5. Übernahme von DIN 18040 in Musterbauordnung.
5.Übernahme von DIN 18040 in Musterbauordnung.Barrierefreies ReisenAllgemeines: Touristeninformationszentren der Städte sollenBegleitpersonen für Städtetouren vermitteln. Diskriminierungsfreie Sprache im Tourismus.Busse im ÖPNV: Grundsätzlich nur Einsatz von Niederflurbussen oder fahrzeuggebundene Einstiegshilfen Sicherheitsgurte für Rollstuhlfahrer Visuelle Hinweise und automatische Ansagen verbessern In Internetfahrplänen anzeigen, welche Haltestellen barrierefrei sindErgebnisse der Arbeitsgruppe 10 Sport und TourismusBerichterstatter: Rudolf Distler77
Bahn: Kenntlichmachung von breiteren Türen in Zügen, insbesondere im ICE Niveaugleiche Einstiege Begleitservice der Bahn verbessern, ggf. Serviceverträge mit Wohlfahrtsverbänden oder örtlichen Anbietern Schnellstmöglich Bahnhöfe flächendeckendbarrierefrei machen, ggf. Beteiligung derGemeinden an der Wartung von Aufzügen Kein Bahnhof ohne Toiletten, Toiletten solltenauch barrierefrei sein.Flugzeug: Beförderung von Rollstuhlfahrern auch ohne Begleitpersonen Formalitäten für Rollstuhlfahrer bei Buchungen im Internet vereinfachen Verknüpfung und bessere Abstimmung des Reisebegleitservices von Flughäfen und BahnenSchiff: Barrierefreier Einstieg Einrichtung von rollstuhlgerechten Kabinen aufFlusskreuzfahrtschiffen Barrierefreie Toiletten Erreichbarkeit aller DecksBarrierefreiheit in Hotels Es muss mehr barrierefreie Hotels geben, insbesondere barrierefreier Zugang, barrierefreie Bäder/Toiletten Bessere Standardisierung im Hotelbau Einheitliches Bewertungssystem / Normierungstabelle für Barrierefreiheit nach DIN Ziel: Alle Hotelzimmer sollten so gebaut werden, dass sie auch für Menschen mit handicaps nutzbar sind Im Baurecht sollte verankert werden, dass bei Neubau von Hotels ein bestimmter Prozentsatz der Zimmer barrierefrei sein muss. Dies gilt auch für Umbaumaßnahmen. Kenntlichmachung von behindertengerechten Zimmern bei InternetangebotenInklusion im Sport Alle Menschen sollen nach ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten gefordert und gefördert werden. Es sollen möglichst viele gemeinsame Vereine und Sportarten für Menschen mit und ohne Behinderungen v.a. im Breitensport angeboten werden. Auch Sportvereine ohne Abteilung für Behindertensport sollten sich öffnen. Wunsch nach umgekehrter Integration: Behindertensportarten wie Rollstuhlbasketball, Blindenfußball / Torball, Handbike-Fahren, Tischtennis oder Sitzvolleyball eignen sich auch für Menschen ohne Behinderungen. Gemeinsame Spitzenverbände des Sports fürMenschen mit und ohne Behinderungen. Mehr Werbung für und Information über das Deutsche Sportabzeichen für Menschen mit Behinderungen.78
Lösung von Strukturproblemen (Doppelmitgliedschaften in Behindertensportverbänden und Landessportbünden). Faire Wettkampfchancen durch faire Wettkampfklassen. Barrierefreiheit der Sportstätten, Funktionsgebäude, Vereinsräume, Informationssysteme (Vereins-Websites) und auch der An- und Zufahrtswege.Finanzierung von Übungsleitern, Begleitpersonal und zu viel Bürokratie Gesetzliche Absicherung der Finanzierung von Kosten für Gebärdensprachdolmetscher für Gehörlose im Sport und Ehrenamt (ähnlich wie für Gerichtsverhandlungen, Polizeiverhöre etc.) Sicherung / Erhöhung des finanziellen Zuschusses für die Ausbildung von Übungsleitern, da Bedarf und Interesse wachsen (evtl. Einführung einer Pflicht-Quote für Sportvereine?) Finanzierung der Begleiter / Assistenten, die zur Sportausübung nötig sind Ermöglichen der finanziellen