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Begleitet von Posaunenklängen füllte vorweihnachtlicher Chorgesang die Halle des Paul-Löbe-Hauses. © DBT/Melde
Draußen plätscherte die Spree bei frühlingshaften 13 Grad träge vor sich her. Drinnen, im Paul-Löbe-Haus, kam am Donnerstag, 17. Dezember 2015, dennoch vorweihnachtliche Stimmung auf. Dafür verantwortlich zeichnete die überfraktionelle Kulturinitiative, die zum alljährlichen Adventssingen eingeladen hatte. Neben Rüdiger Veit (SPD), Johannes Selle (CDU/CSU), Dr. Diether Dehm (Die Linke) und Tabea Rößner (Bündnis 90/Die Grünen) fand sich dabei einer auf der Sängerbühne wieder, der dem Bundestag eigentlich schon ade gesagt hatte.
Eine sehr hohe Stirn, ein weißer Haarkranz und eine ebenso farbiger Schnurrbart – nein, nicht den Darsteller des aufsehenerregenden Werbeclips einer Supermarktkette hatten die interfraktionellen Sänger geladen, sondern ihr ehemaliges Mitglied Dr. Peter Gauweiler. Es habe Tradition, so der ehemalige Unionsabgeordnete, der sein Mandat im März 2015 niedergelegt hatte, dass beim Adventssingen das zuletzt aus dem Bundestag ausgeschiedene Mitglied der Kulturinitiative zur Begrüßung sprechen dürfe.
„Wenn Sie also nach ihrem Ausscheiden aus dem Bundestag hier noch mal reden wollen, kommen Sie in die Kulturinitiative“, warb Gauweiler. In seiner Begrüßung ging er auch auf den schon erwähnten Werbeclip ein, bei dem ein alter Mann seinen Tod vortäuscht, um seine Kinder und Enkel endlich mal wieder um sich zu haben und schlussendlich fröhlich zu feiern.
Die Bereitschaft, richtig froh zu sein, sei es, was Weihnachten ausmache, sagte er. In der Kulturinitiative hätten sich er und seine Kollegen auch immer bemüht zu zeigen, dass die Bereitschaft, „richtig froh zu sein“, mit den Anspannungen des politischen Betriebs entgegen aller Unkenrufe vereinbar sei. „Das wollen wir heute sichtbar unter Beweis stellen“, kündigte Gauweiler an.
Dann wurde musiziert und gesungen. Dabei zeigte sich einmal mehr, dass das Paul-Löbe-Haus vielleicht optisch nicht übermäßig ansprechend ist, angesichts der vielen grauen Betonwände, die dringend nach etwas Farbe zu schreien scheinen. Die Akustik dieser hohen Halle aber hat es in sich.
Und so schallte die Musik des Posaunenchors der Evangelischen Landeskirche Berlin- Brandenburg unter Leitung von Landesposaunenwart Siegfried Zühlke bis in den letzten Winkel und rief so immer mehr Mitarbeiter und Abgeordnete herbei, denen der Sinn nach vorweihnachtlichem Gesang stand.
Nicht immer wurde dabei jeder Ton perfekt getroffen, nicht immer waren die begeisterten Sänger und Sängerinnen textsicher. Doch der eifrige Posaunenchor sorgte dafür, dass die Missklänge nicht weiter auffielen. Und als mit „Oh du fröhliche“ das Adventssingen seinem Ende zu ging, hatten alle Beteiligten eine angenehme Stunde mit fröhlicher Besinnlichkeit hinter sich gebracht. Um dann vor die Tür zu treten und sich angesichts des lauen Lüftchens zu fragen: Ja ist denn heut schon Frühling?
Zwei Tage zuvor, am Dienstag, 15. Dezember 2015, sorgte ein renommierter Chor aus Schweden, der der ‚Stockholms Musikgymnasiums Kammarkör‘ unter der Leitung von Helene Stureborg für besinnliche Stimmung im Bundestag.
Heller Gesang drang durch das Paul-Löbe-Haus - Ruhe trat ein, als die Jungen und Mädchen des Lucia-Chors mit ihren weißen Gewändern und Kerzen in der Hand in die Halle Einzug hielten. Die schwedische Botschaft lädt den preisgekrönten Chor jedes Jahr zur Weihnachtszeit nach Berlin ein.
Im Mittelpunkt steht Lucia, die schwedische Lichterkönigin. Die Lichterkönigin, gekrönt durch einen mit brennenden Kerzen verzierten Lichterkranz, erhellte zusammen mit ihren 20 singenden Begleitern das Parlamentsgebäude. Der Chor sang schwedische und deutsche Weihnachtslieder.
In Schweden gilt Lucia als Vorbotin des Weihnachtsfestes. Jedes Jahr am 13. Dezember wird in Schweden Lucia gefeiert. Mit dem Fest und den damit verbundenen Bräuchen soll Freude und Helligkeit in die dunklen Tage des ausklingenden Jahres gebracht werden. „Lucia erinnert uns an Hoffnung, Licht und eine bessere Zukunft“, erklärte Lars Danielsson, Botschafter des Königreichs Schwedens, der den Chor begleitete.
Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer bedankte sich bei den Sängerinnen und Sängern: „In einer Zeit, in der es viel Dunkelheit gibt, tut es gut, Licht zu sehen und zu erfahren.“ Singhammer betonte, dass das Licht der Lucia eine Botschaft des Friedens sei und uns Mut mache, auch wenn die Ereignisse dieses Jahres die Menschen mit Sorge in das nächste blicken lasse. (hau/abb/17.12.2015)