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Lob und Kritik für den Berufsbildungsbericht


Die Fraktionen des Bundestages bewerten die Ergebnisse des Berufsbildungsberichtes 2016 sehr unterschiedlich. In einer Debatte am Donnerstag, 9. Juni 2016, lobten die Bundesregierung sowie die CDU/CSU und SPD die Lage auf dem Ausbildungsmarkt. Hingegen sprachen Dr. Rosemarie Hein von der Fraktion Die Linke von „Stagnation“ und Beate Walter-Rosenheimer (Bündnis 90/ Die Grünen) sogar von „geplatzten Träumen“. Der Debatte lagen der Bericht der Bundesregierung (18/8300), ein Antrag der Linken (18/8421) und ein Antrag der Grünen (18/8259) zugrunde.

CDU/CSU: Berufsausbildung stärken

Der Bundestagsabgeordnete Dr. Thomas Feist (CDU/CSU) lobte den Ausbildungsmarkt insgesamt. Zugleich betonte er, dass die akademische Bildung und die berufliche Bildung stärker ins Gleichgewicht gebracht werden müssten. „Beide Systeme müssen im Gleichklang sein, weil sie gleichwertig sind.“

Er wies darauf hin, dass die Zahl derjenigen, die eine berufliche Bildung beginnen, nahezu gleich geblieben sei, aber die Zahl derjenigen, die eine akademische Ausbildung beginnen, die aber nicht immer auch abgeschlossen werde, stark gestiegen sei. „Da scheint etwas aus dem Lot zu geraten.“ Feist forderte die Politik insgesamt auf, sich mehr zu engagieren, um den hohen Wert einer Berufsausbildung stärker deutlich zu machen.

Linke sieht keine positive Gesamtentwicklung

Die Abgeordnete Rosemarie Hein kritisierte die Lage auf dem Ausbildungsmarkt hingegen entschieden und verwahrte sich dagegen, eine positive Bilanz zu ziehen. Die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge gehe leicht zurück, die Zahl der Ausbildungsbetriebe ebenfalls.

Hein unterstrich zudem, dass 19.000 außerbetriebliche Ausbildungsplätze abgebaut worden seien. Es gebe nach wie vor 80.000 erfolglos suchende Bewerber und 20.000 Jugendliche, die gar kein Angebot erhalten hätten. „Das ist keine positive Gesamtentwicklung.“ Der einzige Posten, der wachse, sei der der unbesetzten Ausbildungsplätze - nämlich auf 41.000. Und sie fügte an: „Aber doppelt so viele haben erfolglos gesucht.“

SPD: Bestes Berufsausbildungssystem der Welt

Positiv bewertete Rainer Spiering (SPD) die Situation auf dem Ausbildungsmarkt und sagte: „Bei aller Kritik: Die Berufsausbildung in Deutschland ist das beste Berufsausbildungssystem der Welt.“ Das System sei beweglich, es sei zeitangepasst und ein atmendes System. Es tue dem Wirtschafts- und Sozialsystem Deutschlands gut. Berufsausbildung sei nachhaltige Standortzukunftspolitik und Ausbildung sei Arbeitsmarktpolitik.

Spiering mahnte an, auch in Zukunft das Berufsbildungsgesetz zu verändern. Unter anderem kritisierte er, dass in der Ausbildung von unter und über 18-Jährigen in der Ausbildung und der Schulzeit unterschieden würde. „Das ist nicht mehr zeitgemäß. Das tut der Ausbildung nicht gut.“

Grüne: Ausbildungsgarantie ist ein Papiertiger 

Ebenfalls kritisch bewertete Beate Walter-Rosenheimer das Ergebnis des Berufsbildungsberichts 2016. Schließlich seien 21.000 Jugendliche bei ihrer Suche komplett leer ausgegangen, 271.000 seien statt an der Werkbank im System des Übergangs gelandet. „Für alle diese jungen Männer und Frauen ist der Traum von einer Berufsausbildung geplatzt.“ Auch diesen jungen Menschen müssten Perspektiven aufgezeichnet werden.

Die Allianz für Aus- und Weiterbildung habe nicht das gehalten, was versprochen worden sei. Die Wirtschaft habe 20.000 zusätzliche Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen wollen. Es seien aber gerade mal 7.200 Plätze bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet worden. Auch sei die versprochene Ausbildungsgarantie zu „einem Papiertiger“ geschrumpft.

Ministerin zieht positive Bilanz

Bundesministerin Prof. Dr. Johanna Wanka (CDU) betonte, dass das Thema Berufsbildung und Ausbildung natürlich volkswirtschaftlich wichtig sei, dass es aber vor allem um die jungen Menschen ginge. „Es ist für jeden einzelnen Jugendlichen die Riesenchance, es ist für sein Lebensglück entscheidend, dass er eine Ausbildung macht. Das sichert ihm über viele Jahre die Chance, in Arbeit zu sein und selbstbestimmt zu leben.“

Wanka unterstrich, dass der Berufsbildungsbericht 41.000 unbesetzte Stellen vermelde, die zur Verfügung stünden. Seit 2005 sei die Zahl der jungen Menschen, die nicht die formalen Voraussetzungen für ein Studium mitbrächten, um 22 Prozent gesunken, im gleichen Zeitraum sei hingegen die Zahl der Ausbildungsplätze nur um neun Prozent gesunken. Das bedeute, dass die Wirtschaft weit über das normale Maß Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt habe.

Zudem unterstrich sie lobend die Zahl der Flüchtlinge, die schon jetzt ins Handwerk gebracht werden konnten. Die Vereinbarung mit dem Handwerk, 10.000 Ausbildungsplätze anzubieten, sei am 1. April gestartet. Bereits jetzt habe das Handwerk 9.000 Plätze zur Verfügung gestellt. (rol/09.06.2016)