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Florian Pronold (SPD) lehnt sich entspannt auf der Couch zurück, den Arm lässig auf der Lehne. Medienprofi eben. Der 41-Jährige, der mir in der Bundestagslobby gegenübersitzt, hat einen ganz besonderen Job: Er ist parlamentarischer Staatssekretär. Und nicht nur das – er ist einer der Jüngsten von aktuell 33 Parlamentarischen Staatssekretären. Diese besonderen Sekretäre sind immer – so wie Pronold – Bundestagsabgeordnete und Mitarbeiter eines Ministers, also eines Regierungsmitglieds, zugleich. Das ist eine außergewöhnliche Vermittlerposition, sind doch Regierung und Parlament nach den Regeln der Gewaltenteilung streng getrennt.
Pronold unterstützt die Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Dr. Barbara Hendricks (SPD). Er vertritt die 21 Jahre ältere Politikerin gegenüber dem Bundestag, dem Bundesrat und in den Fraktionen. Die beiden telefonieren jeden Freitag und sehen sich mindestens einmal die Woche.
"Nun, Politik hat wenig mit Glück zu tun, meistens mit viel Arbeit", sagt er und lächelt freundlich. "Ich habe immer versucht, am Beispiel meiner Person gegen Vorurteile anzukämpfen", schmunzelt er, "nämlich dass Politiker faule und geldgierige Taugenichtse sind." Zwinkernd fügt er hinzu, gerade deshalb habe er so viele Fotos auf seiner Homepage.
Viel Arbeit heißt, sich in Themen hineinzuknien. Auch in komplizierte. So beschäftigt sich Pronold mit Fracking. Das ist eine Methode, um Öl und Gas mit Druck aus dem Boden zu holen. Fracking ist hierzulande bisher verboten, da es zum Beispiel das Risiko birgt, dass das Grundwasser verschmutzt wird oder Gas durch die Wasserhähne zu Hause austreten kann. Sollte man sich in Deutschland entscheiden, diese Methode der Rohstoffgewinnung zu erlauben, will die SPD-Fraktion eine der schärfsten Regulierungen in Europa entwerfen. Um den Bürger vor den Gefahren des Fracking zu schützen, sei "ein sehr kompliziertes und umfangreiches Gesetz nötig" so Pronold, selbst ausgebildeter Jurist.
Seine Herzensangelegenheit, so der Sozialdemokrat, sei das Programm "Soziale Stadt". Dieses Projekt unterstützt Einrichtungen für Hausaufgabenbetreuung, Bewerbungstraining und Sprachunterricht für Ausländer. Es gehe ihm um den Menschen selbst, denn: "Städte sind keine Ansammlung von Straßen und Häusern, sondern vor allem von Menschen, die dort leben, und darum geht's." Politik soll etwas verändern, findet Pronold. Durch seine Position als parlamentarischer Staatssekretär habe er heute mehr Möglichkeiten als früher, sagt er lächelnd.
Wer sich engagieren will, müsse einen Plan verfolgen. "Das kann vom Tierschutz bis zur Rettung der Griechen vor der Pleite alles sein", sagt er. Ihm sei wichtig, dass sich gerade junge Menschen aktiv beteiligen. "Demokratie ist wie Fußball", bedauert er, alle schauten es sich im Fernsehen an, wüssten angeblich besser, was zu tun sei, aber keiner spiele mit.
Gerade eine Seite wie www.mitmischen.de, das Jugendportal des Bundestages, so sagt er, sei eine gute Gelegenheit für junge Leute, sich über die aktuellen, politischen Themen auf dem Laufenden zu halten. Gerade heute sei es wichtig, aus der Geschichte zu lernen und Zukunft aktiv mitzugestalten. Er habe vor einigen Jahren Ludwig Gehm kennengelernt, einen alten Mann, der die Zeit des Zweiten Weltkriegs als Jugendlicher erlebte. Der habe gesagt, die heutige Generation müsse dafür sorgen, dass das, was er erlebt habe, nie wieder jemand erleben muss. Das habe ihn damals sehr beeindruckt.
Der gläserne Abgeordnete Pronold steht für Transparenz, legt alle seine Einkünfte offen und zeigt im Einzelnen auf, welche Steuergelder wo bei seiner Arbeit verwendet werden. Jede dieser Ausgaben ist auf seiner ungewöhnlichen und umfangreichen Website einzusehen. Hier ist nämlich neben den politischen Aktivitäten auch noch allerlei Privates vorzufinden, er offenbart seine Hobbies, Lieblingsserien oder -lokale.
Denn wenn Pronold tatsächlich einmal freie Zeit hat, so verbringt er diese am liebsten mit Lesen, Fotografieren oder mit Reisen. Im Sommer geht es meistens nach Kuba. "Für mich ist Havanna einfach eine der spannendsten Städte, mit unheimlich viel Licht und Schatten", sagt er und fügt schmunzelnd hinzu: "Nur in meiner Heimat Niederbayern gefällt es mir noch besser."
Seine Leidenschaft für den karibischen Inselstaat zeigen auch seine Fotos auf Facebook. Als Karnevalskostüm hatte sich der 41-Jährige dieses Jahr das Outfit von Che Guevara ausgesucht; eines marxistischen Revolutionärs, der damals maßgeblich an der kubanischen Revolution beteiligt war. Eine provokante Geste, ist der Marxismus doch bis heute eine sehr umstrittene Strömung. Doch was die anderen denken – Nebensache. "Der Wahlspruch meiner Urgroßmutter war: Besser die Leute sagen über einen, man sei böse, als dass sie meinen, man sei blöd." (rb/22.10.2015)