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Zu den Sitzungswochen des Parlaments fährt die Bundestagsabgeordnete Birgit Kömpel immer mit der Bahn. „Es sind nur etwas mehr als drei Stunden mit dem ICE von Fulda bis Berlin. Die Reisezeit ist überschaubar und ich kann unterwegs arbeiten. Außerdem kann ich lesen oder ich treffe Kollegen aus meiner oder anderen Fraktionen, mit denen ich mich austauschen kann“, sagt Birgit Kömpel. Die Abgeordnete ist seit 2005 Mitglied der SPD und kandidierte 2013 erfolgreich für den Deutschen Bundestag. Die Sozialdemokratin ist eine von 16 hessischen Abgeordneten ihrer Fraktion und ordentliches Mitglied im Verkehrsausschuss sowie Berichterstatterin für Barrierefreiheit, Fahrgastrechte und Verkehrssicherheit. „Obwohl ich als junge Frau Grün-Wählerin war, weil mich in Hessen Joschka Fischer überzeugt hatte, bin ich heute Sozialdemokratin von ganzem Herzen“, sagt Birgit Kömpel.
Ihr Vorbild ist ein Urgestein der Sozialdemokratie: Helmut Schmidt. In ihrem Bundestagsbüro hängt ein signiertes Porträt des Alt-Kanzlers, über den Birgit Kömpel sagt: „Helmut Schmidt ist ein geradliniger und glaubwürdiger Politiker. Er war wie Willy Brandt ein Kanzler mit Charisma, der viel bewegt hat in Deutschland. Das hat mich auch schon beeindruckt, als ich noch grün gewählt habe.“
Birgit Kömpel kommt aus einer Arbeiterfamilie im hessischen Eichenzell. Ihre Eltern waren parteipolitisch nie aktiv, aber traditionelle SPD-Wähler. Sie erinnert sich: „Wir waren vier Geschwister, und unsere Eltern hielten uns nicht nur dazu an, ehrlich und gerecht miteinander umzugehen, sie haben uns auch dazu erzogen, uns um Schwächere zu kümmern. Ich lernte in der Familie und im Umgang mit meinen Geschwistern, dass man aufeinander Rücksicht nimmt und solidarisch miteinander umgeht. Gerechtigkeit und Solidarität sind auch die Attribute, die ich bei den Sozialdemokraten schätze“, erinnert sich die Politikerin.
Birgit Kömpel absolvierte eine kaufmännische Ausbildung an der Höheren Handelsschule sowie eine Weiterbildung im Personalmanagement. Sie arbeitete in verschiedenen Führungspositionen der Hotellerie in Deutschland und London und sagt: „Die Arbeit in London war ein großer Traum, den ich mir selbst erfüllt hatte. Ich konnte dort nicht nur die Sprache perfektionieren, sondern international beste Erfahrungen sammeln und über den deutschen Tellerrand blicken.“
Mit der Gründung einer Familie, rückte die Familienpolitik in den Fokus der Hessin. In ihrer Heimatgemeinde saßen damals in der Gemeindevertretung fast ausschließlich Männer, die fast alle über 60 waren. Birgit Kömpel war der Ansicht, es wäre viel klüger, wenn Mütter über Kitaplätze, Kinderzuschüsse und kostenloses Mittagessen für Schulkinder mitentscheiden würden. „Ich wollte aber nicht nur meine Vorschläge einbringen, sondern aktiv an deren Umsetzung mitwirken. Politik sollte nicht nur von Diskussionen geprägt sein, sondern durch konkretes und lösungsorientiertes Handeln. Ich wollte handeln, deshalb stellte ich mich 2005 erstmals zur Wahl für die Gemeindevertretung und erhielt das Vertrauen vieler Bürger“, sagt die Sozialdemokratin.
Bei ihrer ersten Kandidatur für ein politisches Amt war Birgit Kömpel noch parteilos, kandidierte aber auf der Liste der Sozialdemokraten. Wenig später wurde sie Mitglied der SPD.