Abrechnung bei gemeinsamen Gruppen von Vereinssport- und Rehasport-Angeboten Abbau der Konkurrenz zwischen Vereins- und Rehasport (auch in Bezug auf die Sporthallensituation)Nachwuchsproblem im Sport für Menschen mit Behinderungen Netzwerkbildung mit möglichst vielen beteiligten (Behinderten)Sportverbänden, Sportverwaltungen und anderen Organisationen Vereine sollten aktiv Kooperationen mit Kindergärten und Schulen suchen Mitgliedergewinnung durch Schul-/Vereinskooperationen im Ganztagsschulbetrieb Generelle Stärkung / Sicherung des Schulsportunterrichts, um Kinder an den Sport heranzuführen und dafür zu begeistern Nutzung des Sportunterrichts an allen Schulformen für die Nachwuchs- und Talentsuche Abbau der Konkurrenz zwischen Sportvereinen Verbesserung der Information über SportangeboteBarrierefreie Informationssysteme Vereinheitlichung von Informations- und Leitsystemen in Kommunen, Land, Bund und möglichst auch länderübergreifend Kennzeichnung barrierefreier Verkehrsmittel (z.B. Busse, Züge) in den Fahrplänen Verlässliche Kriterien für Klassifizierung von barrierefreien Freizeiteinrichtungen, Restaurants, Einkaufszentren etc. und entsprechende Materialien / Recherchemöglichkeiten zur Vorabinformation Barrierefreie Internetseiten der Verkehrsunternehmen Ansprechpartner auf Bahnhöfen behalten oder barrierefreie Automaten aufstellen Informationen in Leichter Sprache Ausbau der Untertitelung im Fernsehen79
Grafik 27: _Pic170/Impressionen aus den Arbeitsgruppen80
Prioritäten der AG-LeitungNovelle des Personenbeförderungsgesetzes, Fristen für die Barrierefreiheit bei Fernbussen und im Öffentlichen Personennahverkehr,Barrierefreies Wohnen, Debatte mit den Bundesländern und der DB AG über die Übernahme der Kosten für die Erreichung von Barrierefreiheit, Anpassung des Baugesetzbuchs im Hinblick auf Barrierrefreiheit, Mobilität von Menschen mit Behinderungen im öffentlichen Personenverkehr, vor allem im Bereich der Bahn.Themenwünsche der TeilnehmerDie Situation bei der Bahn als wichtiges Problem des Alltags von Menschen mit Behinderungen (Mobilitätsdienste, bessere Ausstattung der Züge, Verhalten des Bahnpersonals, zügigere Umrüstung der Bahnhöfe im Hinblick auf Barrierefreiheit, Umsetzung des Zwei-Sinne-Prinzips).WohnsituationVerbesserte Förderung für den Umbau von Wohnungen, verbesserte Standards für Wohnungen im Hinblick auf Barrierefreiheit.Durchsetzung bestehender Normen im Hinblick auf Barrierefreiheit in den Bereichen Verkehr und Bau Sanktionen für die Nichtbeachtung von Normen, bessere Möglichkeiten, die Einhaltung von Normen zu erzwingen.Ergebnisse der Arbeitsgruppe 11 Verkehr, Bau und StadtentwicklungBerichterstatter: Lothar Wüstner81
AusbildungVerbesserte Ausbildung von Dienstleistern in den Bereichen Verkehr und Bau im Hinblick auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen, Verbesserungen bei der Ausbildung von Architekten und Ingenieuren sowie der Verwaltungsebene, Verbesserungen bei der Ausbildung des Bahnpersonals.Bewusstseinsbildung in der Politik, Forderung nach der Sammlung praktischer Erfahrungen von Abgeordneten im Umgang mit alltäglichen Barrieren in den Bereichen Verkehr und Wohnen.Barrierefreie Gestaltung von Publikationen, insbesondere Normen.Gang der DebatteDebattiert wurden die Themen Bahn, Wohnen, Durchsetzung von Normen und Verbesserungen bei der Ausbildung von Dienstleistern sowie das Verhältnis von Denkmalschutz und Barrierefreiheit. Hervorgehoben wurde unter anderem, dass sich nach der UN-Konvention nicht die Menschen