Navigationspfad: Startseite > Kultur & Geschichte > Kunst im Bundestag > Künstler
Johannes Geccelli, geboren am 14. Oktober 1925 in Königsberg, gestorben am 23. Juni 2011 in Jühnsdorf (Teltow-Fläming bei Berlin)
Am 14. Oktober 2015 wäre Johannes Geccelli 90 Jahre alt geworden. Es gilt, an einen Künstler zu erinnern, der ein für die Nachkriegsmoderne in Deutschland charakteristisches Werk geschaffen hat, wenngleich seine Stellung in vielfacher Hinsicht solitär blieb. Geccelli konzentrierte sich auf die Möglichkeiten, allein aus der Farbe heraus zu gestalten. Damit war er Teil der Bewegung der Farbfeldmalerei, der international so bedeutende Künstler wie Barnett Newman oder Mark Rothko angehörten – und in Deutschland Künstler wie Gotthard Graubner oder Rupprecht Geiger. Zugleich aber blieb die menschliche Figur ein wichtiger Bezugspunkt in seinem Werk. Seine Menschengestalten sind jedoch isolierte, flüchtige „Erscheinungen oder Entschwindungen“ (Jean Paul Sartre über die Skulpturen von Alberto Giacometti) in der Tradition des Existenzialismus: Geccelli abstrahierte die Menschenfigur zu einem „Riß“ oder Spalt inmitten seiner Farbflächen oder lässt sie nur noch hinter einem Farbschatten oder einer Farbverdichtung erahnen.
In dem Aquarell „Körper in Blau“ variiert Geccelli die Idee des „verschwindenden“, nur in seinen Spuren anwesenden Menschen. Indem er auf dem Blatt oben und unten jeweils einen Streifen frei lässt und einen zarten, lasierend-graublauen Fond schafft, wirkt dieser wie ein Tuch, auf dem das eigentliche Motiv dargestellt ist. Schemenhaft ist in der Farbe Blau, der Farbe der Transzendenz, eine doppelte menschliche Figur angedeutet – wie der Abdruck eines menschlichen Körpers.
Was vom Menschen(bild) bleibt, ist bei Geccelli mithin nur noch eine Farberscheinung, und so verbürgt das Tuch mit dem „Riß“ in der Mitte und den konturlosen Körperschatten zwar die Existenz des Menschen, ist aber zugleich Ausdruck seiner Vergänglichkeit und seiner existentiellen Gefährdung – Geccelli hat diesem Gedanken in seinem Aquarell eine seltene Eindringlichkeit verliehen, poetisch und beängstigend zugleich.
Die Arbeit gehört zu den ersten Werken, die 1968 von dem Abgeordneten Professor Gustav Stein als Grundstock für die Kunstsammlung des Deutschen Bundestages bei der Galerie Rudolf Zwirner in Köln erworben wurden.
Text: Andreas Kaernbach, Kurator der Kunstsammlung des Deutschen Bundestages