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Mit dem Internationalen Parlaments-Stipendium (IPS) bietet der Deutsche Bundestag dieses Jahr jungen Menschen aus 27 Staaten eine einmalige Gelegenheit: Sie können parlamentarische Entscheidungsprozesse hautnah miterleben und praktische Erfahrungen in der Politik sammeln. Einzelheiten verrät der Berichterstatter für internationale Austauschprogramme des Bundestages, Wolfgang Börnsen (CDU/CSU), im Interview.
Am 1. März 2010 sind 114 Stipendiaten aus 27 Staaten im Bundestag eingetroffen. Bis Ende Juli blicken die jungen Hochschulabsolventen hinter die Kulissen des deutschen Parlaments. Herzstück des Stipendiums unter der Schirmherrschaft des Bundestagspräsidenten Prof. Dr. Norbert Lammert ist ein 15-wöchiges Praktikum bei einem Mitglied des Bundestages.
Die Stipendiatinnen und Stipendiaten nehmen an Sitzungen teil und gewinnen direkte Einblicke in die Arbeitsweise und Verfahrensabläufe des Parlaments. Andererseits geben sie dem Parlament aber auch Impulse und vermitteln eine andere Sichtweise auf die parlamentarischen Abläufe. Damit seien sie eine "Bereicherung des parlamentarischen Lebens", sagt Wolfgang Börnsen im Interview mit Daniela Dorsch, der Reporterin der Jugendwebsite des Bundestages www.mitmischen.de (das Interview ist in der rechten Spalte als Audio-on-Demand abrufbar).
Ergänzend zum Praktikum im Abgeordnetenbüro besuchen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Seminare zum politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Leben in Deutschland, die der Bundestag und die politischen Stiftungen veranstalten. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten sind außerdem an der Humboldt-Universität Berlin eingeschrieben und können an Vorlesungen und Veranstaltungen der drei Berliner Universitäten teilnehmen.
Das IPS ist offen für hochqualifizierte, engagierte und politisch interessierte junge Erwachsene, die sich in ihren Heimatländern aktiv am demokratischen Leben beteiligen. Derzeit können sich junge Menschen aus insgesamt 28 Staaten bewerben. Ein rundes IPS-Jubiläum feiert ein Nachbarstaat: Polen ist in diesem Jahr zum 20. Mal dabei.
Die Voraussetzungen zur Bewerbung am IPS sind ein abgeschlossenes Studium, sehr gute Deutschkenntnisse und die Staatsbürgerschaft eines der teilnehmenden Staaten. Zum Zeitpunkt des Programmbeginns darf das 30. Lebensjahr noch nicht vollendet sein. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten werden von einer unabhängigen Auswahlkommission ausgewählt - ausschlaggebend sind fachliche, soziale und interkulturelle Kompetenzen.
Für viele Stipendiaten ist das IPS ein Sprungbrett in die Politik, in die Wirtschaft oder in den journalistischen Bereich. Denn im Stipendium erleben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass sie selbst etwas zur Demokratie beitragen können. Gleichzeitig profitieren sie aber auch vom Austausch mit den Stipendiaten aus anderen Nationen. Selbst wenn es zwischen den Heimatstaaten Konflikte gäbe, erkennen die Stipendiaten, dass der vermeintliche Gegner die gleichen Interessen habe und ähnliche Vorstellungen und Wünsche verfolge, berichtet Börnsen.
"Hier erleben sie gemeinsame Herausforderungen, die Demokratie und Parlamentarismus mit sich bringen - und nehmen eine neue Aufgeschlossenheit und Sensibilität mit für die internationale Verantwortung und für die Förderung von Parlamentarismus und Demokratie", beschreibt Börnsen die Einzigartigkeit des Programms. Viele ehemalige IPS-Teilnehmer haben in ihren Heimatstaaten verantwortungsvolle Positionen, einige sogar als Minister. Besonders freut Börnsen, dass in mehreren Clubs ehemalige Teilnehmer den Kontakt untereinander und zu Deutschland dauerhaft halten.
Mit dem IPS als Vorbild gibt es inzwischen fünf ähnliche Programme, zum Beispiel vom französischen und polnischen Parlament: Das Echange franco-allemand de Stagiaires Parlementaires und das Międzynarodowy Program Staży Parlamentarnych (MPSP). Zielsetzung und Aufbau beider Stipendien gleichen dem deutschen IPS.