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Dezember 12/2000
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"Interesse an fast gläserner Produktion"

Interview mit dem Ausschussvorsitzenden Peter H. Carstensen

Seit Anfang der 90er Jahre steht BSE auf der nationalen und EU-weiten Agenda. Wie hat der Ausschuss seitdem zu einem verbesserten Verbraucherschutz beigetragen?

Peter H. Carstensen.
Peter H. Carstensen.

Carstensen: Gerade die aktuelle Diskussion über die Folgen von BSE in Deutschland zeigt, wie notwendig auch die Auseinandersetzung in einem Fachausschuss ist. Der Agrarausschuss bringt sich dabei mit Ideen und mit Kritik ein und sorgt mit seinen Entscheidungen, hier das Tiermehl in der Fütterung zu verbieten, für einen weit reichenden Verbraucherschutz. Aus dem Ausschuss kommt aber auch die Forderung nach besseren und mehr Kontrollen in Form von Schnelltests. Ziel ist ein verbesserter Verbraucherschutz und die Unterstützung einer aus meiner Sicht auch vorhandenen nachhaltigen Landwirtschaft. Deshalb wird es gerade bei den eben beschlossenen Gesetzen auch ein "Monitoring", sprich eine Kontrolle geben, welche Auswirkungen das Gesetz haben wird und was zu verbessern ist.

Wird der Ausschuss künftig über Maßnahmen nachdenken müssen, die auch bei anderen Lebensmitteln die Transparenz der Produktionsweise erhöhen, etwa eine Kennzeichnungspflicht für Eier?

Natürlich. Wir haben ebenso wie die Bauern ein Interesse an einer offenen, fast gläsernen Produktion. Die Verbraucher müssen die Agrar-, die Lebensmittelproduktion "begreifen" können. Dazu kann auch eine umfassende Kennzeichnung der Produkte gehören. Aber darüber muss man sprechen. Es ist aber auch nicht ratsam, den Verbraucher mit Informationen zu überschütten, die nicht mehr zu verstehen sind. Es geht darum, das Vertrauen in die landwirtschaftliche Produktion zu erhalten oder wieder herzustellen. Unsere Bauern haben ebenso wie die Verbraucher ein Interesse an der Produktion gesunder Erzeugnisse. Nur mit Qualität und mit gesunden Tieren können sie Geld verdienen. Wenn nun andere Produktionen gefordert werden, wenn mehr Auflagen kommen, muss auch der Verbraucher akzeptieren, dass er für Nahrungsmittel mehr bezahlen muss. Jede Qualität hat ihren Preis.

Wird der Spielraum der nationalen Landwirtschaftspolitik durch Vorgaben in Brüssel nicht sehr stark eingeschränkt?

Dieses ist ein gerne benutztes Argument – eine Entschuldigung – um von eigenen Versäumnissen abzulenken. Natürlich ist eine gemeinsame Agrarpolitik unser Ziel, aber diese wird auch durch einzelne Länder gestaltet. Trotzdem ist genügend Spielraum vorhanden, was ja auch in den letzten Monaten festzustellen war und leider zu einer Benachteiligung der deutschen Landwirte im Wettbewerb geführt hat, z.B. durch Ökosteuer und Agrardiesel. Auch im Verbraucherschutz gibt es Möglichkeiten, eigene Wege zu gehen.

Welchen Reformbedarf sehen Sie – ausgehend von der Agenda 2000 und der EU-Osterweiterung – auf die deutsche Landwirtschaft zukommen?

Durch WTO und EU-Osterweiterung kommen wichtige Herausforderungen auf die Landwirtschaft zu. Das Ziel der Agrarpolitik muss sein, Wettbewerbsfähigkeit herzustellen und gleiche Bedingungen für die Produktion auch innerhalb einer größeren EU anzustreben. Die deutsche Landwirtschaft und die Verarbeitungsindustrie müssen noch mehr als bisher mit Qualitäten überzeugen. Dazu benötigen wir eine kostengünstige Produktion in der Landwirtschaft und eine schlagkräftige Verarbeitungs- und Vermarktungsindustrie.

Quelle: http://www.bundestag.de/bp/2000/bp0012/0012079
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