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„Die deutsche Pflanzenzüchtung ist im internationalen Wettbewerb grundsätzlich gut aufgestellt.“ Diese Einschätzung vertrat Carl-Stephan Schäfer vom Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter (BDP) am Mittwoch, 1. Juni 2016, während einer öffentlichen Anhörung des Parlamentarischen Beirats für nachhaltige Entwicklung unter Vorsitz von Andreas Jung (CDU/CSU). Die zum BDP gehörenden Unternehmen hätten in Forschung und Entwicklung investiert, Arbeitsplätze geschaffen und den Export ausgeweitet, sagte Schäfer. Um die Zukunftsfähigkeit der Pflanzenzüchtungsunternehmen in Deutschland sicherzustellen, müssten gleichwohl die die Rahmenbedingungen weiter verbessert werden.
Dabei muss laut Schäfer unter anderem der Sortenschutz mit dem Züchtungsvorbehalt als Motor für Innovation als primäres Schutzrecht in der Pflanzenzüchtung gewahrt bleiben. Zudem müsse das „für Züchter und Landwirte gleichermaßen ungerechte Verfahren zur Erhebung von Nachbaugebühren zeitnah überarbeitet werden“.
Vor einer weiteren Konzentration auf dem Markt für Saatgutproduzenten warnte Christoph Then, Geschäftsführer des Vereins Testbiotech. Es drohe ein Oligopol, so Then, „wenn der Konzern Bayer den Konkurrenten Monsanto übernimmt, DuPont und Dow AgroSciences fusionieren und Syngenta von ChemChina übernommen wird“. Diese „Seed Giants“ würden entscheiden, was gezüchtet und angebaut wird, und damit letztlich auch darüber, welche Nahrungsmittel überhaupt verfügbar sind.
Kritik übte Then auch an den aktuellen Züchtungsstrategien in Deutschland. Es sei falsch, die Entwicklung eines gentechnisch veränderten Hybridweizens, der andere Weizensorten verdrängen würde und nicht nachbaubar sei, mit Steuergeldern zu fördern, wie es beim Projekt PLANT 2030 der Fall sei.
Die Übernahme von Monsanto durch Bayer müsse durch die Politik verhindert werden, forderte auch Stig Tanzmann, Referent für Landwirtschaft bei Brot für die Welt. Gleiches gelte für die anderen geplanten oder zurzeit ablaufenden Übernahmen oder Fusionen. Nach Ansicht Tanzmanns wurden die traditionell starken universitären und staatlichen Forschungsstrukturen in den letzten Jahrzehnten stark in Richtung Kooperation mit den großen Konzernen ausgerichtet.
Dabei sei ein starker Fokus auf biotechnologische Verfahren wie der Gentechnik und die weitere Entschlüsselung der Pflanzengenetik gelegt worden, wovon vor allem die großen Konzerne profitiert hätten. Diese Ausrichtung sei stark zu hinterfragen, „insbesondere auch, da sie die Vielfalt, die in der deutschen Pflanzenzucht vorhanden ist, nicht ausreichend berücksichtigt“.
In der Schweiz habe man sich für eine nationale Züchtungsstrategie entschieden, sagte Peter Latus vom schweizerischen Bundesamt für Landwirtschaft. Es habe Zweifel gegeben, ob der Schweizer Landwirtschaft mittel- bis langfristig geeignete Sorten der notwendigen Pflanzenarten zur Verfügung stehen, führte er als einen Grund für die Initiative an.
Ziel der Strategie sei die Entwicklung neuer Sorten für den landwirtschaftlichen Anbau mit Fokus Schweiz, wobei aber die internationale Zusammenarbeit unabdingbar sei. Zwei prioritäre Maßnahmen seien derzeit in Arbeit, erläuterte Latus. Zum einen liefen die Vorbereitungsarbeiten für den Aufbau eines Schweizer Zentrums für Pflanzenzüchtung. Zum anderen soll eine „Expertengruppe aus Forschung und Wertschöpfungskette“ über die mit öffentlichen Mitteln geförderten Züchtungsportfolios beraten. (hau/02.06.2016)