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Grüne fordern Schutz der Menschenrechtsverteidiger

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen fordert eine stärkere Zusammenarbeit mit demokratischen Gruppierungen und zivilgesellschaftlichen Institutionen in Russland. "Mit der Vorstellung, die russische Regierung könnte 'strategischer Partner' der EU sein und Modernisierungsinteressen teilen, wurden in den zurückliegenden Jahren große Hoffnungen verknüpft", schreiben die Abgeordneten in einem Antrag (18/9673), der am Donnerstag, 22. September 2016, ab 16.05 Uhr auf der Tagesordnung des Bundestagsplenums steht.

Die Sitzung wird live im Parlamentsfernsehen, im Internet auf www.bundestag.de und auf mobilen Endgeräten übertragen.

Fortwährende Verletzung der Menschenrechte in Russland

Die Grünen fordern die Bundesregierung auf, „Menschenrechtsverteidigerinnen und Menschenrechtsverteidigern in Russland zur Seite zu stehen“. Mit der Vorlage erinnern die Abgeordneten an die Ermordung der regierungskritischen russischen Journalistin und Menschenrechtsaktivistin Anna Politkowskaja, die vor zehn Jahren, am 7. Oktober 2006, vor ihrer Wohnung in Moskau erschossen wurde. Gegenüber Russland dürfe kein Zweifel daran gelassen werden, dass die fortwährende Verletzung der Menschenrechte in Russland inakzeptabel und unvereinbar mit nationalem und internationalem Recht sei.

Heute sei leider festzustellen, dass die russische Regierung kein Interesse an Modernisierung erkennen lässt und ihre Politik einer Partnerschaft zwischen EU und Russland zuwiderlaufe. "Der politische Kurs, den Präsident Putin eingeschlagen hat, führt Russland immer weiter weg von Demokratie und einer notwendigen Modernisierung des Landes." Internationale Verpflichtungen und Standards, zu denen sich Russland aus freien Stücken bekannt habe, würden mittlerweile offen in Frage gestellt. Die Annexion der Krim durch Russland und die verdeckte Kriegsführung in der Ostukraine hätten dies auf dramatische Art und Weise vor Augen geführt.

Freilassung und Rehabilitierung politischer Gefangener

Das Vorgehen Russlands habe erschütternde Konsequenzen sowohl für die Ukraine, als auch für die gesamteuropäische Friedensordnung, die unter dem Dach der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) zusammen mit Russland und vielen weiteren Staaten errichtet worden sei. Die Abkehr von den Werten und Standards der Europäischen Menschenrechtskonvention, die vor dem Hintergrund der tragischen Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges und des Kampfes gegen Totalitarismus erschaffen worden sei, sei in der Innenpolitik des Kremls seit langem sichtbar.

Die Bundesregierung soll im Rahmen des diesjährigen deutschen OSZE-Vorsitzes "und darüber hinaus ausdrücklich auf der uneingeschränkten Gültigkeit der Vereinbarungen aus der Schlussakte von Helsinki und der Charta von Paris bestehen und jede Verletzung der OSZE-Prinzipien entschieden zurückweisen". Weitere Forderungen zielen auf die "Freilassung und Rehabilitierung aller politischen Gefangenen", auf "stärkere, effektive und unbürokratische Unterstützung der Zivilgesellschaft ", sowie eine "Lockerung der EU-Visabestimmungen und eine perspektivische Aufhebung der Visumpflicht". (ahe/eis/22.09.2016)