Weil der Bundestag ein Empfinden für die Unangemessenheit politischer Entscheidungen über Kunst hatte, hat er sich ein eigenes Gremium, den Kunstbeirat, geschaffen, in dem Abgeordnete und Kunstsachverständige intensiv miteinander und mit den Künstlern diskutieren und dann entscheiden. Über das Haacke-Projekt hat der Kunstbeirat dreimal ausführlich debattiert und dann zweimal positiv entschieden. Um die Revision oder um die Bestätigung dieser Entscheidung
geht es. Es ist eine Entscheidung über ein Kunstprojekt mit
intellektuellem, politischem Anspruch. Es ist gewiss kein Kunstwerk
der Dekoration, der Verschönerung, der Harmonie, sondern ein
Kunstwerk der Verfremdung. Verfremdung ist eine fundamentale
Funktion von Kunst. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS) Wenn man sich, wie hier geschehen, einen Dialog zwischen
Parlamentariern und Künstlern wünscht - liebe Kollegin
Vollmer, Sie haben Recht -, dann sollte man den Dialog gerade nicht
durch ein Nein abbrechen oder verhindern. Kunst ist Freiheit. Das gilt gerade auch für Ihr Mitwirken
an diesem Projekt. Es ist selbstverständlich absolut
freiwillig. Das hat Haacke ausdrücklich betont. Sie werden zu
nichts gezwungen, auch nicht zum Herbeitragen von Heimaterde. Liebe Kolleginnen und Kollegen, Kunst ist Freiheit. Lassen wir
sie frei! Beweisen wir jene Souveränität, die dem
Bundestag im 51. Jahr seines erfolgreichen Bestehens angemessen
ist! Reagieren wir nicht mit angstvoller oder heftiger Abwehr,
sondern stellen wir uns dem Anspruch und Widerspruch des
Kunstprojektes von Hans Haacke! |
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