mit Behinderungen an ihre Umgebung anpassen müssen, sondern umgekehrt muss sich die Gesellschaft den besonderen Bedürfnissen aller anpassen. Ziel sei die Teilhabe in der Gesellschaft durch konsequente Umsetzung der Barrierefreiheit.Stellungnahme der RegierungsvertreterHinweis auf den nationalen Aktionsplan und dessen Inhalte in den Bereichen Verkehr, Bau und Wohnen, Erläuterung von Programmen zur Unterstützung beim Umbau von Wohnungen, Erläuterungen zu den (finanziellen) Auswirkungen der Föderalismusreform in den Bereichen Bau und Verkehr, Ausführungen zu den Programmen zur Barrierefreiheit im Bereich der DB AG und Erläuterung von Forschungsprogrammen der Bundesregierung im Bereich Barrierefreiheit. Hinweis auf die im nationalen Aktionsplan bis zum Jahr 2013 vorgesehene Erstellung eines Empfehlungskatalogs zur Aus- und Weiterbildung.Thesen und Forderungen der TeilnehmerBahn Die Situation bei der Bahn ist ein zentrales Problem des Alltags von Menschen mit Behinderungen. Mobilitätsdienste für Menschen mit Behinderungen müssen rund um die Uhr verfügbar und kostenfrei sein (kostenfreie Hotline). Ihre Inanspruchnahme soll unbürokratischer möglich sein, ohne dass darunter die Qualität des Angebotes leidet. Es ist eine bessere Ausstattung der Fahrzeuge der Bahn im Interesse von Menschen mit Behinderungen erforderlich (z. B. durch fahrzeuggebundene Einstiegshilfen, wirklich nutzbare Toiletten). Die barrierefreie Umrüstung von Bahnhöfen muss zügiger als bislang erfolgen.82
Bauen und Wohnen Verbesserung der finanziellen Förderung des Umbaus von bestehenden Wohnungen durch Zuschüsse. Herstellung der Barrierefreiheit von Wohnungen im Bestand. Keine Rückbaupflicht beim barrierefreien Umbau von Mietwohnungen. Erreichung eines höheren Anteils rollstuhlgerechter Neubauwohnungen. Die Begriffe rollstuhlgerecht und barrierefrei sollen eindeutiger definiert werden. Umsetzung bestehender Regelungen für Barrierefreiheit und bessere Kontrolle bzw. Durchsetzung der Umsetzung dieser Regelungen sowie Sanktionen für deren Nichteinhaltung. Bessere Ausstattung des öffentlichen Raums im Hinblick auf Barrierefreiheit. Schaffung eines Förderprogramms für barrierefreien sozialen Wohnungsbau.Aus- und Weiterbildung Die Ausbildung zur Barrierefreiheit muss in den Pflichtkatalog für die Ausbildung von Architekten und Ingenieuren aufgenommen werden. Zudem muss diese bei der Aus- und Fortbildung für die Verwaltung einbezogen werden. Es sollen dabei jeweils auch die Erfahrungen der Betroffenen berücksichtigt werden.Gesetzgebung, Verwaltung, Denkmalschutz Die Pflicht zur Herstellung von Barrierefreiheit soll in das Baugesetzbuch aufgenommen werden. Bürokratieabbau bei der Bauabnahme darf nicht dazu führen, dass die Gesetze nicht mehr eingehalten werden. Insbesondere die Einhaltung der Regelungen zur Barrierefreiheit muss durch die Bauabnahme gewährleistet werden. Es soll ein Verbandsklagerecht (auch für Behindertenräte und Behindertenbeauftragte) bei Verstößen gegen Regelungen zur Barrierefreiheit geben. Zudem soll es Sanktionsmöglichkeiten geben, wenn Regelungen zur Herstellung von Barrierefreiheit nicht beachtet werden. Denkmäler sollen erhalten werden, sie sollenaber auch für jedermann zugänglich sein.Allgemeine Forderungen Barrierefreiheit soll das Ziel auf allen staatlichen Ebenen sein und auch ein verbindliches Ziel für Private. Bei einer Fortsetzung der Veranstaltung im kommenden Jahr soll berichtet werden, was aus den aufgestellten Forderungen geworden ist. Bessere Ausstattung bei der Wahrnehmung von ehrenamtlichem Aufgaben im Interesse von Menschen mit Behinderungen und Einsatz von mehr hauptamtlichen Mitarbeitern in diesem Bereich. Das Bundeskompetenzzentrum Barrierefreiheit (BKB) soll erhalten bleiben und es soll die Herstellung von Barrierefreiheit als zusätzliche Aufgabe bekommen.83
