Es ist also durchaus legitim, wenn sich das Plenum des Deutschen
Bundestages mit diesem Projekt befasst, zumal der Bundestag als
Auftraggeber fungiert. Was aber soll nach welchen Kriterien heute
entschieden werden? Das ist die eigentliche Frage. Wir entscheiden
darüber, ob ein Kunstprojekt verwirklicht wird oder nicht. Ich
will Ihnen gestehen, dass auch ich zwiespältige Empfindungen
bei diesem Projekt habe, viele Argumente dafür und dagegen
nachvollziehbar finde. Die Erdemetaphorik halte ich für
problematisch. Darüber habe ich mit Hans Haacke gestritten.
"Wir sind das Volk" haben wir Ostdeutschen 1990 gerufen und nicht
"Wir sind die Bevölkerung". Auch das habe ich dem
Künstler im Kunstbeirat entgegengehalten. Was für eine Entscheidung treffen wir heute? Eine
ästhetische Entscheidung? Ja, selbstverständlich. Auch
diejenigen, die betonen, dass sie eine politische Entscheidung
treffen, werden doch nicht bestreiten, dass sie über das
Schicksal eines Kunstprojektes entscheiden und dass damit ein
politisches Gremium, wie es das Plenum des Bundestages nun einmal
ist, über ein Kunstprojekt entscheidet. Vor dieser
Entscheidung dürfen sie sich nicht drücken. Nun gehört es aber zu den kostbaren Vorzügen unserer
Demokratie - das möchte ich Ihnen zu bedenken geben -, dass in
ihr eine beträchtliche Sensibilität gegenüber den
misslichen, den inkommensurablen politischen Entscheidungen
über Kunst gewachsen ist. Wie sähe die Kunstgeschichte
aus, hätte das Entstehen von Kunstwerken jeweils von mehr oder
minder politischen Mehrheitsentscheidungen von Gremien
abgehangen? |
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