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Dr. Astrid Freudenstein ist eine von 56 Abgeordneten der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag. Die Politikerin aus Regensburg sprüht vor Energie und die Antwort auf die Frage, warum sie in eine Partei eingetreten ist, beantwortet die Bayerin ohne Umschweife. „Ich war bereits 31 Jahre alt, als ich in die CSU eintrat. Vorher wollte ich mich um meine Ausbildung, Beruf und Familie kümmern. Ich komme aber aus einem sehr politischen Elternhaus, deshalb wollte ich auch parteipolitisch aktiv werden. Und so bin ich vor zehn Jahren in die CSU-Geschäftsstelle in Regensburg gegangen und habe gesagt, hier bin ich, ich möchte mich in der CSU engagieren.“
Eine junge Frau, die sich politisch engagieren will, war bei der CSU hoch willkommen und Astrid Freudenstein machte bald kommunalpolitisch Karriere. Bereits 2009 kandidierte sie für den Deutschen Bundestag, damals allerdings erfolglos – über die Liste kam kein Kandidat der CSU in das Parlament. Beim zweiten Anlauf im Jahre 2013 war ihre Kandidatur erfolgreich. Sie vertritt im Bundestag die CSU-Landesgruppe im Ausschuss für Kultur und Medien und konnte gemeinsam mit den Ausschussmitgliedern der anderen Parteien bereits einen ersten großen Erfolg erzielen.
„Im letzten Jahr hat das Parlament entschieden, dass die Künstlersozialkasse (KSK) nicht angetastet wird! Ich bin darüber wirklich sehr glücklich, weil ich weiß, wie angespannt die finanzielle Situation vieler Kulturschaffenden und Journalisten ist. Die KSK ist ein wichtiges Instrument der sozialen Absicherung und sollte es bleiben“, sagt Astrid Freudenstein.
Astrid Freudenstein kommt aus einem sehr politischen Elternhaus. Ihr Vater saß 32 Jahre lang im Gemeinderat und war Bürgermeister seiner Gemeinde. In ihrer Familie war Politik tagtäglich ein Thema, denn ihr Vater hatte große Freude daran, mit seinen Kindern politische Diskussionen zu führen. „Weil wir oft sehr gegensätzliche Meinungen vertraten, war die Streitkultur in unserer Familie sehr ausgeprägt, allerdings immer positiv. Mein Vater war von der Ära Franz-Josef Strauß geprägt, und bei diesem Vollblutpolitiker ging es ja oft zur Sache“, erinnert sich Astrid Freudenstein.
Nach dem Abitur absolvierte Astrid Freudenstein ein Volontariat bei einem Radiosender in Passau und studierte anschließend an der Universität Passau Germanistik, Geografie und Wirtschaftswissenschaften. Noch während ihres Studiums schloss sie ein Zeitungsvolontariat bei der Passauer Neue Presse ab, denn der Journalismus war ihre Leidenschaft. „Auch wenn ich damals noch nicht Mitglied einer Partei war, habe ich mich sehr intensiv mit Politik auseinandergesetzt“, erzählt die Politikerin.
Nach dem Studium fand sie beim Bayerischen Rundfunk einen Job als Journalistin, den sie zehn Jahre lang mit großer Leidenschaft ausfüllte. Neben dieser spannenden und arbeitsintensiven Tätigkeit promovierte Astrid Freudenstein im Jahr 2009 zum Thema: „Die Machtphysikerin gegen den Medienkanzler.“ Rückblickend sagt sie: „Ich habe mir in meiner Dissertation ein hochpolitisches Thema ausgesucht und den Gender-Aspekt in der Berichterstattung des Bundestagswahlkampfes 2005 analysiert.“
Astrid Freudenstein kandidierte 2008 für den Stadtrat Regensburg und machte sich in der Stadt bald einen Namen als engagierte Politikerin. „Anfangs war es gar nicht so leicht, in Regensburg kommunalpolitisch Fuß zu fassen. Ich bin kein ,Regensburger Gewächs', geboren und aufgewachsen bin ich ja in Bad Griesbach in Niederbayern, aber ich habe die Herzen der Menschen schnell erreicht. Die Anzahl junger Politikerinnen war in Regensburg eher übersichtlich“, erzählt Astrid Freudenstein.
Als vor der Bundestagswahl 2009 in der Regensburger CSU die Kandidaten aufgestellt wurden, fand sich Astrid Freudenstein bald auf der Liste. Wie das kam, erzählt sie so: „Ich wurde angesprochen, ob ich auf der Liste kandidieren würde und ich sagte ganz spontan zu. Ich stand auf einem hinteren Listenplatz, auf dem die Chance, tatsächlich in den Bundestag gewählt zu werden, wenig realistisch war“, sagt Freudenstein.
