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Am Sonntag, 5. Dezember, wird in Deutschland wie in jedem Jahr der Tag des Ehrenamts gefeiert, um die vielen ehrenamtlich Tätigen zu würdigen und auf die Bedeutung ihres Engagements für die Gesellschaft aufmerksam zu machen. Dass sie dabei die richtigen politischen Rahmenbedingungen vorfinden, dafür soll der Unterausschuss Bürgerschaftliches Engagement sorgen, der erstmals 2003 konstituiert wurde und dem Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zugeordnet ist. Ein Gespräch mit seinem Vorsitzenden Markus Grübel (CDU/CSU) über den Faktor Zeit, das zunehmende Engagement Älterer und Mitwirkungsmöglichkeiten der Bürger an der Nationalen Engagementstrategie der Bundesregierung.
Herr Grübel, die Freiwillige Feuerwehr plagt vielerorts Nachwuchssorgen, und auch in anderen Bereichen des klassischen Ehrenamts sieht es nicht viel besser aus. Sind wir eine Gesellschaft von Egoisten?
Nein, aber natürlich spüren alle Institutionen, die auf ehrenamtliche Mitarbeiter angewiesen sind, den demografischen Wandel. Es gibt einfach weniger junge Menschen, und um die reißen sich dann alle: die Blaskapelle, der Sportverein, die Freiwillige Feuerwehr. Außerdem machen sich gerade bei den unter 25-Jährigen die vielerorts um ein Jahr verkürzte Gymnasialzeit und das straff organisierte Bachelor- und Masterstudium bemerkbar. Viele aus dieser Altersgruppe würden sich zwar gerne engagieren, aber ihnen fehlt oft einfach die Zeit.
Das sind ja düstere Aussichten.
Das würde ich so nicht sagen. Es gibt nämlich auch positive Entwicklungen. So hat etwa die Bereitschaft der Älteren, sich bürgerschaftlich zu engagieren, in den letzten Jahren leicht zugenommen. Das liegt natürlich auch daran, dass heute viele bis ins hohe Alter körperlich und geistig fit sind. Dieses Potenzial sollten wir unbedingt nutzen.
Inwiefern?
Ich denke, wir müssen wegkommen von der üblichen Sichtweise, dass, wenn etwa jemand sein Amt im Vorstand eines Vereins aufgibt, nur ein Jüngerer sein Nachfolger werden kann. Warum sollte zum Beispiel ein 50-jähriger Vorsitzender eines Gesangsvereins, der sein Engagement aus welchen Gründen auch immer aufgeben will oder muss, sein Amt nicht in die Hände eines 70-Jährigen legen? Zumal die Älteren ja meist auch deutlich mehr Zeit haben als die 30- bis 55-Jährigen, die schon genug damit zu tun haben, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen.
Abgesehen von diesen eher langfristigen gesellschaftlichen Entwicklungen: Was tut die Politik denn ganz konkret, um bürgerschaftliches Engagement zu fördern?
Eine Menge. Wir haben zum Beispiel in den vergangenen Jahren die Frage der Haftung und der Unfallversicherung für Ehrenamtliche geklärt, sodass sie jetzt Rechtssicherheit haben etwa für den Fall, dass sie während der Ausübung ihres Ehrenamts einen Unfall haben. Und wir haben Regelungen im Bürgerlichen Recht, im Vereinsrecht und im Spendenrecht geschaffen, die es den Menschen erleichtern, sich ehrenamtlich zu betätigen oder auch Stiftungen zu gründen. Gerade das Stiftungswesen, das ja im Vergleich etwa zu den USA nicht so stark entwickelt war, hat in den letzten Jahren massiv zugenommen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass wir in zwei Steuergesetzen die Rahmenbedingungen für Stiftungen deutlich verbessert haben.
Am 6. Oktober 2010 hat die Bundesregierung die erste Nationale Engagementstrategie verabschiedet, die gewissermaßen die Basis für ihr weiteres Handeln auf diesem Gebiet bildet. Ist diese Strategie auch ein Thema für den Unterausschuss?
Ja, selbstverständlich. Und wir würden uns freuen, wenn möglichst viele Bürgerinnen und Bürger uns dabei helfen, sie weiterzuentwickeln.
Wie können sie das tun?
Indem sie uns auf der Website www.engagementzweinull.de ihre Meinung zur Engagementstrategie, die dort veröffentlicht ist, mitteilen. Dieses Forum ist noch bis zum 17. Dezember 2010 geöffnet. Ende Januar 2011, wenn wir alles ausgewertet haben, werden wir uns dann im Unterausschuss des Themas noch einmal annehmen und vielleicht auch in Form eines Antrags der Bundesregierung Änderungs- und Verbesserungsvorschläge machen.
Setzt sich denn der Unterausschuss auch eigene Themen?
Ja, ganz aktuell etwa die Hospizarbeit - ein Thema, das mir ein Herzensanliegen ist. Die Hospizorganisationen selbst wollen ehrenamtlich tätig sein, weil sie sagen, dass die Begleitung Sterbender Sache der Gemeinschaft ist - ausgenommen natürlich die palliativmedizinische Versorgung. Wo hier die Chancen und die Grenzen des Ehrenamts liegen, wollen wir zum Schwerpunktthema der ersten Ausschusssitzung 2011 machen.
(nal)