Grafik 28: _Pic180/Impressionen aus den Arbeitsgruppen84
Thesen und Forderungen der TeilnehmerAtomkraft, Reaktorsicherheit, Endlagerung Das Thema Gorleben wurde erörtert.Es wurden keine Beschlüsse gefasst.EnergiekostenBetont wurde, dass Menschen mit Behinderungen einen höheren Energieverbrauch haben. Diskutiert wurde, ob es daher für diese Energiepreiserleichterungen geben oder ob die finanzielle Bedürftigkeit des einzelnen Menschen alleiniges Kriterium sein sollte. Angesprochen wurde, ob ein Schwerbehindertenausweis als Kriterium für ermäßigte Energiepreise herangezogen werden könnte. Erörtert wurde, ob es ein Grundkontingent an freiem Strom für jeden Haushalt geben sollte.Beschluss:Personen haben behinderungsbedingt einen erhöhten Energiebedarf.Als Ausgleich sollten Energieunternehmen einen Sondertarif oder einen Freibetrag für Menschen mit Behinderung anbieten müssen.ChemikalienErörtert wurden die Themen Produkthaftung für Arzneimittel und Haftung von Ärzten für Kunstfehler. Weiterhin wurde das Verhalten der Firma Grünenthal (Contergan) und die Frage einer Beweislastumkehr besprochen. Ferner wurde das Thema Haftpflichtversicherung für Arzneimittel diskutiert.Beschluss:Bei der Feststellung von gesundheitlichen Schädigungen, die möglicherweise durch Arztfehler oder chemikalische Produkte verursacht wurden, sollte die Beweislast aufseiten des Arztes bzw. des Herstellers liegen und die Verjährungsfrist gestrichen werden.Ergebnisse der Arbeitsgruppe 12Wirtschaft und Technologie, Umwelt, Naturschutz und ReaktorsicherheitBerichterstatter: Hertha Vagts-Bade und Michael Kranitzky85
Arzneimittelhersteller sollten als Voraussetzung für die Zulassung ihrer Produkte eine Haftpflichtversicherung nachweisen müssen.BarrierefreiheitBeschluss:Barrierefreiheit ist nicht nur Bewegungsfreiheit. Hinzu kommen auch andere Aspekte wie etwa die Beseitigung von Kommunikationsbarrieren.Die Gesetze müssen noch mehr verpflichtende Regelungen zum Thema Barrierefreiheit enthalten. Insbesondere öffentliche Verkehrsmittel müssen für alle barrierefrei sein. Bei allen öffentlichen Neubauten und Umbauten müssen Behinderte mit ihrem Sachverstand einbezogen werden.Auch bei privaten Neubauten soll zumindest bedingte Barrierefreiheit vorgeschrieben werden. In der Ausbildung von Architekten und Ingenieuren muss Barrierefreiheit zu einem Pflichtfach mit Prüfung werden.Die Vergabe öffentlicher Mittel soll an Barrierefreiheit geknüpft werden.Analog zum Prüfingenieur für Brandschutz muss es einen Prüfingenieur für Barrierefreiheit geben. Ohne das Prüfsiegel Barrierefreiheit sollen Neubauten oder Umbauten nicht genehmigt werden.Fortbildungsmaßnahmen zum Thema Barrierefreiheit sollen verpflichtend sein.Alle Gesetzgebungsvorhaben müssen Aussagen zur Inklusion beinhalten.Zugang zum Arbeitsmarkt, InklusionBeschluss:Behinderte Menschen müssen für ihre Arbeit angemessen bezahlt werden, d.h. gleiche Arbeitnehmerrechte für Behinderte, dies gilt vor allem auch für die in Werkstätten Beschäftigten. Es sollte für jeden Behinderten ein Wahlrecht geben, ob er in einer Werkstatt arbeiten oder auf dem 1. Arbeitsmarkt tätig werden will. In jedem Fall müssen Unterstützungsleistungen dem Behinderten folgen und nicht