Sie sah den Wahlkampf als eine sehr gute Übung, sich in der CSU zu profilieren und mit den Menschen ins Gespräch zu kommen – gewählt wurde sie 2009 tatsächlich nicht. „Ich wurde wenig später wissenschaftliche Mitarbeiterin und Dozentin für Medienwissenschaft an der Universität Regensburg. Eine Karriere als Bundespolitikerin hatte ich überhaupt nicht im Sinn. Die Arbeit an der Uni brauchte meine ganze Energie und ,nebenbei' war ich ja auch schon ehrenamtliche Stadträtin in Regensburg“, sagt Astrid Freudenstein.
Vor der Bundestagswahl 2013 wurden in der CSU wieder alle Kräfte und Mitglieder für den Wahlkampf mobilisiert. Auch Astrid Freudenstein wurde wieder aufgestellt und mit Platz 38 der Landesliste war für sie klar: Der ist ebenso aussichtslos wie der Listenplatz im Jahr 2009. „Ich erzählte den Kollegen an der Uni und meinen Freunden und Bekannten, dass ich wieder kandidiere, und ich freute mich darauf. Dem Lehrstuhlinhaber erklärte ich, er müsse sich keine ,Sorgen' machen, weil ich zwar für die CSU Wahlkampf mache; aber ich selbst würde ganz sicher nicht in den Bundestag gewählt“, sagt Astrid Freudenstein.
Die Stadträtin aus Regensburg machte ein zweites Mal Wahlkampf für die CSU und bekam viel positives Feedback von den Menschen. Sie sagt: „Es war natürlich eine sehr schöne Erfahrung, so viel Sympathie zu erfahren, und ich hatte bereits im Wahlkampf das Gefühl, dass das Wahlergebnis für die CSU sehr gut ausfallen würde. Mir kam aber dabei nie der Gedanke, dass die CSU so viele Stimmen erhalten würde, dass ich in den Bundestag gewählt werden könnte.“
Es kam anders. Am Wahlabend erwartet Astrid Freudenstein mit Freunden und CSU-Mitgliedern die erste Hochrechnung auf der Wahlparty in Regensburg. Sie erinnert sich: „Das Ergebnis der CSU war überzeugend, und plötzlich sagte mein Mann zu mir: Astrid, es könnte sein, dass Du in den Bundestag gewählt bist. Dieser Satz verursachte bei mir zunächst ein ungläubiges Lächeln, aber dann wurde mir heiß und kalt.“
Astrid Freudenstein schob die Möglichkeit, in den Bundestag gewählt zu sein, sofort aus ihren Gedanken. Als sie spät in der Nacht auf der Internetseite des Wahlleiters ihren Namen las, dachte sie immer noch, es sei ein Irrtum oder ein Versehen. „Die Gewissheit kam am Morgen“, sagt die Politikerin. „Ich erhielt einen Anruf vom parlamentarischen Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Bundestag, der mir zur Wahl gratulierte und mir den Tag der ersten Zusammenkunft der CSU-Landesgruppe in Berlin nannte.“
Nun gab es keinen Zweifel mehr, Astrid Freudenstein war Bundestagsabgeordnete und musste das so schnell wie möglich dem Lehrstuhlinhaber mitteilen. „Ich hatte ja immer betont, dass ich zwar kandidiere, aber an der Uni niemand damit rechnen müsse, dass ich auch nur den Hauch einer Chance habe, gewählt zu werden. Er war dementsprechend erstaunt, wünschte mir aber viel Erfolg bei der politischen Arbeit“, erzählt sie.
Die ersten Wochen als Abgeordnete forderten auch von der Dozentin Astrid Freudenstein viel Energie. Einerseits musste sie sich zügig in ihre Aufgaben im Bundestag einarbeiten, andererseits wollte sie die Projekte an der Uni, die sie als Dozentin betreut hatte, zu Ende bringen. Sie erinnert sich: „Ich bin anfangs zweigleisig gefahren und hatte in den ersten Monaten neben meinem Mandat noch die Aufgaben aus dem vergangenen Semester zu bewältigen.“ Astrid Freudenstein hat alle diese Herausforderungen mit viel Engagement erfolgreich gemeistert und konzentriert sich seitdem auf ihr Bundestagsmandat und die Arbeit in den Ausschüssen, denen sie angehört.
Besonders stolz ist sie darauf, dass durch ihren Einsatz zwei Millionen Euro vom Bundesbauministerium für die Restauration des Stadttores „Porta Praetoria“ in Regensburg bereitgestellt werden. Sie erzählt: „Die Porta Praetoria gilt als eines der ältesten erhaltenen Bauwerke in Regensburg und wird auf fast 2000 Jahre geschätzt. Sie ist mit der Porta Nigra, dem Stadttor von Trier, die einzige erhaltene römische Toranlage nördlich der Alpen. Ein solches Kulturgut als Welterbe zu restaurieren und den Menschen zugänglich zu machen, ist mir ein besonderes Anliegen. Ich freue mich, dass mit den Restaurationsarbeiten noch in diesem Jahr begonnen wird.“ (bsl/02.03.2015)