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Premiere für den Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft: Die Ausschussmitglieder sind am Mittwoch, 8. Oktober 2014, zum ersten Mal außerhalb Berlins zu einer Sitzung im Friedrich-Löffler-Institut (FLI) auf der Insel Riems zusammengekommen. „Hiermit wollen wir die herausragende Bedeutung eines unserer bundeseigenen Forschungsinstitute würdigen“, erläuterte die Vorsitzende Gitta Connemann (CDU/CSU) diese Ausnahme.
Die Insel Riems liegt südöstlich von Rügen im Greifswalder Bodden und ist seit 1997 Hauptsitz des FLI, das noch über vier weitere Standorte in Deutschland verfügt. „Riems ist die Wiege der Virologie“, erläuterte der Institutspräsident Prof. Dr. Thomas C. Mettenleiter seinen Gästen. Vor über 100 Jahren am 10. Oktober 1910 begann der Namensgeber des Instituts, Friedrich Löffler (1852-1915), seine Arbeit in der weltweit ersten virologischen Forschungsstätte auf der kleinen Ostseeinsel.
Heute ist das Forschungsinstitut eine selbstständige Behörde im Bereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft und wird mit Bundesmitteln finanziert. Der Abgeordnete Harald Ebner sah zum ersten Mal die rund einen Kilometer lange und nur knapp 300 Meter breite Insel. Für seine Fraktion Bündnis 90/Die Grünen wollte sich Ebner davon überzeugen, was für Kapazitäten bereitstehen. „Ich will wissen, ob das Geld, das in das Institut gesteckt wurde, gut angelegt ist.“
Der Ausschuss bekam einen neu gebauten Forschungskomplex mit Hochsicherheitslaboren, Tier- sowie Quarantäneställen und Außengehegen zu sehen. Davon entsprechen einzelne Bereiche der höchsten möglichen Sicherheitsstufe. Mit der Einrichtung zählt das FLI nun weltweit zu den modernsten infektionsmedizinischen Forschungsinstituten.
Eine Aufgabe der Wissenschaftler ist die Erforschung von Infektionskrankheiten, Tierseuchen sowie zwischen Tier und Mensch übertragbare Infektionen, sogenannte Zoonosen. Immer wieder würden weltweit Infektionen auftreten, die sich nicht regional beschränken und deren Infektionswege bisher nicht erforscht seien. Der aktuelle Ebola-Ausbruch verdeutliche die Notwendigkeit der Grundlagenforschung. Ausbrüche der landläufig als Schweine- oder Vogelgrippe bezeichneten Infektionskrankheiten hatten in den vergangenen Jahren auch Deutschland erreicht.
Regelmäßiger Gast auf der Forschungsinsel ist Dr. Wilhelm Priesmeier (SPD): „Riems ist mir nicht unbekannt, denn hier sind große Investitionen getätigt worden.“ Priesmeier nutzte die auswärtige Sitzung, um sich auf den neuesten Stand zu bringen. Mit Blick auf den Baufortschritt und das Niveau der Infrastruktur sah er gute Voraussetzungen für die nächsten 15 Jahre geschaffen.
Mettenleiter präsentierte einen Komplex von 69 neuen Laboratorien und 63 Tierräumen auf rund 22.000 Quadratmetern Nutzfläche. Franz-Josef Holzenkamp (CDU/CSU) blickte mit Neugier in die Räume des Forschungsinstituts. Es sei nun an der Zeit zu gucken, was mit den Mitteln gemacht wurde. Zwar könne er nicht jedes Detail bewerten, doch habe er „wirkliche Exzellenz auf Riems gesehen, die weltweit Beachtung findet“. Deshalb sah er das ausgegebene Geld als eine „Investition in den Standort Deutschland und in die Zukunft“ als gut angelegt.
Für die Neubauten wurden in den vergangenen Jahren rund 300 Millionen Euro ausgegeben. Derzeit arbeiten insgesamt rund 850 Mitarbeiter für das Friedrich-Löffler-Institut. Der Präsident des FLI verwies auf die Erfolge des Instituts. Heute sei das Auftreten der klassischen Schweinepest oder der Tollwut kein Thema mehr, während noch vor 20 Jahren solche Tierkrankheiten ernste Bedrohungen für die heimischen Bestände darstellten. Unter maßgeblicher Mitarbeit des Instituts seien auch wichtige Beiträge zur Erforschung der im Jahr 2008 aufgetretenen Blauzungenkrankheit geleistet worden.
Überrascht zeigte sich Heidrun Bluhm von der Fraktion Die Linke. Der Besuch des Instituts habe deutlich gemacht, wie hoch das FLI in der internationalen Forschung angebunden sei. „Das Institut ist eine beeindruckende Institution in der Forschungs- und Bildungslandschaft in Mecklenburg-Vorpommern“, sagte die Abgeordnete, die das Bundesland im Parlament vertritt. Bluhm sieht mit den umfangreichen Neubauten auch eine besondere Verpflichtung auf die Parlamentarier zukommen: „Damit einher stellt sich die Frage nach der Verantwortung, die wir in Tierseuchenfällen eingehen wollen“, sagte sie mit Blick auf den hohen Sicherheitsstandard der Forschungseinrichtung.
Mettenleiter warnte mit Blick auf die EU-Ostgrenze und der dort grassierenden Afrikanischen Schweinepest davor, sich auf erreichte Erfolge auszuruhen. „Bis heute gibt es dafür keinen Impfstoff“, sagte er den Ausschussmitgliedern. Zumindest konnte der Wissenschaftler ein wenig entwarnen, denn die Ausbreitung erfolge derzeit nicht so schlimm wie befürchtet.
Dennoch müsse die Öffentlichkeit gesucht und weiter Aufklärung betrieben werden, um weitere Infektionen zu vermeiden und zu erkennen. „Die Gefahr hat sich nicht erledigt, wir müssen dran bleiben.“ (eis/09.10.2014)