Das Parlament
Mit der Beilage aus Politik und Zeitgeschehen

Das Parlament
Nr. 40 / 27.09.2004
Sandra Schmid

Wer suchet, der findet

Buchvorstellung: Die Politikerbibel

Die Welt häufiger durch Kinderaugen zu sehen, wünscht sich Gerhard Schröder. Angela Merkel glaubt an die Liebe als das Band, das alles zusammenhält, und Guido Westerwelle spürt beim Gedanken an Gott ein Gefühl der Wärme und Ruhe.

Ungewöhnlich persönliche Äußerungen für diese drei Spitzenpolitiker, die sich in der Politikerbibel nachlesen lassen. "Suchet der Stadt Bestes" heißt das Buch, in dem insgesamt 56 Politiker aller Bundestagsfraktionen ihre biblischen Lieblingsverse vorstellen. Vom Bundeskanzler bis zu Oppositionsführerin - alle haben den Vers, der ihnen besonders am Herzen liegt, mit der Hand abgeschrieben und dazu erklärt, was er für ihr Leben oder ihre politische Arbeit bedeutet.

Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) hat ein Gleichnis von Vögeln und Lilien aus dem Matthäusevangelium ausgewählt: "Diese Verse haben mich schon mein Leben lang beschäftigt", sagte er bei der Buchvorstellung am vergangenen Mittwoch im Bundestag. Ebenso wie Angela Merkel (CDU), Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Grüne) und Hermann Otto Solms (FDP) war Thierse in die Lobby des Reichstagsgebäudes gekommen, um über seinen Beitrag in der Politikerbibel zu sprechen. Angela Merkel möchte aber den von ihr ausgewählten Vers aus dem ersten Korintherbrief "Nun aber bleiben Glauben, Hoffnung, Liebe, diese drei, aber die Liebe ist die größte unter ihnen" nicht unbedingt auf die Politik übertragen.

Angestoßen als ökumenisches Projekt der evangelischen und katholischen Kirche, wird die Politikerbibel gemeinsam herausgegeben von Prälat Karl Jüsten, Leiter des Kommissariats der Deutschen Bischofskonferenz, und Prälat Stephan Reimers, Bevollmächtigter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland.

"Mit 'Suchet der Stadt Bestes' möchten wir einen anderen Blick auf die ermöglichen, die Tag für Tag als Politiker das 'Beste für die Stadt suchen', so Stephan Reimers. Das Jeremia-Wort sei auch eine Erinnerung und Einladung an die Politik, sich zusammen für die Gemeinschaft einzusetzen, erklärte Karl Jüsten.

Sandra Schmid


Ausdruck aus dem Internet-Angebot der Zeitschrift "Das Parlament" mit der Beilage "Aus Politik und Zeitgeschichte"
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