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23.08.2000
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Rede von Bundestagsvizepräsident Rudolf Seiters anläßlich der Eröffnung der "Tage der Einblicke und Ausblicke" am 23. August 2000

Täglich kommen viele Besucherinnen und Besucher zum Reichstagsgebäude, um von der Dachterrasse und aus der Kuppel einen Blick zu werfen über das neue Berlin im Parlaments- und Regierungsviertel. Die Zahl geht mittlerweile in die Millionen. Heute öffnen wir unser Parlamentsgebäude für die Bevölkerung, um ihr auch einen Blick ins Innere des Parlaments zu ermöglichen. Wir haben das die "Tage der Einblicke und Ausblicke" genannt - wichtige Tage, denn die parlamentarische Demokratie lebt ja nicht allein vom Wechselspiel von Regierung und Opposition, sondern auch von der Öffentlichkeit der Politik, vom kritischen Bürgersinn und davon, dass sie in den Köpfen und Herzen der Menschen fest verankert ist als lebendige, gelebte Demokratie.

Wir Parlamentarier möchten daher alle unsere Besucher in diesen Tagen einladen, sich ein persönliches Bild zu machen - von unserem Hause, von unserer politischen Arbeit. Die Fraktionen im Deutschen Bundestag werden sich rund um das Parlamentsgebäude vorstellen und - sie freuen sich auf das Gespräch mit Ihnen. Der Petitionsausschuss ist mit einem Info-Stand und zahlreichen Mitarbeitern vertreten. Die Kinderkommission wirbt nachdrücklich für die Zukunft unserer Kinder. Ebenfalls vertreten und zu Gesprächen bereit ist eine interfraktionelle überparteiliche Fraueninitiative.

Liebe Besucherinnen und Besucher, nutzen Sie die Gelegenheit zum Gespräch - suchen Sie den Dialog mit der Politik. Die Demokratie braucht diesen Dialog. Wir sind ja alle dankbar für die vergangenen 50 Jahre, in denen zunächst in der alten Bundesrepublik Deutschland parlamentarische Demokratie in Frieden und Freiheit gewachsen ist und die nun seit der Wiedervereinigung in ganz Deutschland gilt - erst in der Bundeshauptstadt Bonn, jetzt in der Bundeshauptstadt Berlin, in der wir auf Schritt und Tritt den Spuren Deutscher Geschichte begegnen, und wo wir unmittelbar das Zusammenwachsen von zwei Teilen einer großen Metropole beobachten können. Mauer und Stacheldraht waren vor 10 Jahren noch wenige Meter von diesem Platz entfernt. Heute bauen wir über die damalige Grenze hinweg unsere Parlamentsbauten im wiedervereinigten Deutschland, im ungeteilten Berlin.

Lassen Sie mich also unterstreichen: Wir wollen und müssen mehr sein als nur ein interessanter Besuchspunkt im Berlinprogramm von Besuchern. Wir wollen in diesem Hause eine politische Kultur pflegen, die einer in mehr als 50 Jahren gewachsenen parlamentarischen Demokratie würdig ist. Wir wollen dies tun im fairen Umgang miteinander, im Ringen um die besten Lösungen für unser Land und seine Bürger, in Offenheit, Toleranz und Freundlichkeit. Alle Demokraten in Deutschland, die in diesem Geist politische Arbeit begreifen und gestalten, sind sich in dem Ziel einig, dass Fremdenfeindlichkeit und Radikalismus - weder von rechts noch von links - in unserem Land nicht geduldet werden können.

Quelle: http://www.bundestag.de/aktuell/presse/2000/pz_000823
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