umgekehrt.Es müssen unterstützende Strukturen und Servicestrukturen aufgebaut werden, um Menschen mit Behinderung in der Arbeitswelt zu begleiten. Diese unterstützenden Strukturen sollen dazu dienen, die Inklusion in den 1. Arbeitsmarkt zu verwirklichen durch Dienstleistungen, die konkret behinderte Menschen begleiten.Immer wenn Unternehmen mit öffentlichen Mitteln gefördert werden, müssen Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung geschaffen werden.Die Ausgleichsabgabe soll zu einer steuerlichen Umlage umgebaut werden, die jeder Betrieb zu entrichten hat. Die eingezahlten Beträge sollen denjenigen Betrieben zur Verfügung gestellt werden, die Menschen mit Behinderung beschäftigen.Bei Stellenbewerbungen sollen anonyme Bewerbungen vorgeschrieben werden, die nur Angaben zur Qualifikation und nicht zur Behinderung enthalten.Sachbearbeiter in Arbeitsagenturen, die für Menschen mit Behinderungen und für den Kontakt zu Arbeitgebern zuständig sind, sollten vorrangig selbst Menschen mit Behinderung sein.86
Entsprechende Bewerbungen müssen mit einem absoluten Vorrang behandelt werden. Insbesondere auch Bundesbehörden sollten bei der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung und bei der Bereitstellung von Praktikumsplätzen Vorbildfunktion ausüben.Unternehmen, deren Umgang mit dem Thema Behinderung modellhaft ist, sollten in den Vordergrund gestellt werden, etwa durch Schaffung eines Förderpreises.Bei Auslandsdelegationsreisen von Regierung und Wirtschaftsvertretern sollten auch Vertreter der Behindertenverbände dabei sein.Auch private Unternehmen müssen zu Eingliederungs- und Gesundheitsmanagement verpflichtet werden.Die Zuständigkeiten der Behörden sollen sich bei Jugendlichen im Übergang von Schule zu Beruf nach dem Lebensmittelpunkt des Betroffenen richten.Schließlich sollte die Einführung einer Budget- assistenz zwecks Gewährleistung von Ansprechpartnern mit Gesamtüberblick gesetzlich vorgesehen werden.87
Grafik 29: _Pic187/Impressionen aus den Arbeitsgruppen88
Die Ausstellung Gestaltung für alle89
Die deutsche Hauptstadt Berlin ist mit einer Fläche von 391 qkm Heimat von 3,4 Mio. Einwohnern und Gastgeber für täglich ca. 132 Mio. Touristen. Sie ist Anziehungspunkt und zugleich komplexes Mobilitätsfeld. Sowohl für Bewohnerinnen und Bewohner als auch für Besucherinnen und Besucher ist es daher tägliche Herausforderung sich in diesem urbanen System zu orientieren und sich zurecht zu finden. Um sich ein Bild zu machen geht der Orientierung im realen Raum zumeist ein Suchen im virtuellen Raum voraus.Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung informiert Besucherinnen und Besucher auf vielfältige Weise, unter anderem auch in einem Informationszentrum. Hier geben Pläne und virtuelle Rundgänge ergänzt mit dreidimensionalen Stadtmodellen Interessenten einen Überblick über bauliche Strukturen, über Infrastrukturen und Architektur. Mit der dritten Dimension vermittelt ein Stadtmodell die Realität am anschaulichsten und selbstverständlich. Doch wie vermittelt es Menschen mit Sehbehinderungen diesen rein visuellen Eindruck, wenn auch hier gilt Bitte nicht berühren?Mit dem Stadtmodell Berlin begreifen werden visuelle oder virtuelle Räume um eine weitere Dimension erweitert. Das Modell Berlin begreifen lädt ein zum Fühlen, zum Tasten und zum Sehen und Verstehen. Als plastisch taktiler Cityguide kann das Modell informativer Auftakt für einen Berlinbesuch sein. Berlin mit den Händen zu erkunden gibt insbesondere blinden Menschen und Menschen mit Sehbehinderungen eine neue Vorstellung von Dimension, von Form und Architektur.Grußwort der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung90
