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Durch die Unterstützung deutscher Mittlerorganisationen im Bereich Kultur und Bildung kann das Leiden syrischer Flüchtlinge gelindert werden. In dieser Einschätzung herrschte weitgehend Einigkeit unter den Experten, die der von Dr. Peter Gauweiler (CDU/CSU) geleitete Unterausschuss Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik am Montag, 30. Juni 2014, zu einer öffentlichen Anhörung geladen hatte.
Die Sitzung wird am Dienstag, 1. Juli, zeitversetzt im Parlamentsfernsehen, im Internet auf www.bundestag.de und auf mobilen Endgeräten übertragen.
Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Institutes, verwies auf die positiven Erfahrungen, die man schon 2013 bei Vorleseprojekten mit Kindern in Flüchtlingslagern gemacht habe.
Mit Aktionen im „kunsttherapeutischen Bereich“, zu denen auch Mal-Aktionen gehörten, auf die Kinder zuzugehen, habe so großen Anklang gefunden, dass man damit auch in diesem Jahr fortfahre, sagte Ebert.
„Das tertiäre Bildungssystem in Syrien ist zusammengebrochen“, beklagte Prof. Dr. Margret Wintermantel, Präsidenten des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Viele Syrer hätten ihr Studium abbrechen müssen und seien von Perspektivlosigkeit betroffen. „Syrien läuft Gefahr, eine gesamte Generation an Akademikern sowie Führungs- und Fachkräften zu verlieren“, warnte die DAAD-Präsidentin.
Wintermantel sprach sich für ein Stipendiensonderprogramm für syrische Studierende aus. Außerdem bat sie um Unterstützung für ihre Bemühungen um Drittlandstipendien, damit syrische Studenten an jordanischen Hochschulen studieren könnten.
Auf das Problem des illegalen Kunsthandels verwies Prof. Dr. Friederike Fless, Direktorin des Deutschen Archäologischen Instituts. Terrororganisationen wie die Isis würden sich über den Handel mit antiken Kunstobjekten teilweise finanzieren, sagte Fless. Um dies unterbinden zu können, benötige man unter anderem Register der Denkmäler. „Hier ist noch sehr viel Arbeit zu leisten“, sagte sie. Ihre Wunschvorstellung sei es, in diese Projekte auch Nachwuchsforscher aus Syrien und dem Irak einzubeziehen.
Die Nichtexistenz von staatlicher Ordnung sei die Basis für die illegalen Raubgrabungen, sagte auch Prof. Dr. Stefan Weber, Direktor beim Museum für Islamische Kunst in Berlin. Er forderte, dafür zu sorgen, dass in Deutschland kein Raubgut auf den Markt kommt.
Der Sport kann einen Beitrag leisten, um Flüchtlinge – aus Syrien oder dem Irak – in Deutschland zu integrieren, sagte Dr. Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), und verwies auf die Erfolge des mit dem Bundesinnenministerium zusammen erarbeiteten Programms „Integration durch Sport“.
Was die Soforthilfe in Syrien oder den Anrainerstaaten angeht, so räumte Vesper ein, sei ein nationaler Sportbund „ein Stück weit überfordert“.
Die KfW-Stiftung habe gemeinsam mit dem Goethe-Institut und dem DAAD Kunstprojekte auf den Weg gebracht, sagte Dr. Nicola Müllerschön, Programmleiterin der KfW-Stiftung. Die „Atelierprogramme“ richtetet sich auch an syrische Künstler, machte sie deutlich.
Zugleich verwies sie auf ein in Ägypten „zu der Zeit, als sich die Situation extrem zugespitzt hat“, gestartetes Projekt für junge Autoren. Dies könne möglicherweise auch auf Syrien ausgedehnt werden, sagte sie.
Christian Springer, Vorstand des Verbandes Orienthelfer, kritisierte, dass die Hilfsgelder nicht bei denen ankommen würden, die sie benötigten. Seinen Kenntnissen nach seien von den EU-Geldern lediglich neun Prozent angekommen.
Bei kleinen Organisationen wie der seinen sei das anders. „Unsere Hilfe kommt an“, betonte Springer. Die Abgeordneten forderte er auf: „Schauen Sie sich an, wem Sie was geben.“
Hans ten Feld, Vertreter des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) für Deutschland, erinnerte daran, dass von den 6,5 Milliarden US-Dollar, die gebraucht würden, um den 2,9 Millionen Flüchtlingen zu helfen, bislang lediglich 30 Prozent zur Verfügung gestellt worden seien. „Wir müssen da Prioritäten setzen“, sagte der Vertreter des UN-Flüchtlingshilfswerks. Es gelinge leider nicht, jeden Flüchtling zu erreichen.
Ob tatsächlich, wie von Seiten der Abgeordneten behauptet, 85 Prozent der Hilfen an Syrien über die Regierung gingen, vermochte der UNHCR-Vertreter nicht zu sagen. Aber: Die Vereinten Nationen versuchten die zu erreichen, die Hilfe brauchen. „Egal, ob im Regierungsgebiet oder im Nichtregierungsgebiet.“ (hau/01.07.2014)