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Berlin: (hib/PK) Viele Kinderkrankenhäuser und Kinderabteilungen kämpfen mit Personalmangel und einer latenten Unterfinanzierung. Das erklärten Gesundheitsexperten am Mittwoch im Gesundheitsausschuss des Bundestages und machten zugleich deutlich, dass die medizinische Versorgung von Kindern sehr aufwändig ist und sich von der für Erwachsene stark unterscheidet.
Grit Genster von der Gewerkschaft verdi betonte, es fehlten insgesamt 100.000 Pflegestellen. Das von der Bundesregierung mit der unlängst verabschiedeten Krankenhausstrukturreform aufgelegte Pflegestellenförderprogramm sei lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Pflegekräfte seien immer stärker gefordert und immer früher ausgelaugt. Drei Viertel aller Pflegekräfte könnten sich nicht vorstellen, ihren Beruf bis zur Rente auszuüben. Hier seien schnelle Lösungen gefordert. In den Kinderabteilungen seien überdies auch die Fixkosten höher durch das spezialisierte Personal und weniger planbare Fälle durch eine hohe Notfallquote.
Auf die hohen Fixkosten ging auch Jochen Scheel, Geschäftsführer der Gesellschaft der Kinderkrankenhäuser und Kinderabteilungen in Deutschland (GKinD), ein. Er rechnete vor, dass eine kleine Kinderabteilung mit knapp zwölf Vollkräften, spezialisierten Ärzten und Pflegern sowie Präsenzdiensten leicht auf Fixkosten in Millionenhöhe komme.
Um die hohen Gesamtkosten auszugleichen, seien mindestens 2.000 zu behandelnde Fälle in der Kinderabteilung nötig, alles darunter sei unwirtschaftlich. Scheel forderte neben den nicht kostendeckenden Fallpauschalen (DRG) eine zusätzliche Vergütungskomponente für Kinderabteilungen, um die spezialisierte medizinische Versorgung von Kindern auch flächendeckend erhalten zu können.
Christian Jacobs vom Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) versicherte, jede Leistung werde über die Fallpauschalen auch vergütet. Einige Kliniken kämen damit zurecht, andere nicht, wenn sie zum Beispiel eine zu geringe Auslastung hätten und hohe Vorhaltekosten. Die Fallpauschalen könnten im Übrigen auch angepasst werden. So gebe es neuerdings in der Kinderonkologie für sogenannte Langlieger ab dem achten Tag eine hohe ergänzende Finanzierung.
Der Gesundheitswissenschaftler Michael Simon von der Hochschule Hannover ging auf die Kinderkrankenpflegeausbildung ein, deren Akzeptanz nach wie vor groß sei. Der Beruf habe ein hohes Ansehen und werde meist von jungen Leuten mit Abitur ergriffen. Allerdings blieben viele Pflegekräfte nicht lange dabei. Die Frühverrentung bei Pflegekräften sei ein großes Problem, Altersarmut könne die Folge sein.
Das bestätigte Scheel, der die durchschnittliche Verweildauer im Pflegeberuf mit zehn Jahren angab. Insofern sei auch die von der Bundesregierung angestrebte generalistische Pflegeausbildung problematisch, weil dann mitsamt der Grundausbildung und Spezialisierung auf Kinderkrankenpflege vermutlich allein schon sechseinhalb Jahre verstreichen würden. Das sei zu viel.
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