Navigationspfad: Startseite > Dokumente > Web- und Textarchiv > 2010
Der "Kanzler der deutschen Einheit", Dr. Helmut Kohl, feiert am Ostersamstag, 3. April 2010, seinen 80. Geburtstag. Länger als er war kein Bundeskanzler im Amt. Seine 16-jährige Regierungszeit im Bund begann am 1. Oktober 1982 und endete 16 Jahre später am 26. Oktober 1998. Glanzvoller Höhepunkt seiner Amtszeit war die Vereinigung der beiden deutschen Staaten nach mehr als 40-jähriger Teilung am 3. Oktober 1990.
Dem Deutschen Bundestag gehörte Helmut Kohl von 1976 bis 2002 an. Als er in das Bonner Parlament einzog, war er kein Jungpolitiker mehr, sondern hatte bereits eine Karriere hinter sich. Sie begann am 1. August 1948 mit dem Eintritt in die CDU.
Bereits fünf Jahre später wurde der gebürtige Ludwigshafener Mitglied des geschäftsführenden Vorstands der Pfälzer CDU. Von 1954 bis 1961 war Kohl stellvertretender Vorsitzender der Jungen Union Rheinland-Pfalz, von 1955 bis 1966 Mitglied des Landesvorstands der CDU. 1959 gelangte er an die Spitze des CDU-Kreisverbands Ludwigshafen.
Im gleichen Jahr begann auch seine parlamentarische Laufbahn als Mitglied der CDU-Fraktion im Landtag von Rheinland-Pfalz, dem er bis zu seinem Wechsel in den Bundestag nach der Bundestagswahl 1976 angehörte. Parallel dazu führte er von 1960 bis 1969 die CDU-Fraktion im Ludwigshafener Stadtrat.
Den Fraktionsvorsitz im Mainzer Landtag übernahm Kohl im Mai 1963, den Vorsitz des CDU-Bezirksverbands Pfalz im Oktober 1964. Im März 1966 wählten ihn die Delegierten zum Landesvorsitzenden der CDU Rheinland-Pfalz und damit zum Nachfolger von Ministerpräsident Peter Altmeier. Kraft Amtes gehörte er damit zugleich dem CDU-Bundesvorstand an, in den er im Mai 1967 auch gewählt wurde.
Mit 39 Jahren, am 19. Mai 1969, wurde Helmut Kohl zum Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz gewählt, im November desselben Jahres zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden der CDU. Kohl war 43 Jahre alt, als er im Juni 1973 nach dem Rücktritt von Rainer Barzel den Bundesvorsitz der CDU übernahm. Gut 25 Jahre lang, bis November 1998, hatte er dieses Amt ununterbrochen inne.
Als Spitzenkandidat der CDU im Amt des Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz führte Kohl seine Partei in den Bundestagswahlkampf 1976. Mit der Wahlkampfparole "Freiheit statt Sozialismus" schaffte Kohl auf Anhieb 48,6 Prozent für die Unionsparteien, bis heute das zweitbeste Ergebnis, das die CDU/CSU bei einer Bundestagswahl seit 1949 erlangt hat. Das Ziel, Bundeskanzler Helmut Schmidt und dessen sozialliberale Koalition abzulösen, erreichte Kohl jedoch nicht.
Gleichwohl gab er sein Mainzer Regierungsamt ab und übernahm in Bonn die Führung der CDU/CSU-Fraktion in der Opposition. Vier Jahre später überließ er dem CSU-Vorsitzenden Franz Josef Strauß den Vortritt bei der Spitzenkandidatur. Die sozialliberale Koalition konnte - vorerst - weitermachen.
Am 1. Oktober 1982, nach einem erfolgreichen konstruktiven Misstrauensvotum gegen Helmut Schmidt, wählte der Bundestag Helmut Kohl zum neuen Bundeskanzler. Gut fünf Monate später, am 6. März 1983, bestätigten auch die Wähler das neue Regierungsbündnis.
Kaum im Amt, setzte er die innenpolitisch heftig umstrittene NATO-Nachrüstung durch, an der sein Vorgänger gescheitert war. Kohl verlieh der europäischen Einigung neue Impulse. Neuverschuldung, Staatsquote und Inflation gingen in den wirtschaftlich guten achtziger Jahren zurück.
Kohls historische Stunde schlug am 9. November 1989 mit dem Fall der Mauer. Er hatte an der Präambel des Grundgesetzes, dem Verfassungsgebot zur nationalen Einheit, festgehalten und überraschte den Bundestag Ende November 1989 mit einem Zehn-Punkte-Programm zur Deutschlandpolitik. Seine Rede vor der Dresdner Frauenkirche am 19. Dezember 1989 vor mehr als 100.000 jubelnden Zuhörern war ebenso ein Meilenstein auf dem Weg zur deutschen Einheit wie der Erfolg der CDU-geführten "Allianz für Deutschland" bei der ersten freien Volkskammerwahl in der DDR am 18. März 1990.
Durch persönliches Vertrauen, das sich Kohl bei Michail Gorbatschow, George Bush, François Mitterrand und anderen Partnern erworben hatte, gelang es ihm, deren Zustimmung zur deutschen Einheit zu gewinnen. Als am 3. Oktober 1990 die Deutschen ihre Wiedervereinigung feierten, stand Helmut Kohl auf dem Höhepunkt seines politischen Lebens.
Die zweite Hälfte seiner Amtszeit war von der Herausforderung geprägt, das neue Deutschland ökonomisch, sozial und emotional zu einer inneren Einheit zu gestalten. Darüber hinaus wollte Kohl die europäische Integration unwiderruflich machen, was ihm mit der Wirtschafts- und Währungsunion auch gelang.
Als Helmut Kohl nach 16-jähriger Amtszeit bei der Bundestagswahl 1998 gegen Gerhard Schröder unterlag, gab er kurz darauf auch den Parteivorsitz ab und gehörte dem Bundestag noch bis zur Wahl 2002 als Abgeordneter an. Auf den Ehrenvorsitz seiner Partei hatte er am 18. Januar 2000 im Zusammenhang mit der CDU-Finanzaffäre verzichten müssen.
Helmut Kohl ist Träger zahlreicher renommierter Preise und Auszeichnungen und mehrfacher Ehrenbürger.