Das Parlament
Mit der Beilage aus Politik und Zeitgeschehen

Das Parlament
Nr. 14 / 03.04.2006
Johanna Metz

Aufgekehrt...

Dass Angela Merkel ein Schatz ist, haben wir ja schon immer gewusst. Aber dass sie so kostbar ist, wie eine Antikensammlung, ist neu. Wer daran zweifelt, sollte wissen, dass Frau Merkel besonderem Schutz unterliegt: Die Überwachungskameras des Berliner Pergamonmuseums behalten nämlich nicht nur die römischen Altertümer Tag und Nacht im Auge, sondern auch die Bundeskanzlerin und ihren Gatten im Haus gegenüber. Da wohnt Familie Merkel/Sauer ganz privat, und wer will schon bestreiten, dass man auch dort ganz doll auf beide aufpassen muss? Eine Regierungschefin ist schließlich immer im Dienst, auch auf dem heimischen Sofa.

Bislang allerdings ist es vor allem Merkels Ehemann, Professor Sauer, der von dem diskreten Schutz profitiert. Das kann eine deutsche Boulevard-Zeitung bestätigen. Sie hat die Schutzmaßnahme nächtens höchstpersönlich überprüft und sich dabei von der Unversehrtheit des Gatten überzeugt: Am fraglichen Abend, als die Reporter die Kamera per Joystick an die Hausfront zoomten, saß der Angetraute friedlich auf dem Sofa und sah fern.

Wer nun nörgeln möchte und mit Privatsphäre und Persönlichkeitsrechten anfängt, dem sei gesagt: Eine bessere PR kann Frau Merkel gar nicht haben. Herr Sauer wurde ja nicht im Brioni-Anzug und kubanische Zigarren qualmend auf dem Sofa erwischt. Vielmehr wissen wir jetzt, dass es bei Kanzlers zu Hause kaum anders zugeht als bei uns Normalos. Das beruhigt, demonstriert Volksnähe und zeigt uns, dass Politiker im Grunde auch nur Menschen sind. So mancher Promi würde für eine solche Homestory sogar Geld zahlen!

Das aber hat Angela Merkel gar nicht nötig. Der Platz in der Geschichte, ja der Weltgeschichte, ist ihr längst sicher. Man könnte sogar sagen, sie gehört nach nur vier Monaten Amtszeit zum Weltkulturerbe der Unesco - so wie das Berliner Pergamonmuseum, dessen Überwachungskameras Merkel und andere Schätze der Weltkultur wachsamen Auges behüten. Uns regiert die kostbarste Kanzlerin der Welt! Wir sollten stolz darauf sein!

Im Museumsprospekt wird es bald heißen müssen: "In der Antikensammlung werden Kunstwerke des griechischen und römischen Altertums gezeigt, antike Schätze aus dem alten Rom, aus Troja und Griechenland und dem brandenburgischen Templin. Entdecken Sie in unserem Hause Vasen, Mosaiken, Schmuck und grellbunte Blazer. Und als besonderes Highlight: Besichtigen Sie den Pergamonaltar, das Markttor von Milet sowie eine originale deutsche Couchgarnitur aus dem 21. Jahrhundert nach Christus."

Die Fans der Kanzlerin können ganz beruhigt sein: Auch wenn die Amtszeit von Angela Merkel irgendwann mal endet - ins Museum hat sie es bereits geschafft.


Ausdruck aus dem Internet-Angebot der Zeitschrift "Das Parlament" mit der Beilage "Aus Politik und Zeitgeschichte"
© Deutscher Bundestag und Bundeszentrale für politische Bildung, 2006.