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Berlin (hib/wid) Ferien unterm Reetdach - ein Geschäftsmodell, mit dem Vermieter im Ostseebad Ahrenshoop die gewinnträchtigsten Erfahrungen gemacht haben. Unterkünfte in traditioneller Bauweise werden von Touristen stärker nachgefragt, sind also einträglicher zu vermarkten als regional untypische Allerweltsgebäude. Urlauber suchen das Authentische und Unverwechselbare. Architektur und Fremdenverkehr können also voneinander profitieren, doch besteht zwischen beiden Sektoren bislang viel zu wenig Austausch und Synergie. So lautet der Befund einer Studie über "Regionale Baukultur und Tourismus", die das Bundesumweltministerium und das ihm nachgeordnete Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung 2013 in Auftrag gegeben haben, und die am Mittwoch im Tourismusausschuss vorgestellt wurde.
Zwei Jahre lang haben Mitarbeiter der Kölner COMPASS-Tourismusberatung und des Aachener Architekturbüros HJPplaner rund 50 Fremdenverkehrsorte in acht Regionen untersucht. Neben Ahrenshoop, wo das Reetdach ein auch von der Gemeinde mit einer strikten Bausatzung sorgsam gehütetes Markenzeichen ist, wurden der Fläming mit seinen historischen Stadtkernen, das sächsische Löbau mit einem Architekturensemble der klassischen Moderne, die Lutherstädte mit ihrem Weltkulturerbe, das Eichsfeld, wo eine Naturparkverwaltung die Dorfverschönerung fördert, das Weinbaugebiet Unterfranken, das Altmühltal und der Südschwarzwald auf modellhafte, aber auch abschreckende Beispiele hin betrachtet.
"Baukultur ist mehr als der ästhetische Ausdruck einzelner Gebäude, auch mehr als historisches Erbe. Sie ist wichtiger Bestandteil einer integralen Stadtentwicklung", betonte Gabi Kautz vom Umweltministerium. Nach ihren Worten verfolgen die Auftraggeber mit der Studie das Ziel, die Kommunikation und den Austausch zwischen Bauwesen und Tourismussektor zu stärken. Daran fehle es bisher. Es gehe darum, historische Bausubstanz zu bewahren, aber auch, moderne, regionaltypische Architektur zu schaffen. Das Ministerium will deswegen ein bis 2019 befristetes Forschungsvorhaben ausschreiben, an dem sich Regionen mit Modellprojekten beteiligen können. Ein weiteres Ergebnis der Initiative war die Gründung eines Netzwerks "Baukultour" mit einem gleichnamigen Internetauftritt.
Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung hat nach den Worten von Anca Carstean erst in den letzten Jahren sein Forschungsinteresse der Baukultur im ländlichen Raum zugewandt, nachdem es sich bis dahin vor allem mit städtischem Bauen befasst hatte. Dass Architektur für den Tourismus "unglaublich wichtig" sein könne, betonte auch Carstean, und zitierte den Tourismusdirektor von Baiersbronn, der einen modernem Holzbau in seiner Gemeinde mit den Worten kommentiert habe: "Der Fritz hat es geholt, der Anselm hat es gesägt und der Jogi hat es eingebaut, und dann sagen die Leute: Das ist gut, das sind wir." So werde regionale Identität gestärkt.
"Baukultur ist gelebte Wirtschaftsförderung", sagte Frank Pflüger von Aachener Büro HJPplaner. Hochwertige Bauten steigerten die Attraktivität einer Region. Hier liege ein "Schatz für die Entwicklung im ländlichen Raum". Die Studie habe gezeigt, dass es "viele Ansätze" und "hohe Potenziale" gebe. Zu den Empfehlungen der Gutachter zählt abgesehen von einer engeren Vernetzung zwischen Architektur und Tourismus auch eine konsequentere Verknüpfung von öffentlicher Förderung mit Qualitätserfordernissen in der Baukultur.
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