Das Theaterstück ,Die Ermittlung' von Peter Weiss hat mich sehr berührt. Es hat ja viel zu lange ein schlimmes Tabu über die Judenvernichtung und die unmenschlichen Taten der Nazis gegeben.“ Peter Weiss hatte am Auschwitz-Prozess als Zuschauer teilgenommen und das Theaterstück aus den Protokollen des Journalisten Bernd Naumann entwickelt. Ernst Dieter Rossmann: „Mich hat das sehr beeindruckt und politisch geprägt.“
Vielleicht wurde damals auch ein Grundstein mehr für sein politisches Engagement in der SPD gelegt, denn Ernst Dieter Rossmann wurde dann in der politischen Schülerarbeit noch aktiver und trat zu Beginn seines Studiums auch in die SPD ein. „Die SPD war für mich schon damals wegen ihrer Friedens- und Entspannungspolitik, ihrer Sozialpolitik, aber auch dem Eintreten für gleiche Bildungschancen die überzeugendste Partei. Willy Brandt war eine charismatische Persönlichkeit und für mich ein glaubwürdiger, ernsthafter Politiker. Ich fand die SPD auch gut, weil sie in meiner Heimatstadt Elmshorn eine ehrliche Kommunalpolitik machte“, erklärt der Abgeordnete.
Nach dem Abitur studierte Ernst Dieter Rossmann Psychologie und schloss das Studium 1974 als Diplom-Psychologe ab. Zu dieser Zeit engagierte er sich bereits mehrere Jahre in einer Obdachlosen-Initiative und sagt heute rückblickend: „Soziales Engagement war für mich immer eine Selbstverständlichkeit. Ich wurde schon als Kind im Elternhaus dazu angehalten, mich für Schwächere einzusetzen. Wir kümmerten uns in der Obdachlosen-Initiative um etwa fünfzehn Familien und fast 80 Kinder und Jugendliche, die in der Notunterkunft in Baracken leben mussten. Tatkräftig unterstützt wurden wir von einem sozialdemokratischen Sozialstadtrat, der unser Engagement schätzte. Er ermöglichte viele Dinge, die nur kommunalpolitisch lösbar waren, wie zum Beispiel Wohnraum für die Familien zu finden. Damals reifte in mir die Erkenntnis, dass über ein parteipolitisches Engagement sehr viel erreicht werden kann.“
Nach dem Studium arbeitete Ernst Dieter Rossmann als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fachschule für Sozialpädagogik in Hamburg in der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern. Gleichzeitig betreute er zwei sportwissenschaftliche Projekte des Bundesinstitutes für Sportwissenschaft und übernahm Lehraufträge an der Universität Hamburg, wo er 1986 zum Doktor der Sportwissenschaften promovierte.
Ernst Dieter Rossmann ist entweder ein Genie in Multitasking, das spielend mehrere Dinge nebeneinander schafft, oder er ist einfach perfekt organisiert. 1981 wurde er trotz der beruflichen Auslastung zum Vorsitzenden des SPD-Ortsvereins Elmshorn gewählt, ein Amt, das er für seine Partei immer noch mit großem Engagement wahrnimmt. Ein Jahr zuvor war er schon zum Mitglied der Stadtverordnetenversammlung gewählt worden und amtierte später auch als Kulturdezernent.
Wie er all diese Aufgaben schaffen konnte, erklärt Ernst Dieter Rossmann heute so: „Ich hatte zeitweise drei Jobs zu erledigen. Das war nur möglich, weil ich mich sehr gut organisieren konnte. Am Morgen verließ ich das Haus mit drei Aktentaschen. In der ersten befand sich der Lehrstoff für die Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher. In der zweiten hatte ich die sportwissenschaftlichen Unterlagen und in der dritten Aktentasche die Arbeitsmaterialien, die ich als SPD-Vorsitzender, Stadtverordneter und Kulturdezernent brauchte. Ich konnte alles gut bewältigen, aber ich gebe zu, es war oft eine Herausforderung.“
Die Arbeit in der Kommunalpolitik war eine solide politische Schule, die Ernst Dieter Rossmann keinesfalls missen möchte. Die Erfahrungen, die er dort sammeln konnte, waren die Basis für seine politische Arbeit in der Landes- und Bundespolitik. Er sagt: „Kommunalpolitik ist die direkteste Art der Auseinandersetzung mit den Bürgern. Es gilt komplexe Fragen zu lösen, man lernt zuzuhören, zu reden, zu argumentieren und kulturvoll zu streiten. Vor allem aber lernt man in einem Stadtparlament Kompromisse einzugehen, weil Politik ohne Kompromisse nicht funktioniert.“
Ausgestattet mit einem guten politischen Fundament kandidierte Ernst Dieter Rossmann 1987 für den Landtag von Schleswig-Holstein. Er erinnert sich: „Es war eine turbulente Zeit. Die CDU verlor bei dieser Wahl ihre absolute Mehrheit. Die SPD wurde erstmals seit 1958 stärkste Kraft im Landtag, und wir Sozialdemokraten waren sehr optimistisch, dass nach 40 Jahren CDU-Landesregierung ein Wechsel gelingen könnte.“
Doch zunächst kam es anders. Weil die CDU nach der Landtagswahl ein Bündnis mit der FDP einging, ergab sich ein Patt, denn beide Parteien verfügten gemeinsam über 37 der 74 Landtagsmandate. Die SPD stellte 36 Abgeordnete und verfügte zusammen mit einem Abgeordneten des Südschleswigschen Wählerverbandes (SSW) ebenfalls über 37 Mandate. Dann spitzte sich die Affäre um Uwe Barschel dramatisch zu. Einer der größten politischen Skandale der bundesdeutschen Geschichte fand mit dem Rücktritt von Uwe Barschel am 2. Oktober 1987 seinen Höhepunkt.
