Experten: Vorschulkinder treiben immer weniger Sport
Berlin: (hib/STT) Immer weniger Kinder treiben nach Ansicht von Experten Sport. Dies hat nicht nur Folgen für die Gesundheit, sondern auch negative Auswirkungen auf die gesamte Entwicklung der Kinder. Welche Maßnahmen zur Verbesserung der Bewegungserziehung im Vorschulalter ergriffen werden sollen, berät der Sportausschuss in einer Anhörung am Mittwochnachmittag. Lorenz Peiffer vom Institut für Sportwissenschaft der Universität Hannover erklärt in einer schriftlichen Stellungnahme, dass der Gesundheitszustand von Kindern bei Einschulungsuntersuchungen schlecht bewertet wird. So hätten 60 Prozent der Kinder Haltungsschäden, 30 Prozent litten an Übergewicht und 40 Prozent zeigten Schwächen in der "koordinativen Fähigkeit". Fehlende frühkindliche Bewegungserziehung habe negative Auswirkungen auf die gesundheitliche, soziale, kognitive und motorische Entwicklung der Kinder. Renate Zimmer (Fachbereich Erziehungs- und Kulturwissenschaft der Universität Osnabrück) betont, dass zwar jeder Kindergarten Bewegungsangebote mache, diese aber in Ausstattung und Qualität sehr unterschiedlich seien. So reiche die Palette von streng reglementierten Turnstunden bis hin zu so genannten freien "Bewegungsbaustellen". Zudem sei sowohl die Ausbildung als auch das Fortbildungsangebot im Bereich Bewegung für Erzieher lückenhaft. Die Ausbildung sei nur in ihren Grundpositionen bundesweit einheitlich geregelt, die Ausgestaltung der jeweiligen Lehrpläne liege jedoch in der Verantwortung der einzelnen Länder. Hier komme es zu erheblichen Differenzen hinsichtlich Umfang und Inhalt des Faches "Sport/Bewegungserziehung".
Gerade in der letzten Zeit sei das Interesse an der Sporterziehung stark gestiegen, so Regina Köhlinger, Leiterin der Kindertagesstätte "Bärenland". Grund dafür seien die in den letzten Jahren zunehmenden Auffälligkeiten bei Vorschulkindern und eine stärker werdende Diskussion des Themas in den Massenmedien. Im Vergleich zu anderen Ländern sei zu beobachten, dass deutsche Eltern sich selbst wenig um die Bewegungserziehung ihrer Kindern kümmern und dies lieber Institutionen und Vereinen überließen. Horst Ehni vom Institut für Schulpädagogik der Universität Hamburg fordert ein Umdenken von Politikern, Wissenschaftlern, Erziehern und Eltern. Die Wissenschaft müsse sich mit dem Thema der frühkindlichen Bewegungserziehung beschäftigen und ihre Bedeutung für die weitere Entwicklung der Kinder erforschen. Aufgabe der Politik sei es, dies zu fördern und die daraus gewonnenen Ergebnisse dann in gesellschaftliche Praxis umsetzen. Im Vordergrund stehe dabei die Ausbildung der Erzieher.