Navigationspfad: Startseite > Dokumente > Web- und Textarchiv > Textarchiv
Die „Skyline von Verden“ und das „Teufelsmoor in Osterholz“ in Acryl hängen im Bundestagsbüro von Christina Jantz. „Ich habe mir mit den Bildern ein Stück Heimat mit nach Berlin gebracht. Wenn ich in den Parlamentswochen im Bundestag arbeite, dann spüre ich die Verbundenheit zu meiner Heimat ganz besonders, wenn ich mir die Bilder ansehe“, sagt die Abgeordnete. Christina Jantz ist 36 Jahre jung, seit fast zehn Jahren Sozialdemokratin und seit 2013 Abgeordnete im Deutschen Bundestag. Die Verwaltungsfachwirtin wurde in Bremen geboren. Besonders verbunden ist sie den Menschen in den Landkreisen Osterholz und Verden. Hier ist ihre politische Heimat und ihr Wahlkreis. „Mein Herz schlägt für die norddeutsche Mentalität, und ich liebe die Landschaft mit ihren Gewässern. Hier riecht es nach Wiesen, nach Erde, hier kann ich durchatmen“, sagt die Politikerin.
Christina Jantz engagierte sich bereits in der Schule als Schülersprecherin für die Interessen ihrer Mitschüler. Als sie älter wurde, wollte sie sich politisch engagieren und begann die Programme der Parteien zu lesen.
Bei den Sozialdemokraten fand sie die größten Übereinstimmungen zu den eigenen Lebensansichten. „Gerechtigkeit und Solidarität waren mir immer wichtig, deshalb informierte ich mich bei der SPD, fand aber nicht sofort einen Zugang, um aktiv mitzuarbeiten“, sagt die Abgeordnete.
Als sie in einer Tageszeitung las, dass das niedersächsische Ministerium für Frauen ein Mentoring-Programm auflegte, bewarb sie sich sofort. Damals war sie 25 Jahre alt und dachte: Vielleicht ist das die Chance, den Einstieg in eine Partei zu schaffen. Christina Jantz wurde in das Mentoring-Programm aufgenommen und bekam eine Mentorin aus ihrer Heimatgemeinde zur Seite. Die erklärte ihr, worauf es in der Kommunalpolitik ankommt, wie ein Gemeinderat arbeitet und wie man Menschen erreichen kann.
„Als Verwaltungsfachwirtin erfuhr ich Tag für Tag, wie Legislative und Exekutive funktionieren und wie sich politische Entscheidungen auswirken, die nicht durchdacht sind oder falsch getroffen wurden. Ich wollte mitarbeiten, damit sich das ändert“, sagt die Abgeordnete.
Christina Jantz trat 2006 in die SPD ein. Warum? Das kann sie in einem Satz formulieren: „Der soziale Zusammenhalt und das Miteinander in der SPD haben mich ebenso begeistert wie das Streben nach Gerechtigkeit.“ Der Eintritt in die SPD war der Beginn ihrer politischen Karriere. Christina Jantz wollte von Beginn an keine Mitgliedsnummer sein, sondern aktiv mitarbeiten.
Sie setzte dieses Vorhaben sofort in die Tat um und kandidierte erfolgreich für den Gemeinderat in Schwanewede. „Ich wollte mit den Menschen ins Gespräch kommen und hörte immer aufmerksam zu, wenn sie über ihre Sorgen sprachen. In den Gemeinderatssitzungen versuchte ich dann, die Probleme der Menschen zu thematisieren und Lösungen zu finden“, sagt die Politikerin.
Die Menschen erwarten Glaubwürdigkeit, Fachkompetenz und Engagement von Politikern und genau das versuchte Christina Jantz von Beginn an. „Ich wollte immer glaubwürdig und vertrauenswürdig sein und nahm mir vor, nie etwas zu versprechen, von dem ich weiß, dass ich es nicht halten kann. Die Menschen erwarten ehrliche Antworten von Politikern und dann akzeptieren sie auch, dass Entscheidungen nicht so ausfallen, wie sie sich das vorgestellt haben“, sagt die Politikerin.
Christina Jantz setzt sich als Kommunalpolitikerin auch für eine verantwortungsvolle Tierhaltung und bessere Bedingungen in Mastbetrieben ein. Sie hat schnell gemerkt, dass es dabei zu Diskussionen mit den Betreibern von Mastbetrieben kommt und sagt: „Natürlich geht es in Mastbetrieben auch um Arbeitsplätze. Trotzdem dürfen wir die Bedingungen in der Intensivtierhaltung nicht aus den Augen verlieren. Tierschutz in Intensivbetrieben ist mir wichtig, deshalb kommt das Thema immer wieder auf die Tagesordnung.“
Im Herbst 2012 wurde Christina Jantz von einem Genossen aus dem Kreisverband Osterholz angesprochen, ob sie sich eine Kandidatur für den Bundestag vorstellen könne. Zu dieser Zeit hatte sie sich in der Kommunalpolitik bereits einen Namen gemacht.