Neben dem visuellen Überblick aus der Vogelperspektive werden Erkenntnisse vermittelt, die von zwei Händen und ihren Spannweiten ausgehen. Denn auch mit Händen kann man sehr gut Stadtbild prägende Elemente erfassen. Für blinde Menschen z.B. ist es die einzige Möglichkeit die baulichen Strukturen Berlins zu verstehen: Berlin mit seinen einheitlichen Gründerzeitquartieren und seiner historischen Weiterentwicklung mit Hochhäusern oder mit seinen geometrisch interessanten Gebäuden wie z.B. die Rosette des Tempodroms, die Bundestagsschlange oder die Symbolarchitektur des Jüdischen Museums. Jeder wird erstaunt sein, welche Dimensionen z.T. dicht nebeneinander stehen, wie es am Fernsehturm und der Marienkirche der Fall ist oder wie klein doch eigentlich der so berühmte und in unserer Vorstellung so bedeutende Gendarmenmarkt ist und sich in unserem inneren Auge vergrößert darstellt.Aber auch die Strukturen von Mobilität wie z.B. Bahntrassen und Straßennetz oder die Spree, die sich durch die Stadt ziehen, vermitteln unsdeutliche Merkmale der Orientierung und Dimensionierung.Berlin nimmt die UN Behindertenrechtskonvention ernst und möchte mit diesem Modell ein Zeichen für Design for all oder Universal Design setzen.Das Stadtmodell zum Tasten soll gleichzeitig anregen und zeigen, dass Design for all schön und nützlich für alle sein kann. Diese Qualität herauszuarbeiten war hier ein wichtiges Anliegen und wurde von den Designern der Technischen Universität als Hersteller des Modells hervorragend umgesetzt.Das im Maßstab 1:2000 dargestellte Areal umfasst die Stadtgebiete zwischen Deutscher Oper und Straußberger Platz sowie Hauptbahnhof und Mehring Platz. Das Material vermittelt mit seiner haptischen Oberfläche, Temperatur und Farbkontrast einen fühlbar authentischen Eindruck. Einige Hauptorientierungspunkte bzw. hervorzuhebende Bauwerke werden als ca. 1: 200 Lupenmodelle in ihrer konkreten Architektur erfahrbar.Dank moderner Technik können akustische Informationen den Ausflug der Hände unterstützen und nach persönlichem Interesse vertieft werden.Berlin begreifen soll einen guten Auftakt geben um sich durch die Berliner Metropole zu navigieren und zugleich Design for all oder Universal Design und ihre Bedeutung erfahrbar machen. Denn Berlin verfolgt seit Jahren eine Baupolitik der Barrierefreiheit, was sicher in seiner Vervollkommnung noch ein weiter Weg aber dennoch überall in der Realität bereits wahrnehmbar ist.Die Schautafeln geben Einblick in das grundlegende Handwerkszeug der Planer- und Bauherrenschaft in Berlin. Die dargestellten Planungshandbücher bilden die theoretische Grundlage.Die Umsetzung dieser Standards ist Herausforderung in der täglichen Weiterentwicklung der Hauptstadt Deutschlands und soll Ihr ein Stück mehr Lebensqualität geben.Grafik 30: _Pic201/91
MODELL+DESIGN an der TECHNISCHEN UNIVERSITÄT BERLINDer Forschungsschwerpunkt des Fachs Modell+Design der Technischen Universität Berlin ist im Bereich des barrierefreien Designs angesiedelt. Im Zentrum der Entwicklung barrierefreien Designs steht dabei die Entwicklung von Darstellungsformen zur Wahrnehmung von Dreidimensionalität durch blinde und sehbehinderte Menschen.Das Fach ist dem Institut für Architektur zugeordnet, wird von Burkhard Lüdtke geleitet und ist als Lehre an Deutschlands Universitäten einmalig.Dreidimensionale RealitätDas taktile Modell ist die