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Eine äußerst passende Ausstellung für 2014 sei "Die Nacht war ich da, an die Mauer gelehnt", sagte Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert. Die Schau von Gemälden von Einar Schleef und Fotografien von Seiichi Furuya im Mauer-Mahnmal des Deutschen Bundestages sei "ein schöner Beleg dafür, dass die sogenannte große Geschichte und die kleinen Biografien mehr als nur zufällig zusammenhängen". Das sei angemessen für das Jahr 2014, das schon jetzt markiert sei als Jahr der historischen Gedenktage, sagte Lammert bei der Eröffnung der Ausstellung am Donnerstag, 13. Februar 2014.
In diesem Jahr gedenke auch der Deutsche Bundestag unter anderem des 100. Jahrestages des Beginns des Ersten und des 75. Jahrestages des Beginns des Zweiten Weltkrieges sowie des 25. Jahrestages des Falls der Mauer. Zwar bedeute eine Anhäufung von Gedenktagen noch nicht automatisch einen Zusammenhang zwischen den Ereignissen, sagte Lammert. In diesem Fall werde man aber "schwerlich bestreiten können, dass es einen inneren Zusammenhang gibt".
Der Bundestag zeigt drei Gemäldezyklen von Einar Schleef sowie Fotografien von Seiichi Furuya, die er während eines dreijährigen Aufenthaltes in Ost-Berlin vor dem Fall der Mauer aufgenommen hat. Bei den Fotografien hängt ein Text von Schleef, in dem dieser den Freitod von Furuyas Frau verarbeitet hat.
Der 2001 verstorbene Schleef sei den Wenigsten als Maler ein Begriff, eher als Regisseur, sagte Lammert. Der in den 1970er Jahren von Ost- nach Westdeutschland geflohene Schleef habe nie seine Werke an einer prominenten Stelle in Westdeutschland ausgestellt. "Das ist sozusagen eine Premiere heute Abend." Zehn Jahre, nachdem Schleef von Osten nach Westen gegangen sei, sei Furuya in den Osten gekommen. Später überschnitten sich die Lebenswege beider Künstler.
Das Mauer-Mahnmal steht im ehemaligen Todesstreifen der Berliner Mauer. "Dass Schleef in diesen Kontext gehört, versteht sich von selbst", sagte Kristina Volke, stellvertretende Kuratorin der Kunstsammlung des Deutschen Bundestages. Schleef weigerte sich 1976, von einem Arbeitsaufenthalt in Österreich in die DDR zurückzukehren. "Aber er kam nie von der Mauer los", sagte Volke. Er habe sich zeit seines Lebens künstlerisch damit auseinandergesetzt, das sei auch in den Gemälden sichtbar. "Es scheint, als habe sich an der Mauer sein Lebenszusammenhang kristallisiert."
Schleef habe einmal von sich gesagt, er habe kein Deutschland gefunden. Deswegen sei das Mauer-Mahnmal, quasi das Niemandsland in Deutschland, sehr passend.
Die neun Bilder aus dem Zyklus "Klage" zeigten jeweils einen schemenhaft dargestellten Menschen in einer Telefonzelle. "Die Figuren sind nicht zuerst Handelnde, sondern Wartende", erklärte Volke. Die Reihe stehe beispielhaft für die deutsche Teilung. Schleef habe mehrere Tausend Zeichnungen und etwa 160 Gemälde geschaffen. Die Bedeutung der Gemälde für die zeitgenössische Kunst sei bisher nur von wenigen erkannt worden. Von März bis Mai werden im Wechsel Schleefs Tagebuch- und Schriftbilder ausgestellt. Die Tagebuchbilder zum Beispiel seien comichaft gestaltet, viele kleine Zeichnungen würden zusammengesetzt zu einer großen Tafel.
Seiichi Furuya habe während der drei Jahre, die er als Übersetzer für eine Baufirma in Berlin-Mitte gearbeitet habe, häufig sich und seine Familie fotografiert. Nach dem Tod seiner Frau habe er die Stadt noch einmal gebrochen erlebt. Der Text, den Schleef über das tragische Ereignis geschrieben habe, sei übrigens erst 2010 das erste Mal gemeinsam mit den Fotos Furuyas veröffentlicht worden, sagte Volke.
Der Schauspieler Markus Danzeisen und der Musiker und Sounddesigner Philipp Danzeisen rundeten die Ausstellungseröffnung mit einer Text- und Tonperformance zu Schleefs Text "SCHWARZ ROT GOLD" ab.
Die Ausstellung ist von Freitag, 14. Februar, bis Samstag, 31. Mai, dienstags bis sonntags von elf bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Das Mauer-Mahnmal im Elisabeth-Lüders-Haus ist über die Freitreppe am Schiffbauerdamm, gegenüber dem Reichstagsgebäude, zu erreichen. Weitere Informationen gibt es telefonisch (030/227-32027), per E-Mail (kunst-raum@bundestag.de) und im Internet (www.mauer-mahnmal.de). (ske/14.02.2014)