Das Thema Elektromobilität wird im Ausschuss vielseitig diskutiert. © dpa pixel

Elektromobilität ist mehr als ein Elektroauto. Es ist ein ganzheitliches Konzept, das von Elektrofahrrädern bis zu elektrisch betriebenen Bussen und Bahnen reicht. Dies wurde am Mittwoch, 25. Mai 2011, in einer öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung deutlich, in der es um Anträge von CDU/CSU und FDP (17/3479), der SPD (17/3647), von Bündnis 90/Die Grünen (17/1164) sowie der Linksfraktion (17/2022) zum Thema Elektromobilität ging. Rolf Burlander von der Robert Bosch GmbH erinnerte daran, dass sich die Bundesregierung verpflichtet habe, die Treibhausgasemissionen in Deutschland bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 zu verringern. Um dieses Ziel zu erreichen, müssten alle Sektoren ihren "angemessenen“ Beitrag leisten.

"Wegen der vergleichsweise hohen Kohlendioxid-Vermeidungskosten im Sektor Transport ist es angebracht, mit besonderem Augenmaß vorzugehen, um besonders die individuelle Mobilität der Bürger bezahlbar zu halten“, betonte er und wies darauf hin, dass nach allgemeiner Einschätzung der Automobilindustrie der Verbrennungsmotor noch lange der Hauptantrieb für Fahrzeuge sein werde.

Reichweite und Kosten spielen entscheidene Rolle

Wenn ein Grenzwert für Fahrzeugflotten von weniger als 95 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer vom Gesetzgeber vorgeschrieben werde, so würden auch ”Nullemissionsfahrzeuge“ notwendig, sagte er weiter. Für die Akzeptanz dieser Elektrofahrzeuge spielten Reichweite und Kosten eine entscheidende Rolle.

Daher empfahl Burlander unter anderem die Förderung von Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Batterien sowie eine europaweite Standardisierung von Systemen, Produkten, Lade-Hardware und Lade-Software. Ziel für die deutsche Volkswirtschaft müsse eine führende Stellung im Markt für Elektromobilität sein.

"Vorzugsbedingungen schaffen"

Um den Markt zu entwickeln, müssten monetäre und nichtmonetäre Vorzugsbedingungen für den Besitzer von Elektrofahrzeugen geschaffen werden, forderte er weiter. Dazu könnten auch ordnungspolitische Rahmenbedingungen einen Beitrag leisten (zum Beispiel Nutzung von Busspuren, Parkplätze in den Innenstädten).

Auch das Beschaffungsverhalten der öffentlichen Organisationen sei geeignet, die Nachfrage zu entwickeln. Instrumente wie zum Beispiel Kaufprämien müssten jedoch sorgfältig abgewogen werden, da der Aufwand sehr hoch sei, ohne einen nachhaltigen Erfolg zu garantieren, sagte Burlander.

Ein-Millionen-Ziel bis 2020 wohl nicht erreichbar

Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) begrüßte den Einsatz von Elektromobilität als einen möglichen Weg zur Minderung von Kohlendioxidemissionen. Dringend notwendig und kurzfristig wirksam im Sinne von Klimaschutz und Luftreinhaltung sei die durchgehende Elektrifizierung der Schieneninfrastruktur in Deutschland sowie die Förderung der kommunalen Elektromobilität in Form von Straßenbahnen und Oberleitungsbussen.

Die einseitige Förderung rein elektrischer Fahrzeuge sei jedoch der falsche Weg. Zur Bewertung der einzelnen Formen der Elektromobilität fehle die Berücksichtigung einer Gesamt-Kohlendioxidbetrachtung der unterschiedlichen Antriebstechnologien. Dabei würde herauskommen, dass reine Elektrofahrzeuge nur für wenige Einsatzzwecke geeignet seien und die geplante Million Elektrofahrzeuge im Jahr 2020 nicht zu erreichen sei. Die DUH geht davon aus, dass es eher 300.000 bis 500.000 Elektrofahrzeuge sein werden.

Wunsch nach gezielter Förderung der Elektromobilität

Dr. Heinz-Rudolf Meißner von der Forschungsgemeinschaft für Außenwirtschaft, Struktur- und Technologiepolitik kritisierte, dass integrierte Mobilitätskonzepte bislang nicht thematisiert worden seien. Die Forderung, die verschiedenen Verkehrsträger zu verzahnen und ganzheitliche Mobilitätsketten anzubieten, liege spätestens seit Beginn der neunziger Jahre auf dem Tisch. Hier habe sich allerdings bisher nichts getan. Jetzt komme es auf die konkrete Umsetzung an.

Dr. Weert Canzler von der Forschungsgruppe Wissenschaftspolitik des Wissenschaftszentrums Berlin betonte, dass Elektromobilität der Katalysator für eine tatsächliche Integration der verschiedenen Verkehrsmittel sein könne. Eingeschränkte Reichweite und lange Ladezeiten seien auch eine Chance, da sie zur Verknüpfung mit anderen Verkehrsmitteln zwingen könnten. Innovative Mobilitätskonzepte erlebten seit Langem einen Aufschwung erleben, der durch gezielte Förderung der Elektromobilität gefördert werden könnte, sagte er. (mik)

Liste der geladenen Sachverständigen

• Rolf Bulander, Vorsitzender des Bereichsvorstands Gasoline Systems der Robert Bosch GmbH
• Dr. Weert Canzler, Diplom-Politologe, Forschungsgruppe Wissenschaftspolitik, Wissenschaftszentrum Berlin
• Dr. Gregor Matthies, Bain & Company
• Dr. Heinz-Rudolf Meißner, Forschungsgruppe Wissen, Produktionssysteme und Arbeit, Wissenschaftszentrum Berlin
• Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e.V.
• Prof. Dr. Gernot Spiegelberg, Leiter Elektromobilität bei Siemens Corporate Technology