Navigationspfad: Startseite > Dokumente > Web- und Textarchiv > Textarchiv
Spätestens seit er bei den Gebirgsjägern seinen Wehrdienst absolvierte, weiß Florian Hahn wie wichtig eine Seilschaft ist. Man muss sich fest anleinen, braucht aber vor allem verlässliche Mitstreiter, um sicher zum Gipfel zu kommen. Dementsprechend gut vernetzt ist der CSU-Abgeordnete, der 2009 per Direktmandat in den Bundestag einzog und dort im Verteidigungsausschuss sitzt, auch in seiner Partei: Seit einem halben Jahr leitet der ausgebildete Electronic-Marketing-Fachwirt den mitgliederstarken und einflussreichen Kreisverband München-Land und gilt unter politischen Beobachtern auch deshalb mittelfristig als Anwärter auf einen Ministersessel im Freistaat.
Die richtigen Kontakte hat er schon: Mit dem bayerischen Finanzminister Markus Söder verbindet den 41-Jährigen die gemeinsame Zeit in der Jungen Union (JU). Hahn war damals Landesgeschäftsführer, Söder Landesvorsitzender. Als CSU-Generalsekretär holte Söder seinen früheren JU-Kollegen zu sich in die Parteizentrale. Sieben Jahre war Hahn daraufhin Referent und stellvertretender Leiter der Abteilung Politik und Parteiarbeit.
Edmund Stoiber, der ehemalige bayerische Ministerpräsident und Parteichef, ist nicht nur Hahns „ganz großes Vorbild“, er durfte den CSU-Ehrenvorsitzenden auch „in den letzten Jahren schon öfter um Rat fragen“, wie er bekundet. Aber auch der amtierende Parteichef Horst Seehofer setzt offenbar große Hoffnungen in den ambitionierten Nachwuchspolitiker: Als außen- und sicherheitspolitischer Sprecher der CSU-Landesgruppe im Bundestag solle er, so meldeten „Tagesspiegel“ und „Die Welt“ im Oktober 2014, der CSU-Außenpolitik ein „neues Gesicht“ geben.
In der aktuellen Flüchtlingskrise machte Hahn sich für eine härtere Gangart stark: So forderte er zusammen mit anderen Unionsabgeordneten im Oktober 2015 eine Schließung der Grenzen, um die Zahl der nach Deutschland flüchtenden Menschen zu begrenzen. Auch einen Grenzzaun wie in Ungarn schloss er in einem Interview mit dem Magazin „Focus“ nicht aus.
Die Aufgabe als außen-und sicherheitspolitischer Sprecher ist ein Karriereschritt für den Politiker aus Putzbrunn. Bereits als 15-Jähriger trat er in die Junge Union Bayern ein – aus Begeisterung über die deutsche Einheit, wie er erzählt: „Mir war klar, jetzt bewegt sich ganz viel in unserem Land – da will ich nicht nur Zuschauer sein.“ An diese Zeit erinnert ihn ein großformatiges Bild im Bundestag. Hahn sieht es immer, wenn er von seinem Büro in Richtung Plenarsaal unterwegs ist: „Jonction III“ heißt es, gemalt vom Aachener Künstler Karl Otto Götz. Dieser verlieh anlässlich der Feierlichkeiten zum 3.Oktober 1990 seinen Empfindungen mit expressivem Rakelstrich Ausdruck. Für Hahn ist es ein „schönes Zeugnis der Wiedervereinigung“.
Doch schon vor seinem JU-Mitgliedschaft sei er einer gewesen, der sich für die Interessen seiner Altersgruppe eingesetzt habe, als Klassen- oder Schulsprecher, erzählt Hahn: „In Bayern würden böse Zungen sagen: ein Gschaftlhuber.“ Mit 18 tritt er in die CSU ein, mit 21 sitzt er im Gemeinderat, mit 27 ist Hahn Kreisrat und Finanzreferent im Landkreis München.
Als sein Vorgänger, der CSU-Bundestagsabgeordnete Georg Fahrenschon, 2008 Finanzminister in Bayern wird und sein Bundestagsmandat frei wird, ergreift Hahn die Gelegenheit beim Schopfe und kandidiert. Eigentlich habe er zu dieser Zeit seine berufliche Zukunft in der Wirtschaft gesehen, räumt er ein: „Aber solche Chancen gibt es nicht oft. Wenn sich die Tür öffnet, muss man durchgehen, wenn man Politik machen will“, sagt Hahn.