einzige Möglichkeit, blinden und sehbehinderten Menschen Architektur und stadträumliche Strukturen in Form und Dimensionierung begreifbar zu machen.In intensiver Zusammenarbeit mit dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (DBSV) und dem Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin e.V. (ABSV) stellten wir uns folgende Fragen: Wie nehmen blinde und sehbehinderte Menschen Architektur wahr? Welche Form wird in welchem Maßstab wie wahrgenommen? Wie groß darf ein Modell maximal sein? Welches Material fühlt sich wie an und wie kann dieses entsprechend abstrahiert werden? Welches Material gibt die Materialität eines Gebäudes wieder und entspricht dennoch den besonderen Anforderungen an Hygiene und permanente Beanspruchung? Wie lassen sich Kontraste am Modell nutzbringend für sehbehinderte Menschen darstellen? Welches Material genügt auch den ästhetischenAnsprüchen sehender Menschen?Erläuterungen des Fachbereichs Modell+Design der Technischen Universität Berlin92
Ist die Dimensionierung gefunden, werden Versuche zur Umsetzung der Ergebnisse in einem geeigneten Material durchgeführt. Ausgegangen wird von der haptischen Wahrnehmung eines Materials durch blinde Menschen (Stofflichkeit, Oberflächenbeschaffenheit, Temperatur). Ist ein geeignetesBislang wurden Tastmodelle vorwiegend ausMaterial gefunden, wird es hinsichtlich seinerBronze gegossen. Bedingt durch das Herstellungs Beständigkeit und den hygienischen Anforderungenverfahren sind die Ergebnisse stark abstrahiert,überprüft. Sind alle diese Faktoren gegeben,nicht präzise und abgerundet in der Kantenausfüh beginnt der eigentliche Modellbau.rung. D.h. die Haptik einer vorwiegend steinernenund typischerweise kantigen Architektur bleibtBegleitend zu den Projekten werden Experimentedem Betrachter verborgen.durchgeführt, in denen versucht wird, in die WeltDie Weiterentwicklung von CNC-gesteuerten Ferti blinder Menschen einzutauchen, um sie besser zu gungstechniken ermöglicht zwar die Fertigung sehr verstehen und somit auch besser auf ihre Bedürfgenauer und präziser Kunststoff-, Holz oder Alumi nisse eingehen zu können.niummodelle, die die haptische Komponente eines So führten zum Beispiel blinde Menschen die Tastmodells steinerner Gebäude aber vernachläsStudierenden mit verdunkelten Augen durch dassigen. Bei allen maschinen- oder CNC-gesteuerten Reichstagsgebäude und erläuterten ihnen ihre Fertigungstechniken besteht immer eine Material Wahrnehmung.gebundenheit.Begreifbar für AlleÄsthetik und Funktion- nicht nur für SehendeErgebnis der vorangegangenen Studien ist eineUnsere Projekte beginnen zunächst damit, dieMaterialverbindung auf Basis von Kunststoff undMöglichkeiten der Darstellungen zu erörtern. Die Sand, die allen Erfordernissen gerecht wird:Beobachtung, Analyse und Definition der Wahr notwendige Detailtreue lässt sich erzeugennehmung durch blinde und sehbehinderte Men die Haptik von vorwiegend steinerner Architekschen ist Basis für Erkenntnisse, die zu zahlreichentur kann in Bezug auf Temperatur und OberfläMaterial- und Abstraktionsversuchen führen.chenbeschaffenheit erzeugt werdenArbeitsmodelle in unterschiedlichen Maßstäben hochwertiges ästhetisches Erscheinungsbildund mit unterschiedlichen Detaillierungs-/ die Festigkeit des Materials lässt tausendfachesAbstraktionsgraden bilden hier eine fundierteBegreifen zu, es ist abwaschbar und pflegeleichtGesprächs- und Diskussionsgrundlage. In Seminarenwerden Studierende in den Entwicklungs- undAuf Grund dieser Materialentwicklung nehmenErstellungsprozess eingebunden. In Workshops erör nicht nur Betroffene die Modelle dankbar an,tern sie gemeinsam mit blinden und sehbehinderten sondern auch sehende Menschen. Die Möglichkeit Menschen die Haptik und Materialität, den Entwick Modelle in dieser Detailtreue auch taktil zu begreilungsstand und die Zweck- und Zielorientierung.fen, erhält der sehende Mensch sonst nicht.Grafik 31: _Pic206/93