Warum, erklärt sie so: „Ich war als junge Frau beruflich sehr viel unterwegs, deshalb stand ein Eintritt in eine Partei nicht auf meiner Planung. Aber ich bin eine Hessin, und mein Herz hat auch dann für Hessen geschlagen, als ich in der Welt unterwegs war. Ich traf auf Rudolf Breithecker, den SPD-Bürgermeister von Eichenzell. Er war ein beeindruckender Politiker, der auf Menschen zugehen konnte. Seine modernen und klugen Ansichten, wie Familienpolitik aussehen sollte, haben mich begeistert. Er hat mich in meiner Entscheidung, in die SPD einzutreten, bestärkt, wurde mein politischer Mentor und hat mich unterstützt, kommunalpolitische Erfahrungen zu sammeln.“
Birgit Kömpel engagierte sich von Anfang an aktiv in der Kommunalpolitik, war bald in der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen aktiv und wurde 2009 deren Vorsitzende im Unterbezirk Fulda. Sie sagt rückblickend: „Die Kommunalpolitik ist eine sehr spannende Erfahrung, die jeder Politiker machen sollte, der für den Bundestag kandidieren möchte. In der Kommunalpolitik lernt man, wie sich Entscheidungen, die in Berlin getroffen werden, in den Städten und Gemeinden konkret auswirken, und das ist wichtig, wenn man die Interessen der Bürger verstehen und vertreten will.“
Vor der Bundestagswahl 2009 unterstützte Birgit Kömpel die SPD aktiv im Wahlkampf und kam an den Wahlkampfständen mit den Bürgern ins Gespräch. „Dass die SPD 2009 nicht gut abgeschnitten hat, lang vielleicht auch an den Entscheidungen zu den Arbeitsmarkreformen Hartz IV und Rente mit 67 im Jahr 2002. Dass war sieben Jahre später bei den Bürgern immer noch präsent, und viele machten ihrer Enttäuschung über die Agenda 2010 am Wahlkampfstand Luft“, erinnert sich die Sozialdemokratin, die hinzufügt: „Es war eine sehr intensive Erfahrung, wie Wahlkampf funktioniert.“
In Vorbereitung der Bundestagswahl 2013 bekam Birgit Kömpel eine große Chance als SPD-Politikerin. Sie wurde gefragt, ob sie sich eine Kandidatur für den Deutschen Bundestag vorstellen könne.
„Ich war immer der Meinung, dass nur Politiker für ein solches Amt kandidieren sollten, die den Alltag der Menschen an der Basis kennen. Ich stand mitten im Leben, war als Kommunalpolitikerin vielen Menschen im Wahlkreis bekannt und freute mich über das Vertrauen, das mir die Genossen entgegenbrachten. Ich nahm die Herausforderung an. Auf der Delegiertenversammlung konnte ich mich mit 87 Prozent der Delegiertenstimmen gegen eine weitere Bewerberin durchsetzen und wurde zur Bundestagskandidatin im Wahlkreis Fulda nominiert“, sagt Birgit Kömpel.
Dem Erfolg auf der Delegiertenversammlung folgte ein harter und langer Wahlkampf für die Sozialdemokratin. Fulda ist ein Wahlkreis, der in den vergangenen Jahren traditionell von der CDU gewonnen wurde. Verzagtheit ist kein Attribut für Birgit Kömpel. Die engagierte Hessin machte Wahlkampf von Haustür zu Haustür und verkündete: „Holen Sie sich eine Rote in Ihr Wohnzimmer.“
„Ich versprach jedem Bürger, der mich zu sich nach Hause einlädt, damit ich mich als Bundestagskandidatin vorstellen kann, einen Eierlikörkuchen. Damit konnte ich bei den Bürgern punkten, denn ich habe im Wahlkampf eine Vielzahl solcher Kuchen gebacken und hatte gute Gespräche in den Wohnzimmern der Wähler“, sagt Birgit Kömpel. Ihr war wichtig, dass die Menschen, um deren Stimme sie sich warb, wissen: Wofür steht sie? Was will sie erreichen und wie will sie ihre Vorhaben durchsetzen?
Am Wahlabend sah es nicht so aus, als hätte Birgit Kömpel ihr Wahlkampfziel erreicht. „Ich war nach der ersten Hochrechnung natürlich enttäuscht, vom Gesamtergebnis der SPD und vom eigenen Ergebnis – ich hatte mehr Stimmen erwartet. Aber ich bin Demokratin, und wer antritt, muss das Ergebnis auch dann akzeptieren, wenn es nicht wie erwartet ausfällt. Es ist der Wille der Wähler.
Am Morgen nach dem Wahltag schaltete ich meinen Computer ein, um die offiziellen Endergebnisse der Bundestagswahl abzurufen, und da las ich den Post eines Kollegen auf Facebook: Herzlichen Glückwunsch zur Wahl in den Deutschen Bundestag. Ich konnte es erst kaum glauben, dann war ich überwältigt. Es war ein sensationelles Gefühl“, erzählt Birgit Kömpel.
Als Mitglied im Verkehrsausschuss ist ihr der Ausbau der Infrastruktur bei der Bahn eine Herzensangelegenheit. „Besonders der Ausbau der Bahnstrecke Fulda–Frankfurt liegt mit am Herzen. Der Dialogprozess zwischen den Umweltverbänden, den Bürgerinitiativen und den verschiedenen Interessengruppen könnte noch optimiert werden“, sagt Birgit Kömpel.
Sie fügt hinzu: „Hessen liegt in der Mitte Deutschlands, ist ein Logistikstandort und die Planung von Verkehrsprojekten ist ein wichtiges und spannendes Zukunftsthema, nicht nur für Hessen, sondern für ganz Deutschland. Mir liegen Barrierefreiheit, Fahrgastrechte und Fahrsicherheit aber ebenso am Herzen, denn dafür bin ich Berichterstatterin meiner Partei im Verkehrsausschuss.“ (bsl/04.05.2015)