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Frauen erzielen noch immer rund 22 Prozent weniger Einkommen und arbeiten mit steigender Tendenz in Teilzeit-Beschäftigungsverhältnissen. In dieser Einschätzung herrschte Einigkeit während einer von der Fraktion Die Linke beantragten Aktuellen Stunde zur Beschäftigungssituation von Frauen am Donnerstag, 5. März 2015. Unterschiedlich bewertet wurde hingegen, wie es dazu kommt und was dagegen getan werden kann. Während Rednerinnen der Unionsfraktion die Ansicht vertraten, dass der deutlich überwiegende Anteil der in Teilzeit arbeitenden Frauen sich dies so ausgesucht habe und sich damit auch ein Großteil des Einkommensunterschiedes erklären lasse, sahen das SPD-, Linke- und Grünen-Fraktion anders und verwiesen auf strukturelle Probleme. So seien es noch immer Frauen, die sich zuallererst um die Familie kümmern würden. Außerdem fehle es an ausreichenden Kinderbetreuungsmöglichkeiten.
Jede elfte Frau sei trotz Arbeit arm, sagte Sabine Zimmermann (Die Linke). Die Folge davon sei unter anderem Altersarmut, die von der Bundesregierung „bewusst vorprogrammiert wird“. Aus Sicht Zimmermanns ist es „blanker Unsinn“, dass die meisten Frauen bewusst auf eine Vollzeit-Tätigkeit verzichten würden.
„Wie soll eine alleinerziehende Mutter angesichts schlechter Kinderbetreuungsmöglichkeiten Vollzeit im Schichtbetrieb in der Alten- und Krankenpflege arbeiten“, fragte Zimmermann. So müssten Frauen täglich kämpfen, um mit ihrem Lohn über die Runden zu kommen. Die Linke-Abgeordnete warf der Bundesregierung vor, das Problem zu beschwichtigen und kleinzureden. Zudem werde noch behauptet, die Frauen hätten durch ihre Berufswahl selber schuld. „Dieser Schwachsinn muss ein Ende haben“, forderte Zimmermann.
Dr. Astrid Freudenstein (CDU/CSU) sagte, es sei nicht hinnehmbar, wenn Frauen für die gleiche Tätigkeit wie Männer weniger Lohn bekämen. Von den 22 Prozent Lohnunterschied seien jedoch 15 Prozent begründbar. So seien es Frauen, die Kinder bekämen, die oft in typischen Frauenberufen und vermehrt in Teilzeit arbeiten würden. Freudenstein räumte ein, dass es Frauen gebe, die eine Vollzeitstelle wollten, diese aber nicht bekämen.
„Die meisten Frauen wollen aber Teilzeit arbeiten“, betonte sie. „Es gibt viele Frauen, die sich ausgesprochen gern um ihre Kinder kümmern“, führte sie als ein Grund an. Dass es nur wenige Frauen in Führungspositionen gibt, ist aus Sicht Freudensteins dem Umstand geschuldet, dass „viele Frauen sich nicht für den Beruf aufopfern wollen und sich glücklicher fühlen, wenn sie Familie und Beruf unter einen Hut bringen können“.
Dass Frauen - ebenso wie Männer- sich gerne um ihre Kinder kümmern, stehe außer Frage, sagte Ulle Schauws (Bündnis 90/Die Grünen). „Darum geht es hier aber nicht und das zeigt, dass Sie diese Debatte immer noch nicht verstanden haben“, sagte sie an ihre Vorrednerin gewandt. Schauws räumte ein, dass es auf dem Arbeitsmarkt auf den ersten Blick gut aussehe für Frauen. Deren Erwerbsquote sei schließlich auf 46 Prozent gestiegen.
Die wirtschaftliche Eigenständigkeit für Frauen sei gleichwohl nicht gestiegen. Zwar würden mehr Frauen arbeiten, „aber weniger Stunden“. Ausgesucht hätten sich die Frauen das nicht, so Schauws. Es bliebe ihnen aber nichts anderes übrig, wenn sie Familie und Beruf unter einen Hut bringen wollten. Gleichzeitig sei es jedoch so, dass viele Männer gerne weniger arbeiten würden. Um zu wirklicher Wahlfreiheit und Selbstbestimmung zu kommen müsse auch Teilzeitarbeit für Männer attraktiv gemacht werden, etwa durch einen Rückkehranspruch auf Vollzeit, forderte die Grünen-Abgeordnete.
Es habe strukturelle Ursachen, dass so viele Frauen in Teilzeit arbeiten, sagte Elke Ferner (SPD). Der Anteil an Teilzeitarbeiterinnen unter den berufstätigen Frauen liege bei mehr als 50 Prozent. „Das heißt, mehr als die Hälfte der berufstätigen Frauen hat kein existenzsicherndes Einkommen“, beklagte Ferner. Dies habe auch die Folge, „dass im Alter die eigene Rente zum Leben nicht ausreicht“. Daher müsse der „gespaltene Arbeitsmarkt“ überwunden werden, forderte sie.
Ferner verwies darauf, dass in dieser Wahlperiode bereits Verbesserungen eingeleitet worden seien. So seien mit dem Elterngeld Plus partnerschaftliche Komponenten eingeführt worden. Verbesserungen gebe es auch bei der Familienpflegezeit. „Was jetzt noch fehlt, sind weitere Schritte hin zu einer Familienarbeitszeit“, sagte sie. Die SPD-Fraktion, so kündigte sie an, werde weiter dafür kämpfen, dass es Frauen wie auch Männern möglich ist, ihre Arbeitszeit dann zu reduzieren, „wenn familiäre Verpflichtungen da sind“, ohne finanzielle Einbuße oder Karrierenachteile zu erleiden. (hau/05.03.2015)