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Berlin: (hib/ROL) Seit gut zehn Jahren werden mit dem Begriff "Synthetische Biologie" (kurz Synbio) Forschungsvorhaben, Methoden und Verfahren zu einem "Umbau" natürlicher Organismen bezeichnet, der weiter geht, als es bislang mithilfe der Gentechnik möglich war. Die Ansätze reichen bis hin zur Schaffung (kompletter) künstlicher "biologischer" Systeme, schreibt das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) in seinem Abschlussbericht (18/7216) "Synthetische Biologie - die nächste Stufe der Bio- und Gentechnologie", der vom Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung 2011 in Auftrag gegeben wurde und nun erschienen ist.
Die Abschätzung der wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Potenziale der Synthetischen Biologie sei ein hochrelevantes Unterfangen, um Innovationschancen, aber auch mögliche Risiken frühzeitig erkennen zu können, fasst der Ausschuss in seinem Vorwort zusammen und lobt den Bericht, weil er eine Unterscheidung zwischen Synthetischer Biologie im engeren und im weiteren Sinn einführt und für die Folgenanalyse verwendet. Der Bericht arbeite klar heraus, dass die praktische Nutzung der Synthetischen Biologie im engeren Sinne, also vom Menschen von Grund auf "designter" künstlicher biologischer Systeme, noch in weiter Ferne liege und daher in den kommenden Jahren wenig gesellschaftliche und politische Relevanz entfalten dürfte. Anders sei dies bei der Synthetischen Biologie im weiteren Sinne - verstanden als nächste Stufe der Bio- beziehungsweise Gentechnologie. Durch die zunehmend einfachen und schnelleren Möglichkeiten der gezielten molekularbiologischen Veränderung bekannter Organismen sei in den nächsten Jahren mit einer großen Zahl von Anwendungen zu rechnen, heißt es im Vorwort. Nachdem sich die Vorhaben der Synthetischen Biologie in der Vergangenheit vorrangig auf die Veränderung von Mikroorganismen für die industrielle und medizinische Nutzung gerichtet habe, seien in jüngster Zeit die Anwendungen neuer Genveränderungstechnologien auch bei Pflanzen und Tieren und sogar dem Menschen in den Fokus der wissenschaftlichen und regulativen Debatte gerückt.
Die Wissenschaftler machen deutlich, dass das Potenzial des sehr heterogenen Feldes innerhalb von Wissenschaft, Wirtschaft und Politik unterschiedlich eingeschätzt würde, was auch an der nach wie vor fehlenden stringenten Definition liege. Insbesondere eine wissenschaftlich sinnvolle, auch für Laien leicht nachvollziehbare Abgrenzung gegenüber der Gentechnologie sei bislang nicht gelungen. Die Untersuchung richte sich neben naturwissenschaftlich-technologischen Aspekten insbesondere auf Fragen der Ethik, der Sicherheit (Biosafety und Biosecurity), des geistigen Eigentums, der Regulierung (beziehungsweise Governance), der öffentlichen Wahrnehmung sowie einer adäquaten und frühzeitigen Chancen- und Risikokommunikation.
Viele Forschungs- und Entwicklungsansätze der Synbio würden sich auf die Nutzung nachwachsender anstelle fossiler Rohstoffe in der Chemie- und Energieproduktion und damit auf Kernbereiche einer zukünftigen "Bioökonomie" richten. Hinzu kämen vielfältige Ansätze in der Medizin sowie der Umweltsensorik und -sanierung. In der Summe könne bilanziert werden, dass der Entwicklungsstand der Synbio noch nicht sehr weit fortgeschritten sei und eine zukünftige Überlegenheit und ökonomische Durchsetzungsfähigkeit von Synbio-Ansätzen nicht ernsthaft abgeschätzt werden könne.
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