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Eigentlich wirkt Felix Magath ganz harmlos. Im Grunde richtig nett sogar. Freundlich lächelnd stellt sich der Mann, der als Spieler und Trainer so gut wie alles gewonnen hat, was es im Fußball zu gewinnen gibt, für Fotos zur Verfügung, hat hier ein nettes Wort parat und schüttelt dort ein paar Hände. Magath, der Quälix genannt wird, weil er seine Spieler im Training Medizinbälle schleppen lässt und ein Faible für ausgedehnte Waldläufe hat, war der Stargast beim zwölften Benefizturnier des FC Bundestag am Dienstag, 16. Juni 2015, auf dem Berliner Olympia-Gelände im Hanns-Braun-Stadion. Seine Aufgabe: Die Mannschaft des FC Bundestag zu unterstützen, die bei der vergangenen Auflage des Turniers den letzten Platz belegt hatte.
Der Kontakt zu dem Mann, der Bayern München und den VfL Wolfsburg zum Deutschen Meister gemacht hat, wurde durch den Kapitän des FC Bundestag, den CDU-Abgeordneten Marcus Weinberg, hergestellt. Für einen guten Zweck etwas zu tun – dafür sei er immer bereit, sagt Magath. Immerhin 12.000 Euro kamen als Erlös der Veranstaltung der Phytokids-Stiftung zugute, bei der Magath Vorsitzender des Stiftungsrates ist und die sich für kranke, einsame und benachteiligte Kinder einsetzt und Therapie- und Spielräume in Krankenhäusern oder sozialen Einrichtungen betreibt.
Doch es gab noch einen weiteren Anreiz für den 61-Jährigen. Die Bundestagsauswahl sei ja eine Art Nationalmannschaft, befand er. Und so könne er sich den Traum, einmal Nationaltrainer zu sein, doch noch erfüllen, fügte er schmunzelnd hinzu. Marcus Weinberg – tatsächlich mit einem Trikot der deutschen Nationalmannschaft bekleidet - freute sich, dass es gelungen ist, das Zugpferd Magath zu gewinnen. Und überhaupt sind solche Benefizturniere eine feine Sache. „Es geht uns darum, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden und mit unserem Sport ein bisschen Geld für soziale Zwecke einzusammeln“, machte er deutlich.
Als der Ball dann rollte wurde schnell klar, dass die Gegner - acht Teams mit Vertretern aus Wirtschaft, Sport und Medien - nicht gewillt waren, den Bundestagsfußballern und ihrem Star-Trainer etwas zu schenken. Als nämlich Christian von Stetten (CDU/CSU) für die fraktionsübergreifend besetzte Abgeordnetenmannschaft mit einem satten Linksschuss das erste Tor erzielte, stand es schon 2:0 für den Gegner vom Deutschen Beamtenbund.
Den beiden Toren der eifrigen Beamten gingen allerdings heftige Schnitzer der Bundestagsabwehr voraus. Als das Spiel doch noch in Richtung der Parlamentarier hätte kippen können – der eifrige von Stetten hatte nach einem Stellungsfehler der Beamtenabwehr Alois Rainer (CDU/CSU) in der Sturmmitte bedient, der nur knapp scheiterte – ließ sich Bundestagskapitän Weinberg als letzter Mann tunneln, der Torwart war ohne Chance und die Auftaktniederlage perfekt.
Wie nicht anders zu erwarten, reagierte Felix Magath mit radikalen Änderungen auf die Pleite. Kapitän Weinberg fand sich im Tor wieder. Auf Links stürmten die Unionsabgeordneten von Stetten und Dirk Fischer. Den Rechtsaußen gab André Hahn von der Linksfraktion. Und die Änderungen des Erfolgstrainers zeigten Wirkung. Hinten standen die Bundestag-Kicker sicher. Nur ein einziges Mal flog Torwart Weinberg unter einer Flanke durch, was aber auch die Stürmer vom Sparkassen- und Giroverband offenkundig überraschte.
Vorne war es einmal mehr von Stetten, der für Betrieb sorgte und Pech hatte, als er nur die Latte traf. Doch alle Hoffnung trog. Der erste gut durchkombinierte Angriff der Sparfüchse führte zum 0:1, auch wenn Keeper Weinberg noch mit den Fingern am Ball war. Angetrieben vom Coach warfen die Parlamentarier nun alles nach vorne. Eine gute Chance durch Rainer war die Folge. Doch als wenig später von Stetten in den Rasen trat statt den Ball zu spielen, setzte der Sparkassen- und Giroverband gegen die aufgerückte Abgeordnetenmannschaft den entscheidenden Konter. Mit 0:2 ging auch die zweite Partie verloren.
Coach Magath nahm es mit stoischer Miene hin. Und dachte wohl schon darüber nach, ob er seine Spieler als Strafmaßnahme bis zum Einbruch der Dunkelheit die Treppen zum Glockenturm raus und runter flitzen lassen sollte. Das letzte Gruppenspiel stimmte aber auch ihn versöhnlich. Gegen den großen Favoriten und späteren Turniersieger, die Betriebsmannschaft des Brauseherstellers Coca Cola, gelang ein respektables 0:0. Kaum auszudenken, wie die Leistungskurve der Bundestag-Kicker nach oben gehen könnte, würde Felix Magath bei jedem Spiel an der Seitenlinie stehen. (hau/27.07.2015)