Navigationspfad: Startseite > Dokumente > Web- und Textarchiv > 2011
Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert hat der Witwe, den Töchtern und Angehörigen des verstorbenen Präsidenten des Internationalen Auschwitz Komitees, Noach Flug, am Freitag, 12. August 2011, sein Beileid, auch im Namen des Deutschen Bundestages, ausgesprochen. Der 86-Jährige war am Vortag nach kurzer, schwerer Krankheit in Jerusalem gestorben.
Noach Flug wurde 1925 im polnischen Lódz geboren und mit seiner jüdischen Familie durch die deutschen Nazis ins Ghetto von Lódz und später nach Auschwitz doportiert. Befreit wurde er als 20-Jähriger am 6. Mai 1945 im Lager Ebensee in Österreich. Er wog 32 Kilo. Nach seiner Befreiung studierte Flug in Warschau Ökonomie, siedelte 1958 mit seiner Familie nach Jerusalem über und war bis zu seinem Ruhestand im diplomatischen Dienst des Staates Israel tätig.
2002 wurde Flug von den Überlebenden des Lagers Auschwitz-Birkenau zum Präsidenten des Internationalen Auschwitz Komitees gewählt. In seiner rastlosen Tätigkeit auch als Präsident der Holcaust-Überlebenden in Israel ging es ihm vor allem um die Erinnerung an die Ermordeten und die Lebensumstände der Überlebenden.
"Ich bin dankbar, dass ich ihren Mann bei Ihrem Besuch am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2009 noch persönlich kennengelernt habe", heißt es im Kondolenzschreiben Lammerts an die Witwe Dorota Flug. Als einer der "beklagenswert wenigen, die Auschwitz überlebten", habe Noach Flug sein zweites Leben, wie er es nannte, der dauerhaften Erinnerung an dieses Menschheitsverbrechen verschrieben.
Zeitlebens habe er sich für die Rechte der Holocaust-Überlebenden eingesetzt, für die Anerkennung ihres erfahrenen Leids, schreibt Lammert. Als Präsident des Internationalen Auschwitz Komitees habe er den Toten wie den Überlebenden Gesicht und Stimme in der Öffentlichkeit gegeben.
Im Kuratorium der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" habe Flug wesentlichen Anteil an der Durchsetzung längst überfälliger Entschädigungsleistungen an ehemalige Zwangsarbeiter gehabt und sich als "Anwalt der Überlebenden" zugleich für die Verständigung zwischen Juden und Nichtjuden sowie zwischen Israel und Deutschland engagiert.
"Erinnerung sei wie das Wasser, hat Ihr Mann noch im vergangenen Jahr gesagt, sie sei lebensnotwendig, suche sich ihre eigenen Wege in neue Räume und zu anderen Menschen - und sie habe kein Verfallsdatum. Dieser Mahnung als Vermächtnis Ihres Mannes fühlt sich unser Land zutiefst verpflichtet", heißt es im Schreiben des Bundestagspräsidenten. (vom)