Kaum zum neuen Vorsitzenden des außen- und sicherheitspolitischen Arbeitskreises der CSU gewählt, preschte Hahn im Oktober 2014 vor und forderte die Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) auf, bis 2015 ein „Weißbuch“ für die Bundeswehr vorzulegen. Das aktuelle stamme aus dem Jahr 2006 und sei veraltet, so Hahns Kritik.
„Es verweist noch auf die Wehrpflicht und bezeichnet Russland als unseren engsten Verbündeten außerhalb der Nato.“ Es sei höchste Zeit, Deutschlands Außen- und Verteidigungspolitik auf eine aktuelle strategische Basis zu stellen. Dass von der Leyen kurz darauf ankündigte, ein solches sicherheitspolitisches Grundlagendokument zu erarbeiten, verbucht der Bayer selbstbewusst als eigenen Erfolg.
Unzufrieden ist er jedoch mit der finanziellen Ausstattung der Bundeswehr, obwohl der Wehretat nach dem Willen des Bundesfinanzministers 2016 um 1,39 Milliarden Euro auf 34,37 Milliarden Euro steigen soll. Zu wenig, findet Hahn: „Wir investieren in die normale Infrastruktur, stärken die Attraktivität der Truppe – alles wichtig. Nur wenn es um mehr Sicherheit geht, tun wir nicht genug“, moniert er. „Da brauchen wir noch deutlich mehr Zuwachs.“
Die Bundeswehr ist Hahns Domäne – nicht nur als Fachpolitiker. Als ehemaliger Reservist habe er auch eine „persönliche Affinität“. Sein Stiefvater sei bereits in der Bayrischen Staatskanzlei für die Angelegenheiten der Streitkräfte zuständig gewesen: „Ich war schon von klein auf beim Tag der offenen Tür der Bundeswehr.“ Keine Frage, für welchen Ausschuss er – neu im Bundestag – sich entschied: „Wir waren acht Neue von der CSU. Sieben wollten Verkehr, ich wollte Verteidigung.“
Eine seiner ersten Berufserfahrungen machte er beim Rüstungsunternehmen Krauss-Maffei Wegmann als Mitarbeiter der Öffentlichkeitsarbeit. Und auch heute noch sind Verbindungen zu Unternehmen und Verbänden im Verteidigungs- und Rüstungsbereich vorhanden: Seit 2010 ist der Abgeordnete Mitglied des Aufsichtsrats der Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft mbH in Ottobrunn, seit 2013 Vizepräsident der Interessengemeinschaft Deutsche Luftwaffe e.V. und seit 2014 sitzt er im Präsidium der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik – wie mit ihm fünf weitere Verteidigungspolitiker von CDU/CSU und SPD .
Zielstrebig, fleißig und durchaus machtbewusst, so charakterisieren ihn Beobachter. „Wenn du in der Politik etwas durchsetzen will, brauchst du 50 plus eins, die Mehrheit“, sagt Hahn. „Diese simple Wahrheit“ habe ihm sein Förderer Fahrenschon, den er ebenfalls seit JU-Tagen kennt, als Rat mit auf dem Weg gegeben. Hahn hat ihn beherzigt. „In der Politik wird nicht automatisch die beste Idee prämiert, man braucht auch Mitstreiter.“
Die zu finden, versteht der PR-Fachmann offenbar mit Leichtigkeit: So gründete der zweifache Familienvater und bekennende Fußball-Fan im letzten Jahr im Bundestag den FC Bayern-Fanclub „Berliner Fraktion“. 58 Mitglieder hat dieser inzwischen, darunter neben Unionskollegen auch Abgeordnete von SPD und Grünen, wie der Clubpräsident betont.
Nur die Linke sei nicht vertreten. Dafür jedoch soll hin und wieder schon die Kanzlerin vorbeigeschaut haben, um den nächsten Gipfelsturm des Rekordmeisters am Fernseher mitzuverfolgen. (sas/09.11.2015)