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"Ich konnte mit eigenen Augen miterleben, wie eine demokratische Gesellschaft funktioniert." Nurana Aliyeva aus Aserbaidschan ist auch zwei Jahre nach ihrem Praktikum im Bundestag noch fasziniert. Die IPS-Stipendiatin von 2009 schwärmt davon, dass sie von Anfang an in die Arbeit des Abgeordnetenbüros eingebunden wurde. "Ich hatte viel Freiheit. Ich durfte bei der Büroarbeit helfen, Pressemitteilungen verfassen und war im Wahlkreis dabei", sagt Aliyeva. Gemeinsam mit anderen ehemaligen Teilnehmern des Internationalen Parlaments-Stipendiums (IPS) berichtet sie auf der Konferenz "25 Jahre IPS: Erfahrungen - Wirkungen - Visionen" von ihren Erlebnissen und ihrem Werdegang nach dem Praktikum im Bundestag.
Im Zuschauerraum sitzen weitere Stipendiaten, die zu den Ausführungen teilweise verständnisvoll nicken, teilweise lachen. Der Chor der Musikgemeinschaft des Deutschen Bundestages trägt klassische und modernere Lieder vor.
"Ich gehörte zu denen, die damals die Kartons für Berlin packen durften", erzählt Jeannette Vaude-Perrin aus Frankreich. Sie war von 1997 bis 1998 im Parlament, damals noch in Bonn. Den Wahlkampf von Helmut Kohl (CDU) und Gerhard Schröder (SPD) habe sie "hautnah miterlebt".
Und noch etwas ist ihr speziell aus dem Rheinland in Erinnerung geblieben. "Zu Karneval wurde der Senatsbereich von Jecken gestürmt und ein Bierstand wurde aufgebaut. Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas möglich war."
Für Hanna Hornyamsky-Hittner aus Ungarn ging es nach dem Praktikum im Bundestag gleich mit der Politik weiter. Schon während des Aufenthalts 2008 in Deutschland habe sie das Angebot eines EU-Parlamentariers bekommen, sein Büro in Budapest zu leiten. Inzwischen sei sie im Außenministerium.
"Meine in Berlin erworbene Erfahrung hat ganz viel dazu begetragen, dass ich mich jetzt viel mit Deutschland beschäftigen darf", ist sie überzeugt.
Jakub Cupriak, IPS-Stipendiat aus Polen von 2007, ist inzwischen Vorsitzender des Alumni-Vereins in Polen. Nach seinem Praktikum bei einer FDP-Abgeordneten ging er zum Aufbaustudium in die Niederlande. Für seine Promotion in Bonn bewarb er sich bei einer politischen Stiftung um ein Stipendium.
"Die waren beeindruckt, dass ich am IPS-Programm teilgenommen hatte", sagt er. Er bekam das Stipendium und konnte so seine Promotion finanzieren. "Danke Bundestag, danke Deutschland", betont er zum Abschluss.
"Als ich nach Deutschland kam, hatte George W. Bush gerade seine zweite Amtszeit angefangen, der Irakkrieg war sehr aktuell und Facebook war nur für Studenten zugänglich", beschreibt Jacob Comenetz die Weltlage zur Zeit seines Stipendiums. Als der US-Amerikaner 2005 in den Bundestag kam, erlebte er, wie Gerhard Schröder die Vertrauensfrage stellte und Neuwahlen eingeleitet wurden.
"Das Wichtigste aber waren die Freundschaften, die ich geknüpft habe, auch international", sagt Comenetz. Direkt danach habe er bei der Deutschen Welle hospitiert, habe bei der Konrad-Adenauer-Stiftung gearbeitet und bei der Bertelsmann-Stiftung in Washington.
Auch US-Botschafter Philip D. Murphy weiß nur Lob zu berichten. "Es ist mir eine Ehre, anlässlich des Geburtstags des IPS-Programms hier zu sein", sagt Murphy. Die Stipendiaten hätten die Möglichkeit, hinter die Kulissen zu schauen und Menschen aus aller Welt kennenzulernen. "Kein Buch, keine Zeitung, kein Blog, kein Twitter-Feed kann die persönliche Erfahrung ersetzen", betont er. Austauschprogramme wie dieses seien das effektivste Mittel der Völkerverständigung.
Prof. Dr. Max Huber, Vizepräsident des Deutschen Akademischen Austauschdienstes und ehemaliger Rektor der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, betont: "Wir sind außerordentlich dankbar über dieses Programm." In Zukunft werde das Stipendium noch viel wichtiger. "Große Probleme wie beispielsweise die globale Erwärmung können wir nur gemeinsam angehen", so Huber.
Prof. Dr. Hans Meyer, ehemaliger Präsident der Humboldt-Universität zu Berlin, berichtet von einem bulgarischen Stipendiaten, dessen Doktorvater er später war. "Ich habe seine Dissertation mit summa cum laude bewertet. Es war die zweite Arbeit überhaupt, die ich so bewertet habe", sagt er stolz. Das Programm sei viel nachhaltiger als so manche andere Arbeit des Bundestages. "Das kommt, weil sie hier in Personen investieren. Gesetze müssen ständig angepasst werden. Aber in Personen zu investieren ist nachhaltiger als etwa in Fabriken zu investieren", meint Meyer.
Eduard Oswald, Vizepräsident des Deutschen Bundestages, berichtet von einer Abstimmung im Bundestag. Vor der Festveranstaltung hätten die Abgeordneten einstimmig einen Antrag zur weiteren Unterstützung des Programms verabschiedet. "Dem deutschen Parlament ist das Programm eine Herzensangelegenheit", sagt Oswald. Es komme sehr selten vor, dass ein Antrag einstimig verabschiedet wird. (ske)