Die Modelle machen das Behindertengleichstellungsgesetz begreifbar: sie werden zum verbindenden Element zwischen blinden und sehenden Menschen, stellen ihre Betrachter gleich, verkörpern Gleichstellung.Realisierte Projekte: barrierefrei und taktil Modell des Reichstagsgebäudes im Maßstab 1:100 Querschnittsrelief durch Kuppel und Plenarsaal des Deutschen Bundestages Modell des Regierungsviertels im Maßstab 1:1500, im Auftrag des Deutschen Bundestages Tasttafel vom Ort der Information, Mahnmal für die ermordeten Juden Europas, Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden in Europa Innenstadtmodell Berlins im Maßstab 1:2000, Vergrößerungen einzelner Gebäude als Lupenmodelle, im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Close your eyes and see die Berlin-Installation mit Premiere auf der Expo 2010 in Shanghai am Deutschen Pavillon. Eine Ausstellung, die sehende Menschen spielerisch mit der Wahrnehmung blinder Menschen konfrontiert und sie für diese sensibilisiert, im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.Die Zusammenarbeit mit Bund und Land hat zu internationalen Anfragen sowie Vernetzungen und Wissensaustausch mit Instituten und Verbänden aus Holland, Russland, Spanien und den USA geführt.ZukünftigesUm die Forschung voranzutreiben sollen in künftigen Projekten folgende Fragestellungen beantwortet werden: Wie können taktile Modelle mit akustischen und visuellen Elementen (für gehörlose Menschen) kombiniert und optimiert werden, z.B. mit Technologien wie RFID? Wie kann der Bau taktiler Hilfsmittel weiter in Richtung eines Universal Design entwickelt werden? Wie können zweidimensionale Kunstobjekte wie Gemälde und Zeichnungen für blinde und sehbehinderte Menschen erfahrbar gemacht werden? Die Suche nach der allgemeinen Materialkongruenz soll einen Teil unserer zukünftigen Lehre und Forschung an der TU Berlin bestimmen. Es wurde eine Materialverbindung gefunden, welche der Haptik des Steins in Bezug auf Oberflächenbeschaffenheit und Temperatur entspricht- qualitativ vergleichbare Lösungen sollen auch für andere Materialitäten gefunden werden.Lehre und WissenschaftDas Zusammenwirken von blinden und sehbehinderten Menschen in Kombination mit unserem Know-how lässt Synergien entstehen, die uns befähigen, echte Verbesserungen für die Lebensqualität der Betroffenen zu erbringen.Es wurde ein Verfahren zur Einbindung des spezifischen Wissens und der Erfahrungen der zukünftigen Nutzer erarbeitet, das eine hohe Zweckorientierung gewährleistet.Wir stehen in regem Austausch, entwickeln neue Techniken, Darstellungsweisen und Materialen. In den Prozess sind stets die Studierenden eingebunden, die als zukünftige Architekten so für einen Gebäude- und Städtebau sensibilisiert werden, der allen Menschen auch solchen mit Behinderungen gerecht werden soll.94
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Impressionen der Veranstaltung104
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Grafik 43: _Pic248/Der Präsident des Deutschen Bundestages, Prof. Dr. Norbert Lammert, im Gespräch mit Teilnehmern107
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