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Es gibt wohl nicht allzu viele Texaner, die sich schon einmal mit der Feh- marnbelt-Querung beschäftigt haben. David Payne tut es derzeit. Der 23-Jährige aus Austin im US-Bun- desstaat Texas ist einer von 115 IPS-Stipendiaten aus 27 Ländern, die seit 14. März ein Praktikum im Büro eines Bundestagsabgeordneten absolvieren. In seinem Falle ist es das Büro des Unionsabgeordneten Ingo Gädechens, in dessen Wahlkreis Ostholstein der Ausgangspunkt für die deutsch-dänische Verkehrsverbindung liegt.
Klar, dass auch der amerikanische IPS-Stipendiat sich mit dem Thema beschäftigt, schließlich ist er "voll eingebunden in die Arbeit des Abgeordnetenbüros", wie er erzählt. Und das, so Payne, ist auch gut so. "Ich bekomme Aufgaben und fühle mich gut integriert", sagt er.
Das gilt für den Umgang mit den Mitarbeitern, aber auch mit Gädechens selbst. Mindestens einmal pro Tag kommt der "Chef" auf ihn zu, um sich zu erkundigen, wie es läuft. Genau so hatte der Amerikaner das auch erwartet. "Ich wollte nicht herkommen und zusehen. Meine Hoffnung war, dass ich etwas tun kann. Dafür bin ich sehr dankbar."
Auf das Programm des Internationalen Parlaments-Stipendiums (IPS) aufmerksam gemacht wurde er durch eine Professorin der University of Texas in Austin. Dort studiert Payne seit 2009 Volkswirtschaft und Germanistik. Deutschland-Erfahrungen hatte der junge Mann schon vorher.
Von Oktober 2007 bis Juli 2008 verbrachte er ein Austauschjahr an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und zeigte sich schon damals sehr zielstrebig. Bei solch einem Austauschjahr müsse jeder für sich entscheiden, ob er etwas lernen wolle oder "einen sehr teuren Urlaub machen will". Er habe sich für die erste Variante entschieden und den Kurs Deutsch als Fremdsprache belegt.
Als wichtigste Fremdsprache im heimatlichen Texas gilt jedoch Spanisch, was Payne ebenfalls fließend spricht. "Das ist einfach nötig, um klarzukommen", erzählt er. In manchen Stadtteilen Austins sei ohne Spanisch schlichtweg kein Leben möglich.
Das Lernen der deutschen Sprache war ihm hingegen eine Herzensangelegenheit. "Das hat sicherlich mit meinen deutschen Vorfahren zu tun, aber auch damit, dass ich an der High School deutsche Freunde kennengelernt habe." Dazu kommt noch: "Deutsch gefällt mir, es klingt einfach gut."
Außerdem passe es gut zu seinem Studienfach Volkswirtschaft. Deutschland sei immerhin "die größte Ökonomie Europas", sagt er. "Mit den USA gibt es eine starke Verbindung. Und die will ich pflegen." Auch seine berufliche Planung geht in diese Richtung: "Ich würde gern im deutsch-amerikanischen Handel tätig sein", sagt der 23-Jährige.
Doch derzeit beschäftigt ihn der deutsche Parlamentarismus mehr. Vorbereitet hat er sich zu Hause mit intensivem Studium deutscher Zeitungen und Berichten der Deutschen Welle. "Im Germanistik-Studium geht es mehr um die deutsche Geschichte und um deutsche Literatur", sagt er. "Mich hat aber schon immer die aktuelle politische Situation interessiert."
Dazu zählt auch die gerade beschlossene Aussetzung der Wehrpflicht, ein weiteres wichtiges Thema für "seinen Abgeordneten", der auch Mitglied im Verteidigungsausschuss ist. Payne macht sich auch darüber seine Gedanken.
In den USA gebe es zwar eine derartige Wehrpflicht nicht, doch ist es aus seiner Sicht immer gut, "wenn die Menschen persönlich etwas für den Staat tun können", sagt er.
Dass er im Büro eines Unionsabgeordneten nach eigener Aussage "politisch gut aufgehoben ist", zeigt sich auch an anderen Bewertungen aktueller Fragen. Etwa beim Thema Atomkraft. Eine sofortige Abschaltung aller Atomkraftwerke lehnt er ab. "Dann hätten wir nämlich keinen Strom mehr", sagt er.
Und auch in der Sozialpolitik verweist er darauf, dass sämtliche Ausgaben in diesem Bereich auch erst mal verdient werden müssten.
Seit gut zwei Wochen ist David Payne nun in Berlin. Doch "Party machen" oder durch die Clubs ziehen steht nicht auf seinem Programm. "Das Kernstück des Praktikums ist die Arbeit im Büro des Abgeordneten", sagt er. Bisher sei daneben kaum Zeit für anderes geblieben.
Kein Grund zur Klage für ihn: "Das war mir bewusst, und ich habe gehofft, dass es so arbeitsam sein wird." Wenn noch Zeit bleibt, würde er gern einen Kurs an einer der Berliner Universitäten belegen - eine Möglichkeit, die im Übrigen allen IPS-Stipendiaten offen steht. (hau)