Navigationspfad: Startseite > Dokumente > Web- und Textarchiv > Textarchiv
Hans-Georg von der Marwitz ist Landwirt aus Leidenschaft. 1991 zog er vom Allgäu ins brandenburgische Friedersdorf bei Seelow. Am Stammsitz seiner Familie kaufte und pachtete er Ackerflächen und gründete einen Landwirtschaftsbetrieb. Auf heute 900 Hektar Ackerland wachsen vor allem Raps, Gemüse, Getreide und Zuckerrüben. 60 Prozent der Flächen bewirtschaftet er nach ökologischen Richtlinien. Anfangs waren die Brandenburger noch skeptisch, aber mit den Jahren wuchsen Akzeptanz und Respekt für den zugereisten Landwirt aus dem Westen. Die Menschen im Osten spürten, dass hier ein Landwirt angekommen war, der nicht schnelles Geld machen wollte und wieder verschwinden würde. Auf den große Ackerflächen in den Weiten der Mark Brandenburg braucht man Energie und Ausdauer.
Seit 2009 ist Hans-Georg von der Marwitz Bundestagsabgeordneter und vertritt den Wahlkreis Märkisch-Oderland – Barnim II. Das ist erstaunlich, denn in Brandenburg war die CDU bis vor wenigen Jahren unterrepräsentiert. Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass sich von der Marwitz bei der Bundestagswahl 2013 als „junger“ Parlamentarier gegen die langjährige Abgeordnete der Partei Die Linke, Dagmar Enkelmann, durchsetzen konnte.
Als Hans-Georg von der Marwitz 1990 nach Brandenburg kam, war sein Interesse groß, in der Heimat der Familie ackerbaulich tätig zu werden. Er hatte seit 1986 den elterlichen Hof im Allgäu als Landwirt geführt, aber die Herausforderung, mit 29 Jahren etwas ganz Neues zu beginnen, reizte ihn. Er sagt: „Ich war begeistert von der Chance, die sich mir eröffnete. Mit Optimismus und unvoreingenommen wollte ich mir eine solide Existenz in den neuen Ländern aufbauen.“
„Schon als Kind war ich fast immer in den Ställen der Bauern anzutreffen“, erinnert er sich. Schließlich absolvierte von der Marwitz nach der Schule eine landwirtschaftliche Ausbildung, die er 1985 als staatlich geprüfter Landwirt abschloss.
Nach dem Mauerfall machte er sich im März 1990 auf den Weg nach Brandenburg. Es wurde ein spannender und interessanter Ausflug in die Familiengeschichte. Die Idee war geboren, sich in Brandenburg niederzulassen. „Ich habe es bis heute nicht bereut. Es war die richtige Lebensentscheidung“, erklärt der Politiker.
Nach seinen Erfahrungen im Gemeinderat seiner alten Heimat im Allgäu begann sich der Landwirt im Jahr 1993 auch im Oderland kommunalpolitisch zu engagieren. „Ich wollte mich in die Gemeinde einbringen. Mit Parteipolitik hatte das damals noch nichts zu tun“, sagt von der Marwitz.
Im ländlichen Raum werden pragmatische und lösungsorientierte Menschen mit Ideenreichtum gesucht, die sich in der Region engagieren. Hans-Georg von der Marwitz lebt danach und fasste in der Kommunalpolitik Fuß. „Nach meiner Mitarbeit im Gemeinderat sprach mich schließlich die CDU an und holte mich 1998 in den Kreistag Märkisch-Oderland, immer noch ohne Parteibuch.
Die Arbeit in der CDU-Kreistagsfraktion eröffnete Hans-Georg von der Marwitz neue Perspektiven. „Ich erlebte, wie um Entscheidungen gerungen wurde und spürte zwar die Zwänge, aber auch die Chancen einer Fraktion, Projekte voranzubringen und Erfolge zu erzielen. Die Werte der CDU stimmten mit meinen Überzeugungen weitgehend überein.“ Hans-Georg von der Marwitz füllte den Aufnahmeantrag im Jahr 2002 aus und wurde Mitglied der CDU Märkisch-Oderland.
