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Bundestagsvizepräsident Dr. Wolfgang Thierse (SPD) hat am Dienstag, 5. Juli 2011, die Ausstellung "Kunst und Architektur. Drei Wettbewerbe“ im Kunst-Raum des Deutschen Bundestages im Berliner Marie-Elisabeth-Lüders-Haus eröffnet. Sie zeigt die Entwürfe, die Künstler im Rahmen von drei Kunst-am-Bau-Wettbewerben für den Anbau des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses eingereicht haben. Es gehört inzwischen zur guten Tradition unseres Parlaments, dass wir zu Beginn neuer Baumaßnahmen Künstler einladen, Ideen für die neu zu entstehenden Gebäude zu entwickeln“, so Thierse.
So wurden auch für den geplanten Erweiterungsbau des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses, das vor allem die Bibliothek und den Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages beherbergt, Künstler angefragt, ihre Entwürfe für die künstlerische und architektonische Gestaltung von drei unterschiedlichen Standorten einzureichen: den Nordhof, den Südhof und das künftige Selbstbedienungsrestaurant.
Ein neunköpfiges Preisgericht unter dem Vorsitz der Museumsdirektorin der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig, Dr. Barbara Steiner, hatte schließlich aus den Wettbewerbsarbeiten drei Siegerentwürfe ermittelt. So erhielt der Pariser Künstler Michel de Broin den ersten Preis für sein Gestaltungskonzept für den Nordhof.
"Mehr Licht“, so dessen Name, sieht vor, den Hof durch einen überdimensionalen Lüster aus unterschiedlichen Straßenlaternen zu illuminieren. Der Hof werde so zum Zwischenraum zwischen öffentlichem Raum und der Stadt, erläuterte die Juryvorsitzende Steiner de Broins Arbeit: "Dieses Spiel von Innen und Außen hat uns überzeugt.“
Den ersten Preis für die Gestaltung des Südhofs erhielt Professor Carl Emanuel Wolff aus Essen: 200 Fische aus schimmerndem Aluminiumguss hatte der Künstler in seinem Entwurf des Südhofs angehäuft - mal übereinander, mal nebeneinander, mal direkt auf dem Boden und mal auf verschiedenen Objekten.
"Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, als befände sich in diesem Hof eine Fischverarbeitungsfabrik“, beschrieb Steiner Wolffs Arbeit. "Was daran wirklich spannend ist, sind diese hohen abstrakten Anteile.“ Die Jury habe es ausgewählt, weil es in der Lage sei, "sehr starke Bilder zu erzeugen“.
Mit dem Motiv der Spree beschäftigt sich auch der dritte Siegerentwurf: Nicole Borgmann und Christoph Brech aus München wollen mit "Blickwechsel“ die Wasseroberfläche der Spree mit vier Kameras filmen und in Echtzeit auf zwei LED-Screen an die Wände des künftigen SB-Restarurants im Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses übertragen.
Die Monitore richten den Blick nur auf den Fluss, nicht die Umgebung. Das Wasser diene dabei als "Reflektor, Spiel der Realität“, so hatten die beiden Künstler ihre Arbeit beschrieben. "Es entsteht eine fast poetische Anmutung“, ergänzte Steiner.
Auch der Bundestagsvizepräsident, selbst Mitglied des Preisgerichts, zeigte sich beeindruckt: "Ich glaube, dass wir hier eine gute Auswahl getroffen haben“, sagte Thierse und nutzte die Gelegenheit, auf eine zweite Ausstellung im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus hinzuweisen.
Im Mauer-Mahnmal zeigt der Bundestag anlässlich des 50. Jahrestages des Mauerbaus vom 13. August 1961 eine Fotoserie von Stephan Erfurt unter der Überschrift "Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen“. 14 Bilder, ursprünglich im Auftrag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung 1990 aufgenommen, zeigten "Erich Mielkes Folterkammer“, so Thierse, und seien heute Teil der Kunstsammlung des Bundestages.
Deren Kurator, Dr. Andreas Kaernbach, lobte Erfurt ausdrücklich: Die Bilder belegten, welch "guter und bedeutender Fotograf“ der Gründer und heutige Direktor des C/O Berlin sei. Durch den betont nüchtern-dokumentarischen Stil gelinge es dem Fotografen, die erschreckende Kälte und Ungeheuerlichkeit des bürokratisch organisierten Terrors zu zeigen.
Die Fotoausstellung ist ebenso wie die Ausstellung "Drei Wettbewerbe“ vom Dienstag, 5. Juli, bis Sonntag, 11. September 2011, jeweils dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei. Der Zugang zum Kunst-Raum ist über die Freitreppe am Schiffbauerdamm in Berlin-Mitte möglich.