In der Nacht zum 11. Oktober 1987 kam der Politiker unter nicht geklärten Umständen in einem Genfer Hotel ums Leben. Am 8. Mai 1988 gab es in Schleswig-Holstein Neuwahlen, und die SPD errang mit einem Zuwachs von 9,6 Prozent die absolute Mehrheit von 54,8 Prozent der Stimmen. Björn Engholm wurde Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein und Ernst Dieter Rossmann mit 37 Jahren Sprecher für den großen Politikbereich Bildung, Jugend, Kultur und Sport.
Zehn Jahre lang übernahm Ernst Dieter Rossmann in der Landespolitik Verantwortung, unter anderem auch als Vizepräsident des Landtages sowie als stellvertretender Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion. Die Bildungspolitik war im Laufe seiner Karriere immer ein Schwerpunkt seiner politischen Arbeit. Wie schon als Kommunalpolitiker setzte sich Ernst Dieter Rossmann auch als Landtagsabgeordneter dafür ein, dass alle Menschen eine Chance bekommen, über gute Bildung persönlich voranzukommen.
Wie sehr ihm Bildung am Herzen liegt, zeigt sich auch in seinem Engagement im Deutschen Volkshochschul-Verband, dessen Vorsitzender Ernst Dieter Rossmann seit 2007 ist. Er sagt: „Die rund 950 Volkshochschulen in den 16 Landesverbänden leisten hervorragende Bildungsarbeit. Es gibt immer mehr qualifizierte Angebote, von denen in den nächsten Jahren noch mehr Menschen profitieren können.“
Im Jahr 1998 verließ Ernst Dieter Rossmann die Landespolitik und kandidierte erstmals für den Deutschen Bundestag. Ausgestattet mit zwei Jahrzehnten politischer Erfahrung übernahm der Sozialdemokrat diese Aufgabe mit viel Engagement. Er sagt: „Ich meisterte die Herausforderungen in der Stadtpolitik – sei es als Parteivorsitzender, sei es im Stadtparlament – erfolgreich und hatte zehn Jahre Verantwortung in der Landespolitik übernommen. Damit konnte ich auf solides Fundament für die Kandidatur für den Deutschen Bundestag bauen.“
Ernst Dieter Rossmann sollte Recht behalten. Er gewann das Direktmandat mit 47,9 Prozent und holte, obwohl die SPD stärkste Kraft wurde, in seinem Wahlkreis mehr Stimmen als die SPD mit 40,9 Prozent im Gesamtergebnis. Ernst Dieter Rossmann erinnert sich: „Wir waren damals von dem Wunsch der Bürger nach Veränderung getragen. Die Sozialdemokraten und Gerhard Schröder als Kanzlerkandidat erhielten sehr viel Zuspruch von den Wählern, die von CDU/CSU und Helmut Kohl als Kanzler nach 16 Jahren genug hatten. Der Wille zur Erneuerung war überall zu spüren.“
Inzwischen ist Ernst Dieter Rossmann bereits in der fünften Legislaturperiode Bundestagsabgeordneter. Mit der Wahl zum Sprecher der Arbeitsgruppe „Bildung und Forschung“ der Fraktion im Jahr 2009, haben sich die Sozialdemokraten für einen sehr kompetenten Bildungspolitiker entschieden, der alle Fragen der Bildungspolitik von der Pike auf kannte.
Da geht es jetzt um die große Linie in der Bildungs- und Forschungspolitik, und milliardenschwere Förderprogramme, aber Ernst Dieter Rossmann hat trotz des großen Gesamtbereichs mit einem Haushalt von mittlerweile über 16 Milliarden Euro auch immer ein paar sehr konkrete Anliegen und Ziele, für die er sich einsetzt.
Besonders am Herzen liegt ihm zum Beispiel die Unterstützung der Menschen mit einer ausgeprägten Lese- und Rechtschreibschwäche bis hin zum Analphabetismus. Davon sind im hochentwickelten Deutschland immerhin 7,5 Millionen Menschen betroffen. Die SPD-Bundestagsfraktion hatte hierzu einen Antrag eingebracht, der inzwischen in vereinfachter Sprache vorliegt. Ernst Dieter Rossmann sagt: „Das ist ein kleiner Baustein, damit sich Menschen mit einer Lese- und Rechtschreibschwäche leichter selbstständig über die Forderungen der Koalitionsfraktionen zur Alphabetisierung und Grundbildung informieren können“.
Entscheidend ist für den Abgeordneten aber, dass sich endlich etwas bewegt bei Bund, Land und Kommunen, in den Betrieben und Verwaltungen für die Unterstützung von Menschen mit fehlender Grundbildung. „Was hier bisher getan wird, ist skandalös wenig. Da müssen wir jetzt ordentlich klotzen“, erzürnt sich der Abgeordnete und wirkt dabei sehr kämpferisch. Ernst Dieter Rossmann: „Wo kommen wir denn hin, wenn jeder siebte Erwachsene nicht lesen und schreiben kann in Deutschland? Das müssen wir doch gemeinsam energisch ändern.“ (bsl/17.09.2015)