Der Landwirtschaftsbetrieb von Hans-Georg von der Marwitz in Friedersdorf wuchs seit 1991 stetig. In Zeiten schwankender Marktpreise kam zur Ackerwirtschaft eine Biogasanlage dazu. Gleichzeitig führt von der Marwitz nebenbei die Geschäfte für die Friedersdorfer Dorfgut GmbH, die einen Regionalladen sowie ein Restaurant betreibt. Als Landwirt und als Kommunalpolitiker hatte sich der „Neu-Brandenburger“ einen Namen gemacht. Deshalb kam er in Vorbereitung für die Wahl 2009 als Kandidat für den Bundestag ins Gespräch.
Nach seinen Erfahrungen auf einem hoffnungslosen Listenplatz im Landtagswahlkampf 2004 stand für Hans-Georg von der Marwitz fest, dass er nur mit einem aussichtsreichen Listenplatz antreten würde. „Schließlich kostet ein erfolgreicher Wahlkampf viel Zeit und ist auch nicht umsonst. Für die Kosten müssen die Kandidaten selbst aufkommen“, so von der Marwitz.
2009 kandidierte Hans-Georg von der Marwitz auf Platz fünf der Landesliste. In den Jahren zuvor konnte die märkische CDU stets mit vier Abgeordneten in den Bundestag einziehen. Dagmar Enkelmann, Parlamentarische Geschäftsführerin der Linken und langjährige Abgeordnete, trat ebenfalls im Wahlkreis an.
„Mir war damals klar, dass Frau Enkelmann einen Bekanntheitsgrad hatte, mit dem ich nicht mithalten konnte“, erklärt von der Marwitz. Am Ende reichte es nicht für das Direktmandat, doch der Landwirt aus Friedersdorf erzielte einen Achtungserfolg und zog über die Landesliste in den Deutschen Bundestag ein.
Im Jahr 2013 wiederholte sich die Geschichte, allerdings mit einem bemerkenswert anderen Ausgang. Hans-Georg von der Marwitz legte nämlich bei seiner zweiten Kandidatur mehr als zehn Prozent der Stimmen zu. Er konnte den Wahlkreis mit einem Erststimmergebnis von 34 Prozent gewinnen und zog diesmal als direkt gewählter Abgeordneter in den Deutschen Bundestag ein. Er überholte dabei seine Mitbewerberin von den Linken, die 32,9 Prozent der Stimmen erhielt.
Für von der Marwitz war das ein sensationeller Erfolg. 22 Jahre war er als Landwirt in Brandenburg ansässig und nun trauten ihm viele Brandenburger zu, dass er ihre Interessen in Berlin vertreten würde. „Das ist ein enormer Vertrauensbeweis. Gleichzeitig sehe ich mich in meiner Arbeit bestätigt, bei der ich immer auch meine Region vor Augen habe“, sagt von der Marwitz.
Bereits im Jahr 2009 wurde er von der CDU-Bundestagsfraktion in den Ausschuss für Ernährung und Landwirtschaft entsandt. Wer wäre dafür auch besser geeignet als ein Landwirt? Schwerpunkte seiner Arbeit liegen bei den Themen ländlicher Raum, ökologischer Landbau und Grüne Gentechnik.
„Als Agrarausschuss arbeiten wir an der Schnittstelle zwischen Erzeugern, Verarbeitern und Verbrauchern“, so der Abgeordnete und fügt an: „Gleichzeitig versuchen wir Antworten auf die Frage zu finden, wie wir die Menschen davon überzeugen können, sich gesund zu ernähren. Wir versuchen ein Bewusstsein zu schaffen, dass wir Landwirte bestrebt sind, den Forderungen der Verbraucher nach qualitativ hochwertigen Produkten gerecht zu werden.“
Seine langjährigen Erfahrungen als Landwirt und Kommunalpolitiker kommen besonders zum Tragen, wenn es um die Gestaltung ländlicher Räume geht. Ob bei der Strukturpolitik oder bei der Frage nach der Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generationen angesichts von Flächenfraß und Landschaftszerstörung.
Mit seiner klaren Positionierung gegen die Einrichtung von CO2-Endlagern erlangte von der Marwitz bundesweite Bekanntheit. Als Versuchsprojekt planten Energiekonzerne die Verpressung von CO2-Emissionen und Industriegasen im Untergrund. Auch mit seiner Absage an den Braunkohletagebau oder der Forderung nach einer Integration der erneuerbaren Energien sorgte der Abgeordnete für Diskussionen. Für den Brandenburger ist die Frage nach einem verantwortungsvollen Umgang mit unseren Ressourcen eine der entscheidenden Zukunftsfragen. (bsl/05.01.2015)