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Christian Petry ist 50 Jahre alt, seit mehr als 35 Jahren parteipolitisch aktiv und ein Sozialdemokrat aus voller Überzeugung. Im Januar 2016 ist es zwei Jahre her, dass der Saarländer Nachrücker für den Bundestagsabgeordneten Reinhold Jost wurde, der als Minister für Justiz, Umwelt und Verbraucherschutz in die saarländische Landesregierung wechselte. Als Bundestagsabgeordneter gehört Christian Petry dem Finanzausschuss und dem Ausschuss für Europaangelegenheiten an. Der Politiker sagt: „Als Saarländer schlägt mein Herz zu hundert Prozent für Europa, denn wir im Saarland leben Europa Tag für Tag. Frankreich oder Deutschland, Franzose oder Deutscher – für uns gibt es keine Landesgrenzen und auch keine Grenzen im Kopf.“
Schon als Schüler interessiert sich Christian Petry für Politik. „Ich engagierte mich schon mit 14 Jahren in der Schülervertretung meines Gymnasiums als Mittelstufensprecher. Wenn es politische Diskussionsveranstaltungen in unserem Ort oder an der Schule gab, war ich meist dabei. So kam ich mit den Jusos in Kontakt, die viele politische Veranstaltungen organisieren“, erinnert sich Christian Petry.
1979 hatte die Nato beschlossen, US-Atomraketen auf dem Gebiet der Bundesrepublik zu stationieren, wenn die Abrüstungsverhandlungen mit der Sowjetunion scheitern würden. Dagegen protestierten Hunderttausende Menschen, auch Christian Petry ging auf Demos und wurde im gleichen Jahr Mitglied bei den Jusos. Da war er 14 Jahre alt und nicht der Einzige, der sich den Jusos anschloss. „Von den etwa 120 Schülern unserer Jahrgangsstufe am Gymnasium waren etwa die Hälfte politisch aktiv, und zehn Mitschüler sind zusammen mit mir den Jusos beigetreten“, erinnert sich der Abgeordnete.
Vorbild für den 14-jährigen Gymnasiasten war bei seinem Eintritt bei den Jusos allerdings nicht der sozialdemokratische Bundeskanzler Helmut Schmidt, sondern der Saarländer Oskar Lafontaine. Warum, begründet Christian Petry heute so: „Unter Helmut Schmidt war die Stationierung der US-Atomraketen auf die Tagesordnung der politischen Entscheidungen gekommen. Auch wenn der Bundestag erst 1983 unter Helmut Kohl für den Nato-Doppelbeschluss stimmte, war ich als Gymnasiast von Helmut Schmidt enttäuscht, denn in seiner Kanzlerschaft wurden die Voraussetzungen dafür geschaffen. Im Laufe der Jahre hat sich meine Enttäuschung relativiert, aber damals konnte ich seine Entscheidungen nicht verstehen."
Christian Petry studierte Mathematik mit Nebenfach Informatik an der Universität Saarbrücken und an der Fachhochschule für Verwaltung des Saarlandes. Dort erhielt er das Diplom als Verwaltungswirt. Auch als Student engagierte er sich weiter bei den Jusos und unterstützte 1985 den Wahlkampf der SPD im Saarland.
Petry erinnert sich: „Wir Jusos wollten den regierenden Ministerpräsidenten Werner Zeyer (CDU) abwählen. Der damalige Sozialdemokrat Oskar Lafontaine forderte ihn heraus und gewann die absolute Mehrheit. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es noch nie ein Politiker geschafft, aus der Opposition heraus die absolute Mehrheit zu gewinnen, und auch für uns Jusos war das natürlich ein Riesenerfolg.“
Die Wahlbeteiligung lag damals bei 85 Prozent und wurde als dürftig eingeschätzt. Wenn man das mit den Wahlen heute vergleicht, war die Wahlbeteiligung vor 30 Jahren geradezu sensationell. Oskar Lafontaine wurde 1985 der erste sozialdemokratische Ministerpräsident des Saarlandes, führte eine SPD-Alleinregierung und blieb 13 Jahre lang Landesvater.
Nach acht Jahren bei den Jusos trat Christian Petry 1987 in die SPD ein, da war er 21 Jahre jung. In der saarländischen SPD lernte er Friedel Läpple kennen, der im Kabinett von Oskar Lafontaine 1985 saarländischen Innenminister geworden war und der ihn parteipolitisch prägte. „Ich hatte nach dem Studium ein Jahr Zivildienst in einer Schule für körperlich behinderte Kinder absolviert und bekam 1992 das Angebot, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der SPD-Landtagsfraktion im Saarland zu werden“, sagt Christian Petry.
Das war vielleicht der Auslöser dafür, dass Christian Petry entschied, die Politik zu seinem Beruf zu machen. Schon zwei Jahre später wurde der ehrgeizige junge Politiker persönlicher Referent des saarländischen Innenministers und sagt über diese Zeit: „Zu Friedel Läpple hatte ich schnell eine vertrauensvolle und enge Bindung. Er bestärkte mich darin, meinen parteipolitischen Weg konsequent zu gehen und mich dabei nicht zu verbiegen, sondern ehrlich und aufrichtig zu sein. Ich versuche das immer zu beherzigen.“
Christian Petry blieb vier Jahre lang ein enger Mitarbeiter des Innenministers und konnte in dieser Zeit in der Landespolitik viele parlamentarische Erfahrungen sammeln. Er lernte die Strukturen der Partei kennen und seinen eigenen parteipolitischen Weg zu gehen.
20 Jahre Erfahrungen in der Landespolitik sind eine exzellente Grundlage für eine Kandidatur für den Deutschen Bundestag. Das fand nicht nur Christian Petry, sondern auch die saarländische SPD. Er sagt rückblickend: „Ich bewarb mich um eine Kandidatur und wurde im Jahr 2012 als Kandidat für die Bundestagswahl in der Landesliste aufgestellt.“ Platz vier war zwar kein sehr aussichtsreicher Listenplatz, weil erfahrungsgemäß nur die Plätze eins bis drei wirklich chancenreich waren.
Christian Petry nahm die Herausforderung trotzdem an und zog mit großem Engagement in den Bundestagswahlkampf. Die Frage, ob der Kanzlerkandidat Peer Steinbrück im Wahlkampf eher hinderlich war beantwortet Christian Petry mit einem klaren Nein. „Ich wusste natürlich, dass es große Diskussionen um Peer Steinbrück gab, auch innerhalb der SPD. Für das Saarland kann ich aber nicht bestätigen, dass uns die Wählerinnen und Wähler an den Wahlkampfständen negativ auf ihn angesprochen hätten.“
Trotz seines unermüdlichen Einsatzes im Wahlkampf reichte es am Ende nicht für einen Wahlsieg. „Mich hat das Gesamtwahlergebnis der SPD sehr enttäuscht, denn wir hatten uns wirklich mehr erhofft“, sagt der Sozialdemokrat.
Auf Platz vier der Landesliste bestand für Christian Petry allerdings die realistische Chance, als Nachrücker Bundestagsabgeordneter zu werden. „Diese Chance erhielt ich drei Monate nach der konstituierenden Sitzung des 18. Deutschen Bundestages im Januar 2014. Da wechselte der Bundestagsabgeordnete Reinhold Jost als Minister in die saarländische Landesregierung. Ich wurde sein Nachfolger im Deutschen Bundestag und nahm das Mandat sehr gern an“, sagt der Politiker.
Die SPD-Fraktion im Bundestag entsandte Christian Petry in zwei Ausschüsse. Der Finanzausschuss war dem diplomierten Verwaltungswirt sehr willkommen. Der Ausschuss für die Angelegenheiten der Europäischen Union für den überzeugten Europäer Christian Petry ein Glücksfall, weil ihm die Einigkeit Europas besonders am Herzen liegt. Eine der größten Herausforderungen für den Europaausschuss sieht Christian Petry darin, in der Flüchtlingsproblematik eine schnelle, einheitliche europäische Linie zu finden.
Die längerfristige Herausforderung besteht für den Europaausschuss seiner Meinung nach darin, dass die Abgeordneten des deutschen Parlaments Europa zu ihrer Herzensangelegenheit machen. Christian Petry ist überzeugt: „Wenn wir ein geeintes und soziales Europa möchten, müssen wir als Ausschuss bei allen Parlamentariern des Deutschen Bundestages das Bewusstsein schaffen, dass Deutschland in den nächsten Jahren und Jahrzehnten Kompetenzen an das Europäische Parlament abgeben muss.“
Dazu gehört für Christian Petry, dass endlich eine gemeinsame europäische Außenpolitik möglich wird. „Wir sollten nach innen die nationale Souveränität leben und nach außen ein geeintes Europa schaffen. Ich glaube, dass in dieser Frage parteiübergreifend mit den meisten Kollegen im Europaausschuss Konsens besteht“, erklärt der SPD-Abgeordnete. (bsl/21.12.2015)