Rückblickend sagt sie: „Ich freute mich über das Vertrauen, das in mich gesetzt wurde. Trotzdem bat ich um Bedenkzeit, denn ich wollte die Entscheidung nicht unüberlegt treffen. Nach zwei Tagen sagte ich, dass ich kandidieren würde.“ Christina Jantz wurde zur Bundestagskandidatin für den Wahlkreis 34 in Osterholz und Verden gewählt und startete im Frühjahr 2013 in den Wahlkampf.
Zunächst musste sich die Politikerin im gesamten Wahlkreis bekannt machen. Das war kraftraubend und zeitintensiv, denn Christina Jantz wollte eine Abgeordnete sein, die die Menschen nicht nur von Wahlplakaten kennen. Im Landkreis Osterholz leben 111.825 Menschen, der Landkreis Verden hat mehr als 133.000 Einwohner. Christina Jantz erinnert sich: „Ich besuchte im Wahlkampf mehrere Hundert Veranstaltungen, war in Betrieben, Seniorenheimen, auf Schützen- und Feuerwehrfesten, in Schulen, bei Gewerkschaften, in Verbänden, Vereinen und auf Podiumsdiskussionen. Wie ,nebenbei' musste ich 40 Stunden pro Woche arbeiten gehen. In der heißen Phase des Wahlkampfes absolvierte ich oft drei oder vier Termine pro Tag und innerhalb von acht Monaten legte ich 30000 Kilometer mit dem Auto zurück.“
Um sich den Menschen persönlich vorzustellen, klingelte Christina Jantz im Wahlkreis an mehr als 5.000 Haustüren und hat dabei vier Paar Schuhe abgelaufen. Das Feedback auf diese persönlichen Besuche war durchweg positiv, obwohl Christina Jantz auch Gegenwind spürte. Nicht alle, mit denen sie im Wahlkampf ins Gespräch kam, waren mit der Politik der SPD einverstanden, und viele zeigten offen ihren Unmut mit der Partei und ihrem Kanzlerkandidaten. „Eine Besonderheit im Bundestagswahlkampf 2013 war auch die Tatsache, dass mir viele SPD-Wähler sagten, wir wählen die SPD, aber wir finden die Kanzlerin viel besser als den SPD-Kandidaten“, erzählt Christina Jantz.
Die Menschen in Osterholz und Verden honorierten am Wahltag das ungewöhnliche Engagement von Christina Jantz, wenn auch denkbar knapp. Nach der ersten Hochrechnung sah es nämlich nicht so aus, als hätte sie den Einzug in den Bundestag geschafft.
Doch es kam anderes: In der Wahlnacht erreichte Christina Jantz am frühen Morgen eine SMS: Gratulation zum Einzug in den Bundestag. Sie erzählt: „Ich konnte es nicht glauben, denn am Abend hatte ich noch gesagt, dass ich wieder ganz normal zur Arbeit gehe. Wenig später wurde die Information offiziell bestätigt. Ich war Bundestagsabgeordnete.“
Zwei Tage später traf Christina Jantz in Berlin die Fraktionskollegen der SPD im Bundestag. Bei aller Freude über den eigenen Erfolg wurde die Stimmung vom schlechten Wahlergebnis der SPD getrübt. Der Plan war nicht aufgegangen, dass die Sozialdemokraten die CDU ablösen.
„Besonders schwierig fand ich, dass wir Koalitionsverhandlungen mit einer Partei führen sollten, die wir wenige Tage zuvor im Wahlkampf noch bekämpft hatten, und das musste ich erst einmal für mich realisieren“, sagt die Abgeordnete Letztlich fand sie den Weg, den die SPD mit dem Parteikonvent und dem Mitgliederentscheid gegangen ist, aber wichtig und richtig.
Als die Große Koalition stand, wurde Christina Jantz von ihrer Fraktion in den Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft entsandt und zur tierpolitischen Sprecherin gewählt.
Sie sagt: „Ich habe mich riesig darüber gefreut, dass mir als neuer Abgeordneter so viel Vertrauen entgegengebracht wurde. Ich komme aus dem ländlichen Raum und weiß um die Probleme der Landwirtschaft und der Tierhaltung. Gerade in der Nutztierhaltung gibt es in Deutschland große Defizite. Die Zahlen der Medikamente in der Tierhaltung sind alarmierend. Ich setze mich dafür ein, dass ein Umdenken in der Gesellschaft stattfindet. Verbraucher müssen sensibilisiert werden, mehr auf Klasse und Qualität zu achten, statt auf Masse. Das ist gesünder für Mensch und Tier.“ (bsl/05.01.2015)