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Eine Sitzungswoche im Bundestag
Volksvertretung – das lässt sich nicht ein- oder ausschalten. Wer Volksvertreter ist, der ist es rund um die Uhr. Auch am Wochenende. Vielleicht sogar besonders intensiv. Denn hier ist die Gelegenheit der direkten Begegnung, die Verpflichtung zu ständiger Rechenschaft. Was für andere pures Vergnügen ist, kommt beim Abgeordneten in den offiziellen Terminkalender.
„Am Wochenende gehören Papa und Mama mir“ – Politikerkinder sind daran gewöhnt, dass das für sie nur mit großen Abstrichen gilt und auf vielleicht ein Wochenende im Monat beschränkt ist. Denn natürlich soll der Volksvertreter nicht nur im Wahlkampf in seiner Region präsent sein. Was für die Bürger seines Wahlkreises Anlass zum Feiern ist, soll für ihn Anlass zum Mitfeiern sein – und gern wird bei Jubiläen auch ein nettes Geschenk des Abgeordneten entgegengenommen. Wer nach der Wahl zu seinen Wählern auf Distanz geht, hat kaum Chancen auf eine Wiederwahl oder darauf, von den örtlichen Parteigremien nach vier Jahren wieder aufgestellt zu werden.
Besonders zwischen zwei Sitzungswochen bildet das Wochenende auch die einzige Möglichkeit, die während des Aufenthaltes in Berlin angefallenen Dinge im Wahlkreisbüro zu erledigen. Vieles kann zwar unter der Woche im Telefonkontakt und Computerverbund von der Hauptstadt aus geregelt werden. Aber nicht alles. Und so sind ein paar Stunden für diesen Schreibtisch einzuplanen.
Nicht alles konnte auch während der Sitzungswoche studiert werden. Manche Themen, die zu den Schwerpunkten der politischen Arbeit des jeweiligen Abgeordneten gehören, wurden von der Lawine anderer Themen überrollt und müssen nun durchgearbeitet werden, damit der Abgeordnete zum Start in die neue Woche auch argumentativ fit ist und sich in den neuesten Entwicklungen und Details seiner Materie auskennt. Meistens reicht Aktenstudium allein nicht – Telefonate mit Mitarbeitern und Kollegen laufen auch über das Wochenende.
Zudem haben die Abgeordneten bereits auf dem Weg ins Parlament oft in der Region Verantwortung für ihre Partei übernommen, sind Mitglieder im Orts- oder Kreisvorstand oder sogar Vorsitzende dieser Gremien. Da ist es ganz besonders wichtig, die örtlichen Parteiangelegenheiten durch Treffen mit Kolleginnen und Kollegen aus Orts- und Kreisparteivorständen in der Hand zu behalten. Für die eigene politische Zukunft kann es verhängnisvoll sein, wenn in der Heimat der Eindruck aufkommt, dass der Abgeordnete mit dem Kopf nur noch in der Bundespolitik ist. Umgekehrt erwarten die Bürger „zu Hause“, dass sie aus erster Hand die Vorgänge in Berlin erklärt bekommen. Wo die Abgeordneten gebeten werden, Grußworte zu Vereinsjubiläen zu sprechen, die Tagungen von Verbänden oder Ortsparteien mit zu eröffnen, da wollen die Zuhörer immer wieder auch einen kurzen „Bericht aus Berlin“ vermittelt bekommen.
Gerade für Mitglieder der Mehrheitsfraktionen ist das nicht immer einfach, wenn das Regierungshandeln mal wieder in scharfer Kritik der Öffentlichkeit steht. Oftmals kommen die Abgeordneten aus ihrem Wochenende dann mit einer ganz spezifischen Stimmung in die Fraktion zurück, und mitunter haben diese intensiven Begegnungen mit dem Volk auch eine veränderte Politik zur Folge – zumindest die Notwendigkeit, das Handeln öffentlich noch besser zu begründen.
Regelmäßig ist das Wochenende auch willkommene Gelegenheit, Initiativen zu mehr öffentlicher Wirksamkeit zu verhelfen, die unter der Woche in der Fülle der Themen untergegangen sind. Für Interviews und Hinweise am Samstag oder Sonntag sind die Medien in nachrichtenarmen Zeiten besonders dankbar. Und so können Abgeordnete die nächste Sitzungswoche auch schon publizistisch vorbereiten und selbst aus der zweiten oder dritten Reihe heraus neue Themen setzen – und so vielleicht den Boden für Ideen bereiten, die dann auch in den eigenen Reihen in der folgenden Sitzungswoche größere Chancen haben.
Text: Gregor Mayntz
Fotos: Phalanx Fotoagentur
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Wahlkreis: Damit das Verfassungsgebot der „gleichen“ Wahl eingehalten wird und alle Stimmen gleich viel Gewicht haben, ist das Bundesgebiet in 299 Wahlkreise eingeteilt, die eine annähernd gleiche Bevölkerungsdichte aufweisen. Dies sind durchschnittlich 249.279 Einwohner, wobei gewisse Abweichungen nach oben und unten möglich sind. Faktisch gibt es aber zwischen den Wahlkreisen erhebliche Unterschiede, die sich auch in der Betreuung durch die Abgeordneten niederschlagen: Ein Flächenwahlkreis mit großer Ausdehnung erfordert allein zeitlich mehr Fahr- und Organisationsaufwand als ein auf wenige Kilometer beschränkter Großstadtwahlkreis.