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Grenzen schließen, Grenzen öffnen, Mauern bauen - das Thema hat derzeit Konjunktur. Nicht nur in Europa, sondern auch in den USA. Schließlich propagiert der vermutliche Präsidentschaftskandidat der Republikaner, Donald Trump, den Bau einer Mauer zu Mexiko, den die Mexikaner auch noch bezahlen sollen. Nicht nur unsinnig, sondern unrealistisch schätzt Juan Jose Pedroza dieses Vorhaben ein.
Eine mehr als 3.000 Kilometer lange Mauer durch teils unwägbares Gelände zu bauen, sei kaum möglich, sagt der im mexikanischen Guadalajara geborene US-Amerikaner. Und noch ein anderer Gedanke steht dem aus seiner Sicht entgegen. „Die Grenze richtiggehend zu schließen, geht nicht, weil die wirtschaftliche Abhängigkeit gegenseitig sehr groß ist“, sagte der 29-Jährige, der die nächsten Monate in einer Stadt verbringen wird, die Erfahrungen in Sachen Mauer hat.
Juan Jose Pedroza nimmt bis Ende Juli am diesjährigen Programm des Internationalen Parlaments-Stipendiums (IPS) des Deutschen Bundestages in der deutschen Hauptstadt Berlin teil. Drei Monate davon verbringt er als Praktikant im Büro des Bundestagsabgeordneten Sven Volmering (CDU/CSU).
Juan Jose Pedroza selbst ist als Kind mit seinen Eltern in die USA eingewandert. „Wir hatten damals schon Verwandte im Land, die das organisiert haben“, erzählt er. Aufgewachsen ist er in Kalifornien – jetzt lebt er als Anwalt in Baltimore – unweit der amerikanischen Hauptstadt Washington D.C.. „Ich habe schon für ein Bundesministerium gearbeitet und auch für die Regierung der Stadt Washington“, sagt der 29-Jährige, der sich besonders mit dem Sozialversicherungsrecht und dem Behindertenrecht auskennt. Für ein Ministerium oder den Kongress zu arbeiten, ist sein berufliches Ziel. Gesundheitspolitik aber auch die Umweltpolitik hat er dabei im Fokus.
Stichwort Gesundheitspolitik: Ist die von Präsident Barack Obama initiierten Gesundheitsreform ein Erfolg? Aus der Sicht von Juan Jose Pedroza durchaus. „Jetzt haben viel mehr Menschen eine Krankenversicherung als vorher“, sagt er. Die Republikaner lehnen „Obamacare“ gleichwohl nach wie vor ab. „Mit dem Verweis darauf, dass die Regierung möglichst wenig regulieren sollte.“ Stattdessen solle der Markt dies regeln, weil es effizienter sei. Dem ist allerdings aus seiner Sicht nicht so. „Am Ende ist es für die Gesellschaft teurer, wenn Menschen mit kleineren Sachen nicht zum Arzt gehen, weil sie keine Versicherung haben und daraus größere Krankheiten erwachsen.“
Nicht nur an diesem Beispiel wird deutlich: Juan Jose Pedroza steht politisch eher links. Gefragt, wen er denn von den derzeit noch im Rennen befindlichen Präsidentschaftskandidaten wählen würde, nennt er Hillary Clinton, „auch wenn ich weiß, dass viele Linke in meiner Generation für Bernie Sanders stimmen würden“. Für Clinton spricht aus seiner Sicht die stärker ausgeprägte politische Erfahrung - gerade in dem für die USA so wichtigem Feld der Außenpolitik.
Könnte die derzeitige Außenministerin einen US-Präsidenten Donald Trump verhindern? „Clinton wird gegen Trump gewinnen“, sagt er und fügt hinzu: „Das hoffe ich zumindest.“ Wie ist aus seiner Sicht der bisherige Siegeszug des politikunerfahrenen, schwierig einzuschätzenden und unberechenbaren Milliardärs Trump zu erklären? Genau mit diesen Eigenschaften, sagt Juan Jose Pedroza. „Er gehört nicht zum Establishment und hat schon immer sein eigenes Ding gemacht. Das mögen viele Leute.“
Vor allem jene, die das Vertrauen in die Politik verloren hätten. Der amerikanische IPS-Stipendiat sieht hierbei auch Parallelen zu Deutschland. Die Stimmenzuwächse für die AfD haben aus seiner Sicht damit zu tun, „dass in der Bevölkerung einige Menschen das Gefühl haben, dass ihnen die Politik nicht zuhört – ob das nun stimmt oder nicht“.
Doch zurück zur Situation in den USA, wo auch die Umweltpolitik ein stark polarisierendes Thema ist. Auch hier hat Präsident Obama – gerade in seiner zweiten Amtszeit - neue Akzente gesetzt, nachdem die Vereinigten Staaten lange Zeit nicht gerade als Vorreiter in Sachen Klimaschutz aufgefallen sind. Auch hier habe er das gegen den erbitterten Widerstand der Republikaner getan, wie Juan Jose Pedroza sagt. „Das Problem ist das Dogma der Republikaner, die befürchten, Umweltschutz gehe zulasten der Wirtschaft.“ Das sei aber „ein Fehler im Denken der Republikaner“, findet er.
Sein Eindruck: Die Wirtschaft wird immer laufen. „Obama hat es mehrfach gesagt: Bekommen wir eine Energiewende, geht das Geld einfach in andere Energieerzeugungen.“ Schon jetzt würden die Ölkonzerne dahingehende Entwicklungen vorantreiben, weil sie erkennen, das Öl endlich ist. „Exxon Mobile will auch weiterexistieren, wenn das Öl weg ist“, sagt der junge Amerikaner.
Er weiß aber auch, dass so ein Strukturwandel nicht ganz einfach ist. „Das ist kein Computerspiel – man kann nicht einfach so die Energieträger wechseln, eine ganze Industrie mit einem Mausklick abschalten. Aber ich denke, wir gehen trotzdem in die Richtung alternativer Energiequellen – das wissen die Konzerne auch“, sagt er.
Das Für und Wider der Energiewende kann Juan Jose Pedroza nun am Beispiel Deutschland vor Ort beobachten. Der 29-Jährige, der Deutsch an der High School als Fremdsprache gelernt hat, ist zum ersten Mal hier. Vier Wochen ist er nun schon in Berlin und fühlt sich wohl, wie er sagt.
Einen ersten „Kulturschock“ hat er auch schon hinter sich gebracht. Das Bezahlen mit Bargeld – in Deutschland Gang und Gäbe – kennt er aus seiner Heimat nicht. „Da wird auch der Kaffee für zwei Dollar mit der Kreditkarte bezahlt“, erzählt er. „Jetzt habe ich einen Haufen Kleingeld zu Hause.“ Es bleibt zu vermuten, dass ihm in den kommenden Monaten noch der ein oder andere Unterschied zum Leben in den USA auffällt. (hau/29.03.2016)