Das Parlament
Mit der Beilage aus Politik und Zeitgeschehen

Das Parlament
Nr. 10 / 06.03.2006

Der Verbraucher entscheidet

Interview mit Claus Hipp über Grüne Gentechnik
Der Babynahrungsmittelhersteller Claus Hipp setzt schon seit rund 50 Jahren auf den biologischen Landbau als Grundlage für die Produkte seiner Firma. Gentechnik in der Landwirtschaft betrachtet er als den "falschen Weg".

Das Parlament:    Wie bewerten Sie die Absicht des neuen Landwirtschaftsministers Horst Seehofer, den Anbau von Genpflanzen stärker zu fördern?

Claus Hipp:     Unser Landwirtschaftsminister setzt nur EU-Vorschriften um, die er umsetzen muss. Er hat aber gesagt, dass keine Anbaumethode die andere behindern oder schädigen darf.

Das Parlament:    Vor einigen Wochen haben Sie angekündigt, Rohstoffe nicht mehr aus Deutschland zu beziehen, wenn das deutsche Gentechnikgesetz aufgeweicht werden sollte und Sie nicht mehr garantieren könnten, dass Ihre Produkte wirklich genfrei sind. Wie konkret sind Ihre Pläne inzwischen?

Claus Hipp:     Auch jetzt haben wir schon Bio-Bauern im Ausland, mit denen wir gut zusammenarbeiten. Somit hat HiPP die Möglichkeit, auch in Zukunft seine Qualitätsversprechen zu garantieren.

Das Parlament:    Welche Länder kämen dann für Sie in Betracht als Hauptlieferanten für Rohstoffe?

Claus Hipp:     Jene, die so nah wie möglich am Standort sind.

Das Parlament:    Zum Beispiel?

Claus Hipp:     Österreich, die Schweiz.

Das Parlament:    Was ist so schlimm an genveränderten Nahrungsmitteln?

Claus Hipp:     Es gibt Wissenschaftler, die die Grüne Gentechnik ohne Bedenken befürworten, und es gibt Wissenschaftler, die große Bedenken haben. In dieser Lage müssen wir die Bedenken der Wissenschaftler ernst nehmen und alles tun, damit die Angst der Verbraucher beseitigt wird.

Das Parlament:    Welche Gefahren sehen Sie in der Grünen Gentechnik konkret?

Claus Hipp:     Albrecht Thaer - er lebte von 1752 bis 1828 -, der größte Agrarwissenschaftler und Arzt sagte: "Gesunder Boden ist die Voraussetzung für gesunde Pflanzen, gesundes Vieh und gesunde Nahrung für den Menschen." In über 150 Jahren hat die Menschheit die Gesundheit der Böden gestört und wir sind dabei, die Schöpfungsordnung der Pflanzen der Unordnung der Böden anzupassen. Das ist für jeden erkennbar der falsche Weg.

Das Parlament:    "Dafür stehe ich mit meinem Namen", heißt Ihre Empfehlung an die Kunden. Ist der Einsatz von genmanipulierten Nahrungsmitteln mit den Grundsätzen des ehrbaren Kaufmanns nicht vereinbar oder sehen Sie als Babynahrungshersteller besondere Gefahren der Gentechnik gerade für die Gesundheit der Kleinen?

Claus Hipp:     Gentechnisch veränderte Pflanzen sind im biologischen Landbau verboten. Seit mehr als 50 Jahren betreiben wir biologischen Landbau aus Überzeugung. Die Verbraucher lehnen die Grüne Gentechnik ab. Wir erfüllen nur den Willen der Verbraucher.

Das Parlament:    Was sagen Sie den Befürwortern dieser Technik, deren Argumente Sie ja kennen?

Claus Hipp:     Die Argumente habe ich vor 40 Jahren schon gehört, als ich Bauernberatung gemacht habe. Da ging es um Spritzmittel und Kunstdünger. Sie waren damals unzutreffend und sind es heute auch.

Das Interview führte Bernadette Schweda. Sie ist Redakteurin bei "Das Parlament".


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