Das Parlament
Mit der Beilage aus Politik und Zeitgeschehen

Das Parlament
Nr. 10 / 06.03.2006
Stichwort:

Zentrale Ethik-Kommission

Wenn Forscher in Deutschland embryonale Stammzellen nutzen wollen, brauchen sie die Erlaubnis der Zentralen Ethik-Kommission für Stammzellforschung (ZES). Die Kommission ist im Robert Koch-Institut angesiedelt, dem zentralen Gesundheitsinstitut der Bundesregierung. Berufen wurde die ZES im Sommer 2002 mit dem Inkrafttreten des Stammzellgesetzes. Die ZES hat neun Mitglieder: fünf Biologen und Mediziner, vier Ethiker und Theologen. Berufen werden sie für drei Jahre von der Bundesregierung. Seit Juli 2005 arbeitet bereits die zweite Kommission.

Wenn ein Antrag auf Verwendung humaner embryonaler Stammzellen eingeht, prüfen die ZES-Mitglieder die Hochrangigkeit der Forschungsziele und ob es tatsächlich keine Alternative zur Verwendung von Stammzellen gibt. Sie bewerten, ob das Vorhaben ethisch vertretbar ist und geben eine Stellungnahme beim Robert Koch-Institut ab - der eigentlichen Genehmigungsbehörde. Bislang hat die ZES 15 Anträge genehmigt. Die Zusammensetzung der ZES war bei ihrer Gründung unter anderem von der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" stark kritisiert worden. Mit der Berufung von fünf Natur- gegenüber vier Geisteswissenschaftlern sei klar, dass naturwissenschaftlichen Argumenten Vorrang vor ethischen Bedenken gegeben werde. Der Vorsitzende der ersten und der derzeitigen Kommission, Philosophieprofessor Ludwig Siep von der Universität Münster, hatte zudem für Aufsehen gesorgt, als er im Mai 2003 öffentlich verkündet hatte, dass er zwar die Einhaltung der Kriterien des Embryonenschutzes kontrolliere, persönlich aber einen Rechtsschutz für Embryos für unnötig halte. Neben Siep vertritt Claudia Wiesenmann von der Universität Göttingen den Bereich Ethik. Als Theologen wurden Klaus Tanner (Universität Halle-Wittenberg) und Antonio Autiero (Universität Münster) berufen. Für die Biologie stehen Henning Beier (Technische Hochschule Aachen) und Anna Wobus vom Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung Gatersleben. Als Mediziner prüfen die Forschungsvorhaben der Rostocker Gustav Steinhoff, Marion Kiechle aus München und Anthony Ho aus Heidelberg.

gvl

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