Regierung: Ostdeutschland ist ein Wirtschaftsstandort mit Zukunft
Berlin: (hib/VOM) Die Konjunkturschwäche und die Anpassungskrise in der Bauwirtschaft verdecken nach Darstellung der Bundesregierung vielfach die Sicht darauf, dass in den neuen Ländern eine moderne, zukunftsfähige Wirtschaftsstruktur entsteht, die sich zunehmend auch auf internationalen Märkten behauptet. In ihrem Jahresbericht zum Stand der Deutschen Einheit (14/9950) betont die Regierung, dass die Innovationsdynamik an Kraft gewonnen habe. Dies bewiesen vor allem große Fortschritte im Hochtechnologiebereich. Das Produktionswachstum werde inzwischen vor allem von Branchen getragen, die überwiegend auf überregionale Märkte ausgerichtet sind und Güter der Spitzentechnologie oder der höherwertigen Technik produzieren. Das Wachstum im verarbeitenden Gewerbe der neuen Länder habe mit 5,3 Prozent auch im vergangenen Jahr an die hohen Werte der Vorjahre von durchschnittlich 6 Prozent anknüpfen können und sei deutlich höher als in den alten Ländern (minus 0,3 Prozent). Einen besonders hohen Anteil daran hätten der Fahrzeugbau, die Chemieindustrie, die Elektroindustrie sowie die Feinmechanik- und die Optikindustrie.
Der Anteil des verarbeitenden Gewerbes an der Bruttowertschöpfung belaufe sich mittlerweile auf 15,2 Prozent und übersteige damit deutlich den des Baugewerbes (9,5 Prozent), das noch bis Ende 1998 der stärkste Sektor gewesen sei. Die Exporte hätten sich zu einer Stütze des dynamischen Wachstums des verarbeitenden Gewerbes entwickelt, heißt es weiter. Der steigende Absatz auf überregionalen Märkte spiegele die gestiegene Wettbewerbsfähigkeit der Industrie im Osten wider. Die Lieferungen an Kunden im In- und Ausland hätten in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Die Exportquote habe sich seit 1995 fast verdoppelt (von 11,8 auf 23,2 Prozent im Jahr 2001). Dennoch liege der Exportanteil noch unter dem westdeutschen Niveau (etwa 38 Prozent). Die Regierung erwartet jedoch, dass sich diese Lücke zunehmend schließt.
Hohe Exportzuwächse gebe es vor allem im Fahrzeugbau (30,6 Prozent) und in der elektrotechnischen Industrie (26,9 Prozent). Darüber hinaus bestellten ausländische Abnehmer verstärkt Maschinenbauerzeugnisse (Werkzeugmaschinen, Pumpen, Kraftmaschinen). Deutliche Zuwächse hätten auch beim Export von chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen erzielt werden können. Wichtigster Absatzmarkt der ostdeutschen Industrie seien die EU-Länder. Ihr Anteil an den gesamten Warenausfuhren habe sich im ersten Halbjahr 2001 auf 45,1 Prozent belaufen. Gewachsen sei die Bedeutung der USA und Asiens, wohin inzwischen 14,8 beziehungsweise 11,2 Prozent aller Waren geliefert würden. Die mittel- und osteuropäischen Staaten seien mit 16,7 Prozent am Ausfuhrvolumen weiterhin bedeutsame Abnehmer ostdeutscher Produkte. Hinzu komme, dass ostdeutsche kleine und mittlere Unternehmen seit kurzem deutlich häufiger mit Marktneuheiten bei Produkten und Produktionsverfahren hervortreten als entsprechende Betriebe in den alten Ländern. Bereits 20 Prozent aller deutschen Klein- und Mittelunternehmen, die im Spitzentechnologiebereich forschen, hätten ihren Firmensitz in den neuen Ländern.
Die Regierung sieht ihren Ansatz, durch eine verstärkte Förderung von regionalen und technologiebezogenen Netzwerken in den neuen Ländern das Defizit an forschungsintensiven Großunternehmen auszugleichen, als erfolgreich an. Ostdeutsche Betriebe kooperierten in der Forschung und Entwicklung stärker in Netzwerken als kleine und mittlere Unternehmen aus Westdeutschland und arbeiteten auch häufiger mit mehreren Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft zusammen.