Das Parlament
Mit der Beilage aus Politik und Zeitgeschehen

Das Parlament
Nr. 32 - 33 / 07.08.2006
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Stichwort: Die Varnas


Varna (Sanskrit: "Farbe", Kaste) ist der wichtigste Begriff für Kaste im indischen Kastensystem. Die ursprüngliche Bedeutung von Varna hat sich indirekt erhalten, indem jede der vier Hauptkas-ten mit einer Farbe assoziiert wird. Mit den Brahmanen wird die Farbe Weiß in Verbindung gebracht, mit den Kshatriyas Rot, mit den Vaishyas Gelb und mit den Shudras Schwarz.

Diesen Farben werden wiederum verschiedene Gunas (Eigenschaften) zugeordnet: Weiß steht für die Eigenschaft Sattva, also Reinheit und Klarheit, Rot für die Eigenschaft Rajas, das bedeutet Leidenschaft und Kraft. Die Farbe Schwarz bedeutet Tamas, was für Faulheit, Dunkelheit und Lethargie steht. Die Lehre von den Gunas wurde in der Samkhya-Philosophie formuliert, die auf den Philosophen Kapila zurückgehen soll. Das Samkhya vertritt grundsätzlich einen Dualismus: Das Weltgeschehen wird auf die beiden fundamentalen Prinzipien des passiven, bewussten Geistes (Purusha) und der aktiven, unbewussten "Urmaterie" oder "Natur" (Prakriti) zurückgeführt.

Das Kastensystem wird auch als ein gesellschaftlicher Körper gesehen:

Der Brahmane (Priester, Intellektueller) wird mit dem Kopf des gesellschaftlichen Körpers verglichen. Er muss völlig unabhängig sein, um seine Funktion als Lehrer und Ratgeber erfüllen zu können. Er lebt von Spenden, die er aufgrund seiner Tätigkeit erhält. Er ist mit dem Studium der Veden (altindische Schriften über Religion, Philosophie, aber auch über Naturwissenschaften, Politologie) beschäftigt.

Der Kshatriya wird mit den Armen des gesellschaftlichen Körpers verglichen. Er übt die Funktion des Monarchen, des Soldaten, des Polizisten, des Regierungsministers oder ähnliche Tätigkeiten aus. Seine physische und geistige Stärke dient dem Schutz der Bevölkerung im Allgemeinen.

Der Vaishya wird mit dem Bauch oder Magen des gesellschaftlichen Körpers verglichen. Er treibt Handel oder Ackerbau. Die Vaishyas sind untereinander gleichberechtigt. Sie unterstehen jedoch gemeinsam der Befehlsgewalt der Kshatriyas. Sie haben freie Hand geschäftlich tätig zu sein, solange sie nicht die Richtlinien der Kshatriyas oder Brahmanen verletzen.

Der Shudra wird mit den Beinen des gesellschaftlichen Körpers verglichen. Er leistet allen anderen Dienste. Die jeweiligen Arbeitgeber sind dafür verantwortlich, dass die Shudras alle Lebensnotwendigkeiten wie Wohnraum, Essen, Kleidung oder eine angemessene Arbeit erhalten. wikipedia.de/hil


Ausdruck aus dem Internet-Angebot der Zeitschrift "Das Parlament" mit der Beilage "Aus Politik und Zeitgeschichte"
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