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Dr. Mathias Albert, Hochschulprofessor an der Universität Bielefeld und Mitverfasser der 16. Shell-Jugendstudie, hat sich am Mittwoch, 6. April 2011, vor dem Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unter Vorsitz von Sibylle Laurischk (FDP) für massive Investitionen in die frühkindliche und vorschulische Bildung ausgesprochen. Nur so könne verhindert werden, dass größere Teile der zukünftigen Jugend in Deutschland gesellschaftlich weiter abgehängt werden. In diesem Zusammenhang müsse auch die Kostenpflichtigkeit solcher Angebote hinterfragt werden, sagte Albert. Es sei befremdlich, dass dieses Thema etwa im Vergleich zu Studiengebühren eine völlig untergeordnete Rolle in der politischen Diskussion spiele.
Kinder aus den untersten Schichten der Bevölkerung, die bereits in jungen Jahren nicht an das Bildungssystem herangeführt würden, müssten sich später keine Gedanken mehr über Studiengebühren machen, da sie für ein Studium nicht über die nötige Qualifizierung verfügten.
Der Familienausschuss ließ sich von Albert über grundlegende Ergebnisse der 16. Shell-Jugendstudie "Jugend 2010“ informieren und befragte ihn nach konkreten Empfehlungen für die Politik.
Der Wissenschaftler hatte zunächst Erfreuliches zu berichten: So sehen 59 Prozent der deutschen Jugendlichen zwischen zwölf und 25 Jahren zuversichtlich in die Zukunft. Dies sei angesichts der Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahr 2010 ein durchaus überraschendes Ergebnis der Studie, die im vergangenen Jahr angefertigt wurde.
Albert warnte zugleich, dass sich dies in den sozial schwachen Bevölkerungsschichten ganz anders darstelle. Während fast drei Viertel aller Jugendlichen zufrieden mit ihrem Leben seien, treffe dies für Jugendliche aus sozial schwierigen Verhältnissen nur zu 40 Prozent zu.
Überhaupt verfüge die Jugend in Deutschland unabhängig von ihrer Herkunft über eine sehr realistische Einschätzung ihrer Lebensverhältnisse.
Insgesamt sehen sich deutsche Jugendliche nach Alberts Aussagen einem erhöhten Bildungsdruck ausgesetzt. Sie würden deutlich mehr Zeit für Schule und Ausbildung aufbringen müssen als ihre Eltern und Großeltern. Gleichzeitig steige aber auch die Ungewissheit unter den Jugendlichen, ob sich dies auch in einer entsprechenden beruflichen Karriere niederschlagen wird. Auch hier seien massive Unterschiede zwischen den sozialen Schichten zu beobachten.
Durchgängig hingegen sehen die Jugendlichen der Studie zufolge die Familie als wichtigen Bezugspunkt an. Rund 76 Prozent der Jugendliche gaben an, dass man eine Familie braucht, um wirklich glücklich leben zu können. Das beziehe sich, so fügte Albert an, nicht nur auf die Gründung einer eigenen Familie, sondern auch auf die Herkunftsfamilie.
Wieder zugenommen habe auch der Wunsch nach eigenen Kindern. Insgesamt 69 Prozent der Jugendlichen - 73 Prozent der jungen Frauen und 65 Prozent der jungen Männern - hätten einen Nachwuchswunsch artikuliert.
Mit Interesse wurde von den Abgeordneten registriert, dass die Verfasser der Shell-Jugendstudie einen leichten Anstieg des politischen Interesses bei den Jugendlichen festgestellt haben.
Bemerkenswert sei, dass dieser Wert vor allem bei den Zwölf- bis 17-Jährigen gestiegen sei. Bei den 18- bis 25-Jährigen sei keine Veränderung zu beobachten gewesen.
Mathias Albert warnte jedoch davor, dies schon jetzt als eine Re-Politisierung der nachwachsenden Generation zu bewerten.
Nach wie vor empfinde eine Mehrheit der Jugendlichen eine eher ablehnende Haltung gegenüber dem etablierten Politikbetrieb in den Parteien. (aw)