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Er engagiert sich seit 35 Jahren politisch. Seit 2009 ist Burkhard Lischka Bundestagsabgeordneter. Als innenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion und Obmann der Sozialdemokraten im Parlamentarischen Kontrollgremium sind die innere Sicherheit, Alltagskriminalität und organisiertes Verbrechen, Asyl- und Flüchtlingsfragen sowie die Migrationspolitik seine Themen. Der Jurist aus Magdeburg trat im Jahr des Mauerfalls in die SPD ein, weil ihm soziale Gerechtigkeit und eine solidarische Gesellschaft Herzensangelegenheit sind. Burkhard Lischka sagt: „Mein Vater war Pfarrer, er vermittelte mir christliche Werte und erzog mich dazu, dass mir die Menschen nicht egal sind, vor allem wenn sie Hilfe brauchen. In der Kirche heißt das Nächstenliebe, in der SPD Solidarität.“
Das Interesse für die Gemeinschaft entwickelte Burkhard Lischka schon als Gymnasiast. Mit 14 Jahren gründete er an seinem Gymnasium ein Schülercafé und wurde zum Schülersprecher gewählt. Ein Jahr später war er schon Stadtschülersprecher und Mitglied der Bezirksschülervertretung. „Ich hatte Freude daran, mich für andere zu engagieren und wollte die Dinge so verändern, dass möglichst viele Menschen einen Nutzen haben. Deshalb trat ich als Schüler in die grüne Partei ein, denn mit den grünen Zielen konnte ich mich damals am besten identifizieren“, sagt der Politiker.
Anfang der 1980er-Jahre erlebte Burkhard Lischka eine hoch politische Zeit. Hunderttausende protestierten gegen den Nato-Doppelbeschluss und die Stationierung von Atomraketen. „Eine neue Umweltbewegung formierte sich. 1980 wurden die Grünen als Bundespartei gegründet, 1983 übersprangen sie erstmals die Fünf-Prozent-Hürde und zogen in den Deutschen Bundestag ein. Ich war froh über diese Entwicklung und wollte mich genau dort engagieren. Aus heutiger Sicht war es wohl mein Einstieg in die Politik“, sagt der gebürtige Sauerländer.
Vor den Wahlen zum Stadtrat von Marsberg wurde an seinem Gymnasium eine grüne Wählerinitiative gegründet. „Es war enorm spannend. Wir jubelten, als die Initiative 12,5 Prozent der Wählerstimmen erhielt und ich konnte es gar nicht fassen, dass ich als Gymnasiast mit 19 Jahren in den Stadtrat gewählt war“, erzählt der Politiker.
Nach dem Abitur leistete Burkhard Lischka in der Kinder- und Jugendaufnahme einer geschlossenen Kinder- und Jugendpsychiatrie Zivildienst und studierte anschließend Rechtswissenschaften. „Ich merkte sehr schnell, dass das Jura-Studium ein echtes Lernstudium ist und ich nur durch zielstrebiges Büffeln erfolgreich sein würde. Deshalb verzichtete ich während der Studienzeit und des Referendariats am Landgericht Paderborn weitgehend auf ein zeitintensives parteiliches Engagement. Ich konzentrierte mich auf meine Berufsausbildung sowie das erste und zweite Staatsexamen“, erzählt der Abgeordnete.
Obwohl sich Burkhard Lischka eine politische Abstinenz verordnet hatte, trat er im Jahr des Mauerfalls in die SPD ein. Warum er Sozialdemokrat wurde, erklärt er 27 Jahre später so: „Ich war immer ein politischer Mensch, aber ich war ebenso wie Otto Schily und andere Mitglieder der grünen Partei enttäuscht von den zermürbenden Flügelkämpfen, die dort damals herrschten. Die Überzeugung, dass die Partei etwas bewegen kann, ging mir abhanden. Die SPD besetzte inzwischen ebenfalls Themen, die mir am Herzen lagen – Anti-Atomkraft, Ökologie und soziale Gerechtigkeit. Die Einigkeit der Sozialdemokraten konnte man deutlich sehen, als am 20. Dezember 1989 die Berliner Erklärung mit nur einer Gegenstimme und drei Enthaltungen beschlossen wurde. Die Entscheidung für die SPD, die ich im gleichen Jahr wie Otto Schily traf, ist auch nach 27 Jahren noch richtig. Ich hatte bei den Sozialdemokraten meine politische Heimat gefunden“.
Nach dem zweiten juristischen Staatsexamen begann für Burkhard Lischka die berufliche Orientierung. Er wurde Notarassessor und 1998 Geschäftsführer der Notarkammer Sachsen-Anhalt. Sein Lebensmittelpunkt war die Landeshauptstadt Magdeburg geworden. Dort begann der Jurist sich auch wieder parteipolitisch zu engagieren. Im Jahr 2004 wurde er in den Stadtrat von Magdeburg und zum Vorsitzenden des Ausschusses für kommunale Rechts- und Bürgerangelegenheiten der Landeshauptstadt Magdeburg gewählt.
Für Burkhard Lischka war die Arbeit im Stadtparlament enorm wichtig. Er betont: „Die Kommunalpolitik ist keinesfalls das Kellergeschoss der Politik. Sie ist ihr Zentrum. Kommunalpolitik ist sehr direkt, in positiver und negativer Hinsicht. Es geht um eine gute Kinderbetreuung, funktionierende Schulen und Seniorentreffs, Sportstätten, kulturelle Einrichtungen und soziale Angebote. Über all das muss die Kommunalpolitik entscheiden und trägt dabei eine große Verantwortung.“
Zwei Jahre nach der Wahl in den Magdeburger Stadtrat wurde Burkhard Lischka Mitglied des Landesvorstandes der SPD Sachsen-Anhalt und im gleichen Jahr Staatssekretär im Ministerium der Justiz des Landes Sachsen-Anhalt. Dass die Sozialdemokraten der Landespartei das Engagement und das Fachwissen des Juristen schätzten, zeigte sich in Vorbereitung der Bundestagswahl 2009. Als der langjährige Bundestagskandidat und Parlamentarische Geschäftsführer der SPD Bundestagsfraktion, Dr. Uwe Küster, 2008 erklärte, er wolle 2009 nicht erneut kandidieren, wurde Burkhard Lischka sein Nachfolger. „Mich hat es gereizt, mich bundespolitisch zu engagieren, und ich freute mich über das Vertrauen meiner Partei, mir eine solche Verantwortung zu übertragen. Ich begriff es aber auch als eine große Herausforderung“, sagt der Politiker.
Ein Jahr vor der Bundestagswahl startete Burkhard Lischka einen sehr persönlichen Wahlkampf. Er verteilte 50.000 Postkarten an die Wähler in seinem Wahlkreis und lud sie zu Diskussionen bei Kaffee und Kuchen ein. Den Kaffee sollten die Bürger kochen, er bot sich an, den Kuchen mitzubringen. „Das Angebot wurde so gut angenommen, dass ich im Wahlkampf mehr als 200 Kaffee- und Kucheneinladungen realisierte. Ich diskutierte mit vielen Menschen in deren Wohnzimmer über Politik, war in Vereinen, Senioreneinrichtungen und wurde sogar von einer ganzen Straße eingeladen, weil die Anwohner mich kennenlernen wollten“, erinnert sich Burkhard Lischka. Seine Strategie ging auf. Burkhard Lischka hatte viele Wähler überzeugt. Sie sprachen ihm mit ihrem Ja auf dem Stimmzettel das Vertrauen aus. Der Jurist wurde 2009 zum Bundestagsabgeordneten der SPD im Wahlkreis 70 gewählt.
Vier Jahre später kandierte Burkhard Lischka erneut und steigerte sein Wahlergebnis um satte vier Prozent. „2013 hatte ich eine andere Wahlkampfidee. Ich besuchte die Menschen in den Dörfern und lud sie zu Grillfesten ein. In ungezwungener Atmosphäre erzählten sie mir, was sie von der Politik und von ihrem Bundestagsabgeordneten erwarten. Ich erklärte, welche Ziele meine Partei hat und wie ich diese Ziele im Wahlkreis umsetzen würde“, sagt Lischka. Mit dieser Wahlkampfstrategie konnte der Sozialdemokrat viele Wähler überzeugen. Er war auch bei seiner zweiten Kandidatur für den Deutschen Bundestag erfolgreich.
Nachdem Burkhard Lischka 2011 zum rechtspolitischen Sprecher seiner Fraktion gewählt wurde, übernahm er im Oktober 2014 die Funktion als innenpolitischer Sprecher der Sozialdemokraten. Im Innenausschuss setzt er sich für eine „vernünftige Flüchtlingspolitik“ und die Integration von Menschen ein, die in Deutschland Asyl suchen.
„Ich würde mir im Innenausschuss mehr Konsens wünschen, aber die Positionen sind diametral. Das an sich wäre nicht dramatisch, denn eine Demokratie muss unterschiedliche Standpunkte aushalten. Die Debatten werden aber oft nicht sachlich geführt, sondern sehr polemisch. Mein Grundsatz ist: Politiker sollten immer zuerst die Fakten prüfen, bevor sie mit Schlagworten an die Öffentlichkeit gehen, weil das oft unnötig polarisiert. Ich wäre froh, wenn wir im Innenausschuss gemeinsame Lösungsansätze finden könnten, wie die Integration von Asylsuchenden gelingen kann – im Arbeitsmarkt, beim Wohnraum, bei den Deutschkursen und bei der Schulbildung von Kindern“, sagt Burkhard Lischka. (bsl/29.02.2016)