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"Der Bedarf an Friedensmissionen wird in Zukunft weiter zunehmen", sagte Dr. Almut Wieland-Karimi, Direktorin des Zentrums für Internationale Friedenseinsätze (ZIF), während einer öffentlichen Sitzung des Unterausschusses "Zivile Krisenprävention und vernetzte Sicherheit" am Montag, 13. Mai 2013, im Deutschen Bundestag. Unter Leitung der stellvertretenden Vorsitzenden Kerstin Müller (Bündnis 90/Die Grünen) stand das Thema "Peace Operations 2025 – Szenario des Zentrums für Internationale Friedenseinsätze (ZIF)" im Zentrum.
Dabei standen neben der ZIF-Direktorin und dem stellvertretenden Leiter der ZIF-Analyse, Tobias von Gienanth, außerdem Mohamed Ibrahim vom Department of Peacekeeping Operations (DPKO) der Vereinten Nationen den Abgeordneten Rede und Antwort.
Die ZIF-Publikation "Peace Operations 2025" ist über einen Zeitraum von 18 Monaten entstanden. Dabei nahmen drei interdisziplinäre Expertengruppen auf drei Kontinenten die wichtigsten sicherheitspolitischen Herausforderungen für die Friedenseinsätze der Zukunft in einem Szenarienprozess unter die Lupe.
Gleich zu Beginn der Anhörung war ZIF-Direktorin Wieland-Karimi bemüht, den Forschungsansatz der vorliegenden Analyse klarzustellen: "Szenarien sind keine Voraussagen der Zukunft, sondern vor allem Handwerkszeug für eine bessere Planung", betonte sie.
Die Wissenschaftlerin wies gleichzeitig auf die zentrale Bedeutung der im Rahmen der Analyse entwickelten zwölf Schlüsselfaktoren hin, welche die Zukunft der Friedenseinsätze aus Sicht der Experten entscheidend beeinflussen werden und die gleichzeitig als Grundlage für die Entwicklung der verschiedenen Szenarien dienten.
Bei der Präsentation der einzelnen Faktoren stellte Tobias von Gienanth vom ZIF insbesondere die "Megatrends" Demografie und Klimawandel heraus. "Einerseits wird die globale Überbevölkerung im höheren Maß zu Konflikten führen, andererseits werden wir es mit einer Zunahme von Extremwetterlagen zu tun haben. Und die Fähigkeit, hierauf zu reagieren, ist in der Welt sehr unterschiedlich verteilt", sagte Gienanth und zählte weitere Schlüsselfaktoren auf.
Hierzu zählen etwa die Entwicklung der Weltwirtschaft, internationale Friedensorganisationen, die Entwicklung der internationalen Normen und Werte, organisierte Kriminalität, Ressourcenknappheit oder aber auch neue Technologien und die Frage der Flüchtlinge und Migranten.
Mohamed Ibrahim von den Vereinten Nationen, der seit 18 Jahren an internationalen Friedensmissionen beteiligt ist und selbst auch an der Entwicklung der Zukunftsszenarien des ZIF mitgewirkt hat, betonte die Bedeutung von unabhängigen Experten, welche die internationale Friedensarbeit mit ihrer Expertise begleiteten und verbesserten. "Wir brauchen Experten wie das ZIF, wir brauchen den Blick von außen und Vorschläge zur kontinuierlichen Verbesserung der Friedenseinsätze", sagte Ibrahim.
Mit Blick auf die aktuelle Situation in Syrien, wo er als Vertreter der Vereinten Nationen vier Monate vor Ort war, erklärte der aus Ägypten stammende Richter, die durch das ZIF entwickelten Szenarien besäßen in der Realität eine hohe Aussagekraft. Das Handeln danach sei vergleichbar mit einem "Schachspiel". Zug um Zug taste man sich vorwärts, "um Dinge zu erreichen oder zu vermeiden".
Dank der Szenarien sei es andererseits künftig einfacher möglich, Friedenseinsätze mit qualitativ besserer Arbeit sowie mit weniger Personal und geringerem finanziellen Aufwand auszufüllen, um Leben zu retten. "Die Szenarien sind insgesamt ein wirksames Instrument, das wir täglich nutzen", sagte Ibrahim.
Für die Zukunft sprach er sich für eine intensivere Zusammenarbeit zwischen Vereinten Nationen und den regionalen Organisationen vor Ort aus. In Syrien sei diese allerdings aufgrund der allgegenwärtigen staatlichen Überwachung ein riskantes Spiel.
Als Vertreter der Bundesregierung sagte Dr. Thomas Zahneisen vom Auswärtigen Amt (AA), das AA prüfe derzeit, wie die Szenarienplanung des ZIF künftig am besten in der Praxis genutzt werden könne. "Allerdings sind wir da noch in einer Frühphase", sagte Zahneisen.
Es sei jedoch geplant, die Zusammenarbeit mit dem ZIF künftig noch weiter zu intensivieren, um die langfristige Planung zu verbessern, so Zahneisen.
Das ZIF bezeichnete er als "Aushängeschild", das in die internationale Friedensarbeit eine deutsche Perspektive einbringe. Die Szenarienplanung sei ein wichtiges Instrument, "um Debatten anzustoßen und vorausschauendes Handeln einzuleiten", sagte er.
Der Diplomat sprach sich gleichzeitig dafür aus, die beiden Megatrends "Klimawandel" und "Demografie" künftig stärker in die Planung der Friedensoperationen einzubeziehen. Für die nähere Zukunft prognostizierte er außerdem eine zunehmende Komplexität der Missionen, da ihre Akteure und Bedingungen sich immer vielschichtiger gestalteten und damit ebenso die Mandate. (jmb/14.05.2013)