Ausschuss für Tourismus
TOURISMUS EFFEKTIVER ORGANISIEREN
Berlin: (hib/VOM-to) "Größere Destinationseinheiten" im Tourismus hat der Studienleiter an der Privatakademie für Touristik in Freiburg, Professor Georg Bleile, am Mittwochnachmittag im Tourismusausschuss gefordert.
Im öffentlich orientierten "Fremdenverkehr" sei die Struktur völlig atomisiert, lautete die Diagnose des Wissenschaftlers.
Es gebe mindestens 350 regionale Tourismusorganisationen, darunter 6.000 Fremdenverkehrsgemeinden, die alle für sich selbst Werbung betrieben.
Erforderlich sei eine Verdichtung, die sich nicht mehr an Kreisgrenzen orientiere. Im Schwarzwald, wo es vier Tourismusorganisationen gebe, gehe die Diskussion dahin, eine vermarktbare Destinationseinheit "Schwarzwald" zu schaffen.
Dadurch könnten auch 1,5 Millionen DM eingespart werden, so Bleile. Er plädierte im Übrigen für die GmbH oder die kleine Aktiengesellschaft als Rechtsform.
Erforderlich seien erfahrene Produktmanager, die nach erwerbswirtschaftlichen Gesichtspunkten arbeiteten.
Nach Meinung von Professor Edgar Kreilkamp von der Universität Lüneburg muss zunächst über die Aufgaben, dann erst über die Organisationsstrukturen gesprochen werden.
Geklärt werden müsse, welche Organisation welche Aufgabe übernimmt. Marketing auf Ortsebene zu betreiben mache wenig Sinn, so Kreilkamp.
Die Deutsche Zentrale für Tourismus sei eine klassische Marketing-Organisation, die nicht die Aufgabe habe, Strukturpolitik oder Lobbyarbeit zu betreiben.
Dagegen zähle die Lobbyarbeit zur Aufgabe des Deutschen Tourismusverbandes (DTV). Erforderlich seien richtungsweisende Impulse, um zu einer anderen Tourismusorganisation zu kommen.
DTV-Präsident Jürgen Linde erklärte, er habe keine Patentlösung, sehe aber in der GmbH kein Allheilmittel.
Wo öffentliches Geld drin stecke, würden politische Zwecke verfolgt. Von der Kundenseite her komme der Druck, die Tourismusprodukte handhabbarer zu machen.
Kleine Leistungsträger wie mittelständische Hotels seien aber überfordert, sich weltweit zu vermarkten. Es gelte herauszufinden, so Linde, welche Reisegebiete wirklich tragfähig seien.
Die CDU/CSU schlug vor, die deutsche Landkarte nach touristischen Landschaften neu zuzuschneiden. Organisationsstrukturen und Destinationsmanagement sollten länderübergreifend in Angriff genommen und Verbandsstrukturen neu organisiert werden.
Die SPD diagnostizierte, trotz guter Zuwächse im Deutschlandtourismus werde noch zu wenig professionell gearbeitet.
Es dauere zu lange, bis Entscheidungen getroffen werden. Aufgaben müssten neu verteilt werden. Es gebe profitable und nichtprofitable Aufgaben, an denen sich die Geister schieden.
Die F.D.P. bemängelte, der Tourismus werde vielerorts noch nicht als Wirtschaftsfaktor begriffen. Man müsse von den kommunalen Strukturen wegkommen.
Bündnis 90/Die Grünen sahen in der Privatisierung kein Allheilmittel. In den letzten Jahren habe es auch deutliche Fortschritte im Tourismusmarketing der Länder gegeben.
Es komme darauf an, gerade für den Tourismus im ländlichen Raum etwas zu bewegen. Die PDS wies darauf hin, dass gerade in den neuen Ländern durch die Stilllegung von Bahnabschnitten manche Gebiete touristisch nicht erschlossen seien.
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