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Bundesweit informierten sich am Donnerstag, 26. April 2012, Schülerinnen und Schüler beim Girls' Day und Boys' Day über Ausbildungsmöglichkeiten in Betrieben und Verwaltung. Jeweils 16 Mädchen und Jungen waren einen Tag lang zu Gast in der Verwaltung des Deutschen Bundestages. Vom Empfang beim Vizepräsidenten bis hin zum Besuch im Fernsehstudio reichte das vielfältige Programm.
"Arbeitgeber Bundestag – warum eigentlich nicht?" Die 14-Jährige Isabell Hartmann nickt mit dem Kopf: Die Schülerin aus Berlin kann sich durchaus vorstellen, dort zukünftig tätig zu sein. Zwar schreibt die Achtklässlerin ihre Abiturprüfungen erst in vier Jahren, doch "man kann ja nie früh genug nach dem geeigneten Job Ausschau halten." Isabell informierte sich vor Ort über berufliche Perspektiven im Deutschen Bundestag.
Möglich machte das der sogenannte "Girls' Day", der dieses Jahr bereits zum zwölften Mal stattfand. Bundesweit luden Hochschulen, Unternehmen und Forschungszentren Mädchen der Klassenstufen 5 bis 10 dazu ein, vor allem naturwissenschaftliche Berufsfelder für sich zu entdecken. Initiiert wurde der Zukunftstag von den Bundesministerien für Bildung und Forschung sowie für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Ziel des Aktionstages ist es, den Mädchen vor allem technische und techniknahe Berufe vorzustellen und so die Erweiterung ihres Berufswahlspektrums zu fördern. "Uns ist es wichtig, dass wir motivierte junge Menschen gewinnen und halten", bekräftigte Dr. Ruth Lang, Leiterin des für das Personal im höheren und gehobenen Dienst zuständigen Referates Zentrale Verwaltung 1.
"Der Girls' Day ist eine gute Möglichkeit, mal hinter die Kulissen des Bundestages und damit auf die Berufsgruppen zu schauen, die das Funktionieren der Institution erst ermöglichen", sagte Isabell. Doch auch die Jungs kamen nicht zu kurz: In wichtigen weiblich dominierten Berufsfeldern sind sie stark unterrepräsentiert. Daher öffnen – einmal jährlich – viele Unternehmen, Betriebe und Behörden seit 2011 auch für Schüler ihre Türen. Die Bundestagsverwaltung beteiligte sich erstmalig am "Boys' Day". Der zwölfjährige Jonathan Reichardt aus Berlin fand das nur gerecht: "Ich bin stolz und glücklich, dass ich auch einmal dabei sein konnte."
Begrüßt wurden die jungen Gäste von Eduard Oswald (CDU/CSU), einem der Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages. "Es ist gut, wenn man sich rechtzeitig Gedanken darüber macht, in welche berufliche Richtung es später einmal gehen sollte", bestätigte er. Oswald, der selbst einmal als Lehrer tätig war, erzählte von seiner eigenen Schulzeit, wo er "nicht immer der fleißigste Schüler" gewesen sei, das nun aber bereue.
Der Vizepräsident ermunterte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur Neugier, denn "schließlich arbeiten in dem riesigen Gebäude auch nur ganz normale Menschen". Die Schüler und Schülerinnen nutzten die Gelegenheit und fragten munter nach seinem Tagesablauf, nach Kollegen und Parlamentsgebäuden – und auch, ob Oswald seine derzeitige Tätigkeit denn überhaupt gefalle. "Damit ist es wie mit der Schule: An manchen Tagen ja, an manchen Tagen weniger", schmunzelte der Vizepräsident.
Bei den Mädchen standen die Besichtigung des Studios des Parlamentsfernsehen und eine Führung durch den Gas-Wasser-Sanitärbereich des Parlaments auf dem Programm. Die Arbeit der Bundestagspolizei erklärten abschließend Beamte und Beamtinnen anhand einer Präsentation. Unter den 149 Polizeibeamten, die beim Bundestag tätig sind, finden sich derzeit nur 19 Frauen.
Bei einer praktischen Übung wurde dann deutlich, wie Personenschutz überhaupt funktioniert. Dafür schlüpfte Isabell in die Rolle der Bundeskanzlerin – denn die muss schließlich beschützt werden. Worauf die Polizisten da besonders achten, wurde mit der kurzen Demonstration anschaulich dargestellt. So sind eine schnelle Auffassungsgabe, aufmerksames Beobachten und ein gesundes Misstrauen unerlässliche Fähigkeiten. Aber auch Gefühle gehören dazu: "Wer keine Angst hat, wird blind für die Gefahr", verriet Thomas Müller von der Bundestagspolizei.
Währenddessen statteten die Jungen den Medien- und Informationsdiensten sowie der Parlamentsbibliothek einen Besuch ab und informierten sich dort über Aufgabenbereiche, Gehalt und die tägliche Arbeit. Etwas lauter wurde es in den Räumlichkeiten der Betriebskindertagesstätte des Deutschen Bundestages. 161 Kleinkinder sind dort untergebracht. Dass der Job des Erziehers weit mehr als "nur das Spiel mit den Kindern" umfasst, berichtete Erzieher Paris Politidis, der dort seit zehn Jahren tätig ist. In der Ausbildung, die mindestens drei Jahre dauert, werde man pädagogisch geschult.
Hände schnellten in die Höhe, als Politidis nach potenziellen Nachfolgern fragte. Auch Jonathan meldete sich: "Die Arbeit in der Kindertagesstätte macht bestimmt viel Spaß."
Noch offene Fragen wurden abschließend in einer Fragestunde geklärt, die auch dem Meinungsaustausch diente. So bestätigte Jonathan, dass sein Interesse für den Beruf des Erziehers geweckt wurde. Konträr wäre die Arbeit in der Parlamentsbibliothek nichts für ihn, da "dort die Menschen fehlen".
Auch Isabell hat der diesjährige Zukunftstag bei der Bundestagsverwaltung viel gebracht: "Mir wurden neue Perspektiven aufgezeigt. Nach dem Gespräch mit der Beamtin der Bundestagspolizei weiß ich nun, dass dieser Job vielfältiger ist, als ich bisher annahm", bilanzierte die Schülerin. Die elfjährige Elisabeth Feldkamp aus Berlin- Reinickendorf bringt es auf den Punkt: "Der Zukunftstag hat uns allen gut gefallen." (ajw)