Ich möchte denjenigen, die hier so laut tönen und von
"Blut und Boden" sprechen, sagen: Ich habe hohen Respekt vor der
Heimaterde.
(Zurufe von der CDU/CSU)
- Ja, ich habe das. Ich habe in meiner Familie selbst Vertriebene,
die Tausende von Kilometern gefahren sind, um ein Stückchen
Heimaterde zu holen, ohne dass sie revanchistisch oder mit
negativen Ressentiments belegt gewesen wären.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE
GRÜNEN und der PDS)
Ich füge hinzu:Andere Völker bringen Steine an bestimmte
Orte. Wir tun heute so, als hätten wir alle damals Christo mit
großem Herzen zugestimmt.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES
90/DIE GRÜNEN und der PDS und des Abg. Ulrich Heinrich
[F.D.P.])
Ich erinnere mich noch sehr gut, dass ich in der Nacht vor der
damaligen Entscheidung glaubte, wir fänden im Deutschen
Bundestag keine Mehrheit. Es ist anders ausgegangen. Wir reden so
oft von unserer Selbstachtung und Würde. In diesem
Zusammenhang möchte ich abschließend zu bedenken geben:
Wenn wir ein Häufchen Erde ungesehen in den Trog werfen, wird
das unserer Würde weniger schaden als manche Debatte, die im
Deutschen Bundestag abläuft. Ich danke Ihnen.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES
90/DIE GRÜNEN und der PDS und des Abg. Ulrich Heinrich
[F.D.P.])
Vizepräsidentin Petra Bläss: Es spricht jetzt die
Kollegin Franziska Eichstädt-Bohlig, Fraktion Bündnis
90/Die Grünen.
Franziska Eichstädt-Bohlig (BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN): Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Ich will versuchen, ein bisschen zur Abrüstung
beizutragen, die Antje Vollmer zwar gefordert, aber meiner Meinung
nach nicht geleistet hat.
(Beifall bei der SPD und der PDS)
Ich möchte auch ein bisschen zu der kritischen
Auseinandersetzung beitragen, die Norbert Lammert eingefordert hat.
Ich glaube nicht, dass die, die sich für das Projekt - und
damit gegen den Antrag, den Sie gestellt haben - aussprechen, dies
in demütiger Bewunderung, sondern sehr wohl überlegt und
durchdacht tun.
Noch einmal zur Vorgeschichte: Als der Kunstbeirat in der letzten
Legislaturperiode beschloss - ich glaube, einstimmig, Herr Kauder
war dabei; wir haben es intensiv besprochen -, Hans Haacke zu
beauftragen, wussten wir fraktionsübergreifend, was wir taten.
Wir wussten, dass wir einen Künstler beauftragen, der die
Politik durchaus provoziert und zur Auseinandersetzung mit der
Kunst herausfordert, einen Künstler, der Politik und Kunst in
eine spannungsvolle, untrennbar miteinander verwobene
Wechselbeziehung